Alemtuzumab nach Fingolimod

Original Titel:
Alemtuzumab as rescue therapy in a cohort of 50 relapsing-remitting MS patients with breakthrough disease on fingolimod: a multi-center observational study.

MedWiss Wenn eine Behandlung nicht ausreicht, um bei schubförmiger Multipler Sklerose die Krankheitsaktivität zu reduzieren, wird ein Therapiewechsel empfohlen. Alemtuzumab nach Fingolimod könnte eine Option sein, berichten deutsche Forscher.


Bei einer schubförmigen Multiplen Sklerose bedarf es einer wirksamen Behandlung, um im besten Fall zu erreichen, dass keine Krankheitsaktivität mehr nachweisbar ist. Sowohl der Antikörper Alemtuzumab als auch Fingolimod haben sich als wirksame Therapieoptionen bei schubförmiger MS erwiesen. Trotzdem kann die Behandlungsdauer durch Nebenwirkungen der Behandlung oder einem Wiederaufflammen der Erkrankung eingeschränkt werden. Hier kann ein Wechsel der Medikation nötig werden.

Auswertung von Daten zu Alemtuzumab nach Fingolimod aus neun deutschen MS-Zentren

Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Alemtuzumab nach der Anwendung von Fingolimod gibt es bisher nur wenige, die vorhandenen Daten liefern jedoch nützliche Anhaltspunkte für die klinische Praxis. Deutsche Wissenschaftler haben daher Daten von 50 Menschen mit schubförmiger MS, die von Fingolimod zu Alemtuzumab gewechselt sind, rückblickend analysiert. Alle Daten stammten von neun großen Deutschen MS-Zentren aus dem Zeitraum zwischen 2013 und 2016.

Weniger Schübe und Fortschreiten der Behinderung unter Alemtuzumab

Im Schnitt hatten die Patienten eine Erkrankungsdauer von knapp 13 Jahren und einen EDS-Wert von 3 als sie nach gut anderthalb Jahren unter Fingolimod auf Alemtuzumab umgestiegen sind. Nach dem Umstieg wurden die Daten der Patienten für ein weiteres Jahr und vier Monate gesammelt. Die jährliche Schubrate fiel in diesem Zeitraum von 2,2 Schüben im Vorjahr auf 0,34 Schübe im Jahr nach dem Wechsel zu Alemtuzumab. Der EDS-Wert stabilisierte sich. In einer Teilgruppe von 23 Patienten zeigte sich nach dem Wechsel zu Alemtuzumab auch ein Rückgang der Krankheitsaktivität in den MRT-Aufnahmen.

Nebenwirkungen wie erwartet – jedoch auch ein Fall einer schweren Gehirnentzündung

Die Nebenwirkungen der Behandlung mit Alemtuzumab nach Fingolimod war in den meisten Fällen wie erwartet. Es traten bereits von Alemtuzumab bekannte Nebenwirkungen auf. Zwei der 50 Patienten zeigte eine weitere Autoimmunreaktion, ein Patient bekam eine schwere Infektion. In einem Fall kam es zu einer nekrotisierenden Leukoenzephalopathie (schwerste Gehirnentzündung, ausgelöst durch eine Infektion) und einer gleichzeitig auftretenden Blutarmut (hämolytische Anämie), an denen der Patient verstarb. Solche Gehirnentzündungen können eine eher seltene Nebenwirkung hochwirksamer MS-Therapie sein, da diese das Immunsystem ausbremsen. Vom Antikörper Natalizumab kennt man Gehirnentzündungen durch das JC-Virus.

Forscher sehen Alemtuzumab als vielversprechende Therapie nach Fingolimod

Trotzdem sehen die Wissenschaftler den Wechsel zu Alemtuzumab nach Fingolimod als sehr wirksam. Klinische und radiologische Hinweise auf Krankheitsaktivität konnten so reduziert werden und die Behandlung wurde im nachfolgenden Jahr gut vertragen. Alemtuzumab stelle daher eine vielversprechende Therapie für Patienten mit schubförmiger MS da, bei denen es unter Fingolimod zu hartnäckiger Krankheitsaktivität kommt. Weitere Studien seien nötig, so die Wissenschaftler, um diese Ergebnisse zu bestätigen und weitere Sicherheitsaspekte über einen längeren Zeitraum zu untersuchen.

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