Erste Erfolge – Veliparib wird als potentieller neuer Wirkstoff bei metastasiertem Darmkrebs getestet

Original Titel:
A phase 2 study of the PARP inhibitor veliparib plus temozolomide in patients with heavily pretreated metastatic colorectal cancer

MedWiss – Patienten mit einem metastasierten Darmkrebs werden üblicherweise mit einer Chemotherapie behandelt. Forscher untersuchten in einer kleinen Studie, ob Patienten davon profitierten, wenn sie zusätzlich zu der Chemotherapie Veliparib erhielten. Ob sich Veliparib jedoch tatsächlich für die Behandlung von Darmkrebs-Patienten eignet, müssen zukünftig größeren Studien zeigen.


Wenn der Darmkrebs bereits andere Körperregionen befallen hat (Metastasen gebildet hat), ist eine lokale Behandlung alleine nicht mehr ausreichend. Es werden dann Wirkstoffe eingesetzt, die auf den gesamten Körper wirken. Eine Standardbehandlung stellt in diesem Fall eine Chemotherapie dar. Bei der Chemotherapie wird dem Patienten ein sogenanntes Zytostatikum verabreicht, welches die Zellvermehrung hemmt, indem es das Erbgut (die DNS) der Zelle beschädigt. Die Wirkstoffe der Chemotherapie wirken am stärksten auf sich schnell teilenden Zellen, was unter anderen auf Krebszellen zutrifft. Die Krebszelle besitzt jedoch, genauso wie andere Zellen, Reparaturmechanismen, welche die Schäden in der DNS reparieren können. Hierbei spielt das Protein PARP (Poly(Adenosindiphosphat-Ribose)-Polymerase) eine große Rolle und genau da setzt eine potentielle neue Behandlungsmöglichkeit, die derzeit für verschiedene Krebsarten untersucht wird, an. Wird nämlich die PARP gehemmt, wird verhindert, dass Krebszellen ihre DNS reparieren können, nachdem sie durch die Chemotherapie beschädigt wurden. Ein solcher PARP-Hemmer ist Veliparib.

Patienten mit einem metastasierten Darmkrebs erhielten zusätzlich zur Chemotherapie Veliparib

Ein Forscherteam aus den USA untersuchte nun, ob sich Veliparib in Kombination mit einer Chemotherapie dazu eignet, den Krankheitsverlauf von Patienten mit metastasiertem Darmkrebs, bei denen die Standardtherapien nicht ausreichend gewirkt haben, zu verbessern. Die Studie, die die Wissenschaftler zu diesem Zweck durchführten, lief wie folgt ab: 50 Patienten bekamen von Tag 1 bis Tag 5 täglich das Zytostatikum Temozolomid (150 mg/m2) und zusätzlich von Tag 1 bis Tag 7 zweimal täglich Veliparib (40 mg). Ein solcher Zyklus bestand aus 28 Tagen, danach wiederholte sich die Anwendung im neuen Zyklus entsprechend. Neben den 50 Patienten nahmen noch 5 weitere Darmkrebs-Patienten teil, die einen Tumor aufwiesen, der Störungen im DNS-Reparaturmechanismus aufzeigte. Sie wurden nach demselben Schema behandelt wie die anderen 50 Patienten. Hinzu kamen noch 20 weitere Patienten, die ebenfalls mit Veliparib behandelt wurden, jedoch eine höhere Dosis von Temozolomid bekamen (täglich 200 mg/m2 Temozolomid an Tag 1 bis Tag 5). Insgesamt wurde somit die Kombinationstherapie bei 75 Patienten untersucht.

Die zusätzliche Therapie mit Veliparib erzielte erste Erfolge

Die Kombinationstherapie mit Temozolomid und Veliparib wurde insgesamt von den Patienten gut vertragen, auch wenn bei manchen Patienten die Dosen der Wirkstoffe reduziert werden mussten, weil die Blutbildung zu stark reduziert wurde. Auch in Bezug auf den Krankheitsverlauf erzielte die Kombinationstherapie positive Ergebnisse. Bei 24 % der Patienten befand sich die Krankheit nach dem 2. Zyklus unter Kontrolle. Die Hälfte der Patienten blieb länger als 1,8 Monate von einem Fortschreiten der Erkrankung verschont und lebte noch länger als 6,6 Monate. Es schien jedoch, als ob die Patienten, bei denen die Reparaturmechanismen der Krebszellen bereits gestört waren, weniger von der zusätzlichen Veliparib-Therapie profitierten als Patienten, bei denen dies nicht der Fall war. Aufgrund der kleinen Teilnehmerzahl von Patienten mit diesen Tumoreigenschaften, handelte es sich hier jedoch nur um eine leichte Tendenz, welche in weiteren Studien erst noch geprüft werden muss, um eine klare Aussage treffen zu können.

Die Patienten mit metastasiertem Darmkrebs, bei denen alle Standardtherapien gescheitert sind, scheinen somit von einer Kombinationstherapie mit einem Zytostatikum wie Temozolomid und dem PARP-Hemmer Veliparib zu profitieren. Die Kombinationstherapie wurde insgesamt gut vertragen, selbst mit täglichen Temozolomid-Dosen von bis zu 200 mg/m2. Die Hemmung der PARP scheint somit ein vielversprechender neuer Therapieansatz bei Patienten zu sein, bei denen die gängigen Behandlungsmethoden gescheitert sind. Weitere Studien im größeren Maßstab und mit geeigneten Kontrollgruppen zum Vergleich sind nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen und die Langzeitwirkung der Kombinationstherapie zu erforschen. Erst nachdem die weiteren Studien abgeschlossen worden sind, kann darüber entschieden werden, ob Veliparib für die Behandlung von metastasiertem Darmkrebs zugelassen wird.

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