Multiple Sklerose

Forscher bestätigen reduziertes PML-Risiko durch längere Infusions-Abstände

Original Titel:
Natalizumab Extended Interval Dosing Is Associated with a Reduction inProgressive Multifocal Leukoencephalopathy Risk in the TOUCH® RegistryAmericas Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis

MedWiss – Unter der Behandlung mit Natalizumab kann es zu einer seltenen aber schwerwiegenden Nebenwirkung kommen: eine schwere Infektion im zentralen Nervensystem. Eine Untersuchung bestätigt nun, dass eine Verlängerung der Zeiträume zwischen den Infusionen das Risiko senken kann.


Schätzungen zufolge trägt etwa jeder zweite Erwachsene das JC-Virus in sich. Infektionen damit laufen meist unbemerkt ab, ähnlich wie Herpes-Viren kann sich das Virus im Körper verstecken. Normalerweise kommt das Immunsystem gut damit klar, das JC-Virus unter Kontrolle zu halten. Bei immungeschwächten Menschen kann es aber passieren, dass das Virus eine selten vorkommende, aber schwere Gehirninfektion auslöst. Die Erkrankung wird als progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML) bezeichnet und kann tödlich sein.

Behandlung mit Natalizumab birgt Risiko für PML

Natalizumab ist ein monoklonaler Antikörper der zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) eingesetzt wird. Der Antikörper richtet sich gegen bestimmte Eiweiße auf der Oberfläche von Immunzellen und sorgt dafür, dass diese zerstört werden. So wird das Immunsystem gebremst. Der Wirkstoff wird alle vier Wochen per Infusion verabreicht.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Patienten, die länger als zwei Jahre mit Natalizumab behandelt werden, ein gesteigertes Risiko für eine PML haben – vor allem Patienten, die das Virus bereits in sich tragen. Eine Vorgehensweise, um das Risiko für eine PML bei den Patienten zu minimieren, ist den Wirkstoff nach zwei Jahren in längeren Abständen zu verabreichen.

Auch Behandlung über sechs Jahre als sicher bewertet

Aktuelle Untersuchungsergebnisse von Spezialisten aus New York zeigen, dass die Behandlung auch über sechs Jahre sicher ist, wenn die Abstände zwischen den Infusionen verlängert werden. Die Forscher errechneten eine Reduktion des Risikos für eine PML durch das Vorgehen von bis zu 94 %.

Die Forscher werteten Daten aus, die in den USA von allen JC-Virus-positiven Patienten gesammelt wurden, die an einem Programm zur Risikoevaluation für Natalizumab teilnahmen. Im Rahmen des Programms müssen alle Hersteller die Behandlung sämtlicher Patienten mit Natalizumab dokumentieren. So soll sichergestellt werden, dass die Vorteile eines Medikaments seinen Risiken überwiegen.

Verlängerte Infusionsabstände können Risiko für seltene Nebenwirkung deutlich senken

Bisher gibt es keinen optimalen Behandlungsplan für eine Verlängerung der Zeiträume zwischen den Natalizumab-Infusionen. Bei den Patienten in der Untersuchung wurde der Zeitraum zwischen den Infusionen von alle vier auf alle fünf bis 12 Wochen verlängert. Daher haben sich auch die Forscher die Daten auf unterschiedliche Weise angesehen. Sie werteten aus, wie sich ein verlängerter Abstand in den letzten 18 Monaten der Behandlung ausgewirkt hatte, wie sich ein verlängerter Abstand zu irgendeinem Zeitpunkt der Behandlung ausgewirkt hatte und wie sich ein verlängerter Abstand zwischen den Infusionen in der Vergangenheit auf das PML-Risiko ausgewirkt hatte. Ihre Ergebnisse zeigten für alle Herangehensweisen eine klinisch und statistisch nachweisbare Reduktion des Risikos für eine PML.

Die aktuelle Untersuchung berücksichtigte dabei nicht, wie die Wirksamkeit des Medikaments durch die Verlängerung der Abstände zwischen den Infusionen beeinflusst wurde. Das eine Verlängerung auf bis zu acht Wochen die Wirksamkeit von Natalizumab nicht negativ beeinflusst, hatte jedoch eine andere Untersuchung der Forscher zuvor gezeigt, die rückwirkend 2000 Patienten dazu untersuchte. Die Forscher aus New York planen jedoch weitere Untersuchungen zu dem Thema.

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