Verdacht auf Prostatakrebs – MRT oder ultraschallgestützte Biopsie zur Abklärung?

Original Titel:
MRI-Targeted or Standard Biopsy for Prostate-Cancer Diagnosis

Bei der Krebsvorsorge wird die Prostata abgetastet oder auch der PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wert gemessen. Werden bei diesen Untersuchungen Auffälligkeiten entdeckt, werden Gewebeproben der Prostata entnommen (Biopsie), um das Gewebe genauer auf Krebszellen untersuchen zu können. In der Regel wird die Biopsie mit Hilfe von Ultraschallaufnahmen durchgeführt. Das Ultraschallgerät wird hierfür in den After des Patienten eingeführt und die Gewebeproben mithilfe dieses bildgebenden Verfahrens entnommen. Eine Alternative zu dieser Methode stellt die Magnetresonanztomographie (MRT) dar. Die MRT erzeugt Schnittbilder des menschlichen Körpers, welche vor allem bei der medizinischen Diagnostik zum Einsatz kommen. Für die Prostatakrebs-Diagnostik kann sie entweder zur Risikoeinschätzung angewandt werden oder als Hilfe für die Entnahme der Gewebeproben dienen. Doch welche Methode – MRT oder ultraschallgestützte Biopsie – eignet sich besser für die Früherkennung?

Ein großes internationales Forscherteam verglich nun die beiden Methoden miteinander. Sie untersuchten 500 Männer, die steigende PSA-Werte oder einen auffälligen Tastbefund aufwiesen und sich zuvor noch keiner Biopsie unterzogen hatten. Die Männer wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe unterzog sich der MRT (mit oder ohne Entnahme von Gewebeproben), während bei der anderen Gruppe die standardmäßige ultraschallgestützte Biopsie (Entnahme von 10 bis 12 Gewebeproben) durchgeführt wurde. Den Männern, die mit der MRT untersucht wurden, wurden nur dann Gewebeproben entnommen, wenn die MRT Hinweise auf einen Prostatakrebs gab. Diese Gewebeproben wurden dann unter Zuhilfenahme des MRT entnommen.

Insgesamt wurden 252 Männer mit der MRT und 248 Männer mit der ultraschallgestützten Biopsie untersucht. Bei 71 der 252 Männer (28 %) gab die MRT keine Hinweise auf einen Prostatakrebs, weshalb bei ihnen keine Biopsie durchgeführt wurde. Den restlichen Männern wurde hingegen Gewebeproben entnommen. Auffällig war, dass bei der Biopsie, die durch die MRT unterstützt wurde, häufiger ein aggressiverer Prostatakrebs (Gleason-Score von mindestens 7) entdeckt wurde, als bei der standardmäßigen ultraschallgestützten Biopsie. Es wurde nämlich bei 95 Männern der MRT-Gruppe (38 %) ein behandlungsbedürftiger Prostatakrebs entdeckt, während dies bei 64 Männern, bei denen die ultraschallgestützte Biopsie vorgenommen wurde (26 %), der Fall war. Dadurch zeigte sich, dass die Untersuchung mithilfe der MRT dem Standardverfahren nicht unterlegen war. Vielmehr waren bei der Zuhilfenahme der MRT weniger Biopsien nötig. Außerdem wurde mithilfe der MRT bei weniger Männern die Diagnose eines nicht zwingend behandlungsbedürftigen Prostatakrebs (Gleason-Score von höchstens 6) gestellt als mithilfe der Standardmethode zur Diagnose.

Die Ergebnisse dieser Studien deuten somit darauf hin, dass die MRT (mit oder ohne Entnahme von Gewebeproben) der standardmäßigen ultraschallgestützten Biopsie bei der Diagnosestellung überlegen war. Es konnten mit der MRT mehr Männer mit einem behandlungsbedürftigen Prostatakrebs identifiziert werden, obwohl nur bei weniger Männern Gewebeproben entnommen wurden.

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