Gleichstromstimulation bei MS: Eine mögliche Fatigue-Therapie?

Original Titel:
The effect of tDCS on the fatigue in patients with multiple sclerosis: A systematic review of randomized controlled clinical trials

Kurz & fundiert

  • Gleichstromstimulation bei MS: Mögliche Fatigue-Therapie?
  • Systematische Literaturübersicht zur Wirksamkeit von tDCS bei MS-Fatigue
  • Unklarheiten durch Differenzen in Stimulationsprotokolle und Mangel an Nachbeobachtung

 

MedWiss – Es gibt bislang keine gesichert wirksame Behandlung gegen Fatigue bei MS. Eine mögliche Behandlung ist die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Forscher führten nun eine systematische Literaturübersicht der Evidenz zur Wirksamkeit von tDCS gegen MS-Fatigue durch. Aus 6 von 8 relevanten Studien zeigte sich, dass tDCS womöglich adverse Effekte MS-bezogener Fatigue reduzieren könnte. Unterschiede in Stimulationsprotokollen und mangelnde Nachbeobachtung lassen allerdings bislang keine klare Schlussfolgerung zu.


Fatigue ist eines der besonders belastenden und einschränkenden Symptome bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS). Es gibt bislang keine gesichert wirksame Behandlung gegen Fatigue bei MS. Eine mögliche Behandlung ist die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Forscher führten nun eine systematische Literaturübersicht der Evidenz zur Wirksamkeit von tDCS gegen MS-Fatigue durch.

Gleichstromstimulation bei MS: Mögliche Fatigue-Therapie?

Studien mit Publikationsdaten zwischen 1996 bis 2019 wurden aus medizin-wissenschaftlichen Datenbanken wie PubMed, Science Direct, OVID, Google Scholar, Cochrane Library, Scopus, Embase, ProQuest und Web of science mit Schlüsselwörtern wie „tDCS“, „multiple Sclerosis“ und „Fatigue“ ermittelt.

Systematische Literaturübersicht zur Wirksamkeit von tDCS bei MS-Fatigue

1017 Studien wurden ermittelt. Nach genauerer Durchsicht wurden 8 Studien für den genaueren Review selektiert. Aus der Literaturdurchsicht ergaben sich sechs Studien, in denen positive Effekte der tDCS zur Reduktion der Fatigue gefunden wurden. In 4 Studien war die Stimulation über dem rechten dorsolateralen Präfrontalcortex (DLPFC) platziert. In 3 Studien war die Stimulation über dem primären somatosensorischen Cortex (S1, Ganzkörper) lokalisiert. In 1 Studie wurde die Stimulation über dem posterioren Parietalcortex appliziert. In den meisten Studien wurden keine ernsten unerwünschten Ereignisse berichtet.

Unklarheiten durch Differenzen in Stimulationsprotokolle und Mangel an Nachbeobachtung

Nach dieser Studienübersicht konnte die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) womöglich adverse Effekte MS-bezogener Fatigue reduzieren. Da Nachuntersuchungen jedoch entweder nicht oder nur kurz nach der Stimulationsbehandlung durchgeführt wurden, und sich die Studien in Stimulationsprotokoll und Messinstrumenten unterschieden, ist eine klare Schlussfolgerung nicht möglich. Zur Bestimmung der Wirksamkeit von tDCS bei MS-Fatigue empfehlen die Autoren somit weitere, aber größere Studien mit langfristiger Nachbeobachtung.

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