Ejakulationsprobleme bei Multipler Sklerose

Original Titel:
Ejaculation disorders in multiple sclerosis: Prospective study of 44 patients

MedWissStörungen des Samenergusses (Ejakulation) können bei Männern mit MS in vielfältiger Form auftreten. Französische Forscher haben untersucht, wie häufig sie sind.


Multiple Sklerose kann auch Auswirkungen auf die Sexualität haben. Das ist besonders der Fall, wenn Nerven geschädigt werden, die mit Empfinden und Steuerung in diesem Bereich zu tun haben. Bei Männern kann es z. B. zu Erektionsproblemen kommen, aber auch Ejakulationsprobleme können auftreten. Wie häufig diese sind, ist bisher aber noch nicht gut erforscht.

Kleine Studie zur Häufigkeit von Ejakulationsproblemen

Französische Forscher haben untersucht, welche Rolle Ejakulationsstörungen bei Männern mit Multipler Sklerose spielen und wie diese mit anderen sexuellen Funktionsstörungen oder Störungen der Harnorgane und der Afterregion zusammenhängen. Die Wissenschaftler befragten 44 Männer mit MS mithilfe standardisierter Fragebögen zu verschiedenen Aspekten ihrer Sexualität. Die Männer waren im Mittel knapp 47 Jahre alt und hatten einen durchschnittlichen EDS-Wert von 5.

Störungen divers: Kein Orgasmus, zu spät, zu früh, zu selten, zu wenig

Die Auswertung zeigte, dass Ejakulationsstörungen bei 28 der 44 Männer vorlagen. Das entsprach in dieser Untersuchung 64 % der Teilnehmer. Von den 44 Männern berichteten 26 (59 %) von Orgasmusstörungen, 23 (52 %) gaben eine verzögerte Ejakulation an. Bei 26 (55 %) der 44 Männer kam es zu einer Abnahme des Ejakulationsflusses, 55 % (24 von 44 Männern) gaben an, sie hätten ein vermindertes Ejakulationsvolumen, 18 Männer (41 %) wiesen eine verminderte Ejakulationsfrequenz auf.

Auch Schmerzen oder eine ausbleibende Ejakulation kamen vor

Außerdem zeigte die Auswertung, dass 15 Männer Schmerzen während der Ejakulation empfanden (33 %) und 11 Männer konnten regelmäßig gar nicht ejakulieren (25 %). Bei 14 Männern lag ein vorzeitiger Samenerguss vor (32 %), bei sechs Patienten dauerte es nach Beginn des Geschlechtsverkehrs weniger als eine Minute bis zum Samenerguss.

Statistische Verbindung zwischen Ejakulationsstörungen und Erektionsproblemen

Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass es einen statistisch nachweisbaren Zusammenhang zwischen Ejakulationsstörungen und Erektionsproblemen (erektile Dysfunktion) gibt, jedoch nicht zu Problemen mit den Harnorganen oder des Rektalbereichs.

Ejakulationsprobleme könnten recht häufig vorkommen bei Männern mit MS

In der vorliegenden Studie hatten 64 % der Männer Ejakulationsprobleme. Das kann darauf hindeuten, dass diese Probleme bei Männern mit MS häufig vorkommen. Weitere Untersuchungen sind nötig, um mehr Daten dazu zu sammeln. Am häufigsten hatten die Betroffenen in der Untersuchung eine abnehmende Menge an Ejakulat, auch der Druck des Samenergusses nahm ab und es dauerte bei mehr als der Hälfte der Männer länger bis zur Ejakulation, als sie sich das wünschten.

Informationen dazu, welche Möglichkeiten es gibt, sexuellen Funktionsstörungen zu behandeln, bietet auch die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.

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