Nebenwirkung der SARS-CoV-2-Pandemie: nuklearmedizinische Untersuchungen verschoben und ausgefallen

COVID-19 stellt die Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. Viele nicht-notwendige Operationen und Behandlungen werden verschoben, aber die Menschen suchen auch von sich aus deutlich seltener Arztpraxen und Krankenhäuser auf. Ein Wissenschaftlerteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und dem Zentrum für Radiologie und Nuklearmedizin Rheinland (ZRN) hat die Auswirkungen der Pandemie auf die ambulante und stationäre Nuklearmedizin weltweit abgefragt und ausgewertet. Die Studiendaten hat das Team während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 erhoben, und fanden Einzug in die Präsentation des IAEA Direktors Rafael Mariano Grossi anlässlich der 75. UN Generalversammlung.

Die 434 Antworten aus 72 Ländern sprechen eine deutliche Sprache: im Durchschnitt ging die Zahl der diagnostischen Verfahren und Radionuklid-Therapien schon während des Beginns der Pandemie 2020 um etwa die Hälfte zurück. „Das betrifft alle Bereiche der Diagnostik, von Hirn- und Lungenscans über Knochen und Schilddrüse bis zu Untersuchungen des Herzgewebes – dabei gibt es keineswegs weniger Erkrankte“, erklären Prof. Dr. Ken Herrmann, Leiter der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Essen und Prof. Dr. Dr. Lutz Freudenberg, Facharzt für Nuklearmedizin am Zentrum für Nuklearmedizin und Radiologie im Rhein-Kreis Neuss. Die Ursachen für den Rückgang waren vielfältig: Lieferengpässe für medizinische Materialien, Personalausfall aufgrund von Erkrankungen und Quarantäne und nicht zuletzt die Befürchtung der Menschen, sich während einer Behandlung mit SARS-CoV-2 zu infizieren.

Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Lage zumindest in einem Punkt verbessert, so die Forscher: „Die meisten nuklearmedizinischen Produkte stehen inzwischen weltweit in ausreichender Menge zur Verfügung.“ Aber insgesamt schätzen sie die Situation weiter kritisch ein. „Grundsätzlich ist sicher sinnvoll, manche Untersuchungen und auch Therapien zu verschieben“, so Prof. Freudenberg. Sie raten jedoch zu einer individuellen Abwägung. „Ausschlaggebend muss sein, wie lebensbedrohlich die Erkrankung ist, wie schnell sie fortschreitet, und ob der Patient zu einer der Risikogruppen gehört.“

Link zur Originalveröffentlichung: Global Impact of COVID-19 on Nuclear Medicine
Departments: An International Survey in April 2020

Über die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen

Wissenschaft und Forschung auf höchstem internationalem Niveau und eine herausragende, exzellente Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte: Diese Ziele hat sich die Medizinische Fakultät gesteckt und verfolgt sie mit Nachdruck. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit ihrer klaren Schwerpunktsetzung in Onkologie, Transplantation, Herz-Gefäß-Medizin sowie den übergreifenden Forschungsschwerpunkten Immunologie, Infektiologie und Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften. Der 2014 bezogene Neubau des Lehr- und Lernzentrums bietet den Studierenden der Medizinischen Fakultät exzellente Ausbildungsmöglichkeiten.

Über die Essener Universitätsmedizin

Die Essener Universitätsmedizin umfasst das Universitätsklinikum Essen sowie 15 Tochterunternehmen, darunter die Ruhrlandklinik, das St. Josef Krankenhaus Werden, die Herzchirurgie Huttrop und das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit etwa 1.700 Betten das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum des Ruhrgebiets und seit 2015 auf dem Weg zum Smart Hospital. 2020 behandelten unsere rund 10.000 Beschäftigten etwa 64.000 stationäre und 300.000 ambulante Patientinnen und Patienten. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, einem der größten Tumorzentren Deutschlands, dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation, einem international führenden Zentrum für Transplantation, in dem unsere Spezialisten mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle lebenswichtigen Organe verpflanzen, sowie dem Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum, einem überregionalen Zentrum der kardiovaskulären Maximalversorgung, hat die Universitätsmedizin Essen eine weit über die Region reichende Bedeutung für die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit ihrer Schwerpunktsetzung in Onkologie, Transplantation, Herz-Gefäß-Medizin, Immunologie/Infektiologie und Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften.