Hoffnung für Familien mit erblichem Krebsrisiko

Konsortium forscht für Menschen, die aufgrund einer seltenen Erkrankung ein erhöhtes Krebsrisiko haben / BMBF fördert Forschungsverbund mit zwei Millionen Euro

Ein Unglück kommt selten allein – diese Erfahrung müssen Menschen machen, deren Körper aufgrund einer genetischen Veränderung Schäden am Erbgut nicht ausreichend reparieren kann. Diese Schäden treten häufig auf und werden normalerweise unbemerkt korrigiert. Die Betroffenen haben somit ein drastisch erhöhtes Krebsrisiko – oft erkranken sie sogar mehrfach hintereinander an Krebs. „Besonders dramatisch ist dies, weil gängige Krebstherapien oft viele lebensbedrohliche Nebenwirkungen hervorrufen können. Diese Patientinnen und Patienten mit Erbgut-Reparatur-Defekten benötigen daher spezifische Krebstherapien“, sagt Professor Dr. Christian Kratz, Leiter der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Um bessere Behandlungsstrategien für Personen mit gestörter Erbgut-Reparatur zu entwickeln, haben Patientenvertreterinnen und -vertreter, Psychosomatikerinnen und Psychosomatiker, Frauen- und Kinderärztinnen und -ärzte, Internistinnen und Internisten, Krebsforscherinnen und Krebsforscher, Radiologinnen und Radiologen, Pathologinnen und Pathologen sowie Genetikerinnen und Genetiker aus Düsseldorf, Hannover, Heidelberg und Würzburg das Konsortium „Translationale Forschung für Personen mit abnormer DNA-Reparatur“ gegründet. Der Verbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als zwei Millionen Euro für drei Jahre gefördert und besteht aus neun Einzelprojekten. Aus Hannover sind neben dem Team von Professor Kratz auch Professorin Dr. Gudrun Göhring, MHH-Institut für Humangenetik, und Professorin Dr. Felicitas Thol, MHH-Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, an dem Verbund beteiligt. „Wir beleuchten gemeinsam die zahlreichen Aspekte, die mit dem erhöhten Krebsrisiko in Zusammenhang stehen, das diese Betroffenen haben“, erläutert Professor Kratz.

Ziele des Verbundes sind unter anderem, den betroffenen Familien, betreuenden Ärztinnen und Ärzten sowie forschenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Internet-basierte Plattform zu bieten, über die Informationen verbreitet, Daten eingegeben und Beratungen angeboten werden können. Das Konsortium arbeitet darüber hinaus daran, die psychosoziale Unterstützung für die Patientinnen und Patienten und deren Familien zu verbessern und die Mechanismen der Syndrom- und der Krebsentstehung weiter zu erforschen. Ziel ist es, Krebserkrankungen mittels verschiedener Verfahren früher, sicherer und schonender zu erkennen. Für eine bessere Krebsdiagnose und zur Entwicklung neuer Therapiestrategien werden Tumore auf der Basis von genetischen Profilen charakterisiert und Tiermodelle etabliert sowie Betroffenen gezielte Hilfsangebote bereitgestellt. Betroffene können sich aktiv im Rahmen des Konsortiums einbringen und sich hierfür registrieren unter fit@krebs-praedisposition.de.

Syndrome mit abnormer Erbgut-Reparatur sind eine Gruppe von seltenen Erkrankungen, bei denen alle Betroffenen ein erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Das Konsortium widmet sich elf dieser Erkrankungen: Ataxia-telangiectasia, Bloom Syndrom, konstitutionelle Mismatch Reparatur Defizienz, DNA Ligase IV Syndrom, Dyskeratosis congenita, Fanconi Anämie, Li Fraumeni Syndrom, Nijmegen Breakage Syndrom, Rothmund-Thomson Syndrom, Werner Syndrom und Xeroderma pigmentosum.

Ein Foto ist angefügt. Es zeigt Professor Dr. Christian Kratz mit zwei Mitarbeiterinnen Christina Dutzmann (links) und Dr. Beate Dörgeloh. Sie können das Foto im Zusammenhang mit dieser Presseinformation kostenfrei nutzen, wenn Sie als Quelle „MHH/Kaiser“ angeben.