Wie fing alles an? Bipolare Störung unterschiedlich je nach Index-Episode

 

Kurz & fundiert
  • Wie unterscheiden sich bipolare Patienten mit initialer Manie oder Depression?
  • Analyse von Patienten und ihren Verläufen je nach Index-Episode
  • Initiale Manie häufiger spät diagnostiziert
  • Initiale Depression mit häufiger wiederkehrenden Krankheitsphasen

 

DGP – Menschen mit der Bipolaren Störung können ganz unterschiedliche Symptome zu Beginn der Erkrankung entwickeln. Ziel der vorliegenden Studie war die Analyse der sogenannten Index-Episode, also ob als erste Krankheitsepisode eine Depression oder Manie auftrat. Initiale Depression war häufiger und wurde eher bei Frauen gesehen. Patienten mit initialer Manie, häufiger Männer, wurden dagegen mit größerer Verzögerung diagnostiziert.


Menschen mit der Bipolaren Störung können ganz unterschiedliche Symptome zu Beginn der Erkrankung entwickeln. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Unterschiede in demographischen und klinischen Faktoren in Zusammenhang mit der ersten Episode eines Patienten mit Bipolarer Störung, der sogenannten Index-Episode, zu korrelieren. Zudem analysierten sie das Risiko einer erneuten Episode in einem Zeitraum von 2 Jahren.

Wie unterscheiden sich bipolare Patienten mit initialer Manie oder Depression?

Die Patienten wurden entsprechend ihrer Index-Episode in zwei Gruppen eingeteilt: Depression oder Manie. Patienten mit einer gemischten Index-Episode wurden basierend auf den vorherrschenden Symptomen klassifiziert. Die klinischen Charakteristika wurden zwischen der Manie- und der Depressions-Gruppe verglichen. Alle Patienten wurden über 24 Monate nachverfolgt. Daten zur Compliance mit Nachsorge-Terminen und Wiederauftreten von Symptomen nach 6, 12, 18 und 24 Monaten wurden erfasst und analysiert.

Analyse von Patienten und ihren Verläufen je nach Index-Episode

742 Patienten mit Bipolarer Störung in China wurden analysiert. 318 Patienten aus der Kohorte hatten eine manische Index-Episode, 424 Patienten hatten stattdessen Symptome einer Depression in ihrer ersten Episode. Damit wiesen mehr bipolare Patienten eine Index-Episode mit Depression (57,14 %) als mit einer Manie (42,86 %) auf.

Im Vergleich zur Depressions-Gruppe wurden Patienten der Manie-Gruppe später diagnostiziert (Manie: 38,64 ± 13,50 vs. Depression: 36,34 ± 14,94, p = 0,028). Es zeigten sich auch Unterschiede in Ausbildungsdauer (Manie: 9,37 Jahre ± 4,34 vs. Depression: 10,17 ± 4,81, p = 0,017) und der Zeitspanne zwischen der ersten Episode und der tatsächliche Diagnose der Bipolaren Störung (Manie: 10,80 Jahre ± 10,76 vs. Depression: 8,85 ± 9,90, p = 0,012). In der Manie-Gruppe fanden sich mehr Männer sowie mehr Betroffene ohne psychotische Symptome (beide p < 0,05). Im Vergleich mit der Manie-Gruppe waren mehr intial depressive Patienten Frauen, zudem traten in dieser Gruppe häufiger vor der Index-Episode beispielsweise besonders stressige Ereignisse auf (beide p < 0,05). Im Vergleich zur Depressionsgruppe hatte die Maniegruppe häufiger wiederkehrende Krankheitsphasen innerhalb von 12 Monaten (Z = -2,156 p = 0,031), 18 Monaten (Z = -2,192, p = 0,028) und 24 Monaten (Z = -2,364, p = 0,018).

Initiale Manie häufiger spät diagnostiziert, initiale Depression häufiger wiederkehrende Krankheitsphasen

Die Analyse deutet auf häufigere depressive Index-Episoden bei der Bipolaren Störung. Betroffene mit manischer Index-Episode waren häufig älter zum Zeitpunkt der Diagnose, hatten weniger Ausbildungsjahre absolviert und wurden mit größerer Verzögerung nach ihrer ersten Episode formal mit der Bipolaren Störung diagnostiziert. Patienten mit depressiven Symptomen in ihrer ersten Episode waren dagegen häufiger besser ausgebildet, berichteten eher vorangehende Ereignisse (externe Stressoren) und erlitten seltener eine weitere Episode im beobachteten Zeitraum.