Apixaban als Alternative zu Heparin bei venösen Thromboembolien bei Krebspatienten?

Venöse Thromboembolien (VTE) können eine häufige zusätzliche Komplikation bei Krebspatienten darstellen. Die bisherige Standardtherapie ist parenteral verabreichtes niedermolekulares Heparin. Eine aktuelle Studie1 hat den Einsatz des oral verabreichten Apixaban (Eliquis®) – ein Nicht-Vitamin-K-abhängiges orales Antikoagulans (NOAC) – bei Krebspatienten mit einer VTE untersucht. Die Ergebnisse zeigen jetzt eine vergleichbare Wirkung von Apixaban gegenüber dem Heparin Dalteparin.[i]

Venöse Thromboembolien, wie tiefe Venenthrombosen oder Lungenembolien, treten bei Krebspatienten mit einem 4- bis 7-fach erhöhten Risiko auf.2 Krebspatienten sollten daher regelmäßig auf Anzeichen untersucht werden. Berücksichtigt werden sollten aber auch Patienten, die schon vor ihrer Krebserkrankung an einer VTE erkrankten. Eine VTE kann die Prognose bei Krebserkrankungen deutlich verschlechtern und zu einer erhöhten Mortalitätsrate führen.2,3,4 Daher ist eine optimale Behandlung mit Antikoagulantien erforderlich. Krebspatienten haben jedoch ein erhöhtes Blutungsrisiko, das durch die Behandlung mit Antikoagulantien verstärkt werden könnte5. Die Ergebnisse der CARAVAGGIO-Studie1 zeigen nun, dass auch Apixaban eine Therapieoption zur Behandlung krebsassoziierter venöser Thromboembolien sein kann und dabei gut verträglich ist. 

CARAVAGGIO: Wirksamkeit und Sicherheit von Apixaban vergleichbar mit Dalteparin

Die prospektive randomisierte Phase-III-Studie schloss als bisher größte NOAC-Studie 1 170 Patienten ein und verglich Apixaban mit Dalteparin für die Behandlung von VTE bei Krebspatienten. Die erwachsenen Patienten hatten eine aktive oder frühere[ii] Krebserkrankung und eine akute proximale tiefe Venenthrombose und/oder Lungenembolie. Die Behandlung mit Apixaban oder Dalteparin erfolgte über einen Zeitraum von sechs Monaten, gefolgt von einer Nachbeobachtungszeit von 30 Tagen. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war die Rate der rezidivierenden VTE und Haupt-Sicherheitsendpunkt war die Rate der schweren Blutungen.

Die Ereignisraten für das Auftreten von VTE Rezidiven waren vergleichbar zwischen Apixaban vs. Dalteparin (5,9 % vs. 7,9 %; p < 0,001 für Nicht-Unterlegenheit, p = 0,09 für Überlegenheit). Auch die Raten der schweren Blutungen (3,8 % vs. 4 %, p = 0,6) und die Raten schwerer GI-Blutungen (1,9 % vs. 1,7 %) waren in beiden Gruppen vergleichbar. Als sekundären Endpunkt untersuchten die Studienautoren außerdem das ereignisfreie Überleben (Nichtauftreten von VTE-Rezidiven, schweren Blutungen und Tod). Der Anteil der Patienten mit ereignisfreiem Überleben lag bei 73,3 % bei Apixaban und 68,6 % bei Dalteparin (HR 1,36, 95 % KI = 1,05 bis 1,76). 

Ist Apixaban eine Alternative zu NMH?

Oral verabreichtes Apixaban könnte eine Alternative zu parenteralem, niedrigmolekularem Heparin für Krebspatienten mit VTE darstellen. Die Studie zeigt, dass Apixaban bezüglich der VTE-Rezidivrate und dem Risiko für schwere Blutungen mit Dalteparin vergleichbar ist, ohne die Rate der schweren GI-Blutungen zu erhöhen. Die Leitlinien der European Society of Cardiology zur Diagnose und Management von Lungenembolien nennen als mögliche Option neben dem Einsatz von NMH auch die NOACs Edoxaban und Rivaroxaban.6 Aufgrund der Ergebnisse der vorausgegangenen Studien mit Edoxaban und Rivaroxaban, in denen sich jeweils ein erhöhtes Risiko für schwere Blutungen bei Patienten mit GI-Tumoren im Vergleich mit niedermolekularem Heparin zeigte7,8, werden die NOACs derzeit vorzugsweise bei Patienten ohne Magen- oder gastroösophageale Läsionen laut Leitlinie empfohlen. Hier könnte sich Apixaban von anderen NOACs unterscheiden und möglicherweise auch für Patienten in Frage kommen, die bisher aufgrund eines gastrointestinalen Tumors von der Behandlung mit NOACs ausgenommen wurden – diese machten nämlich ein Drittel der Patienten der CARAVAGGIO-Studie aus. Die orale Behandlung mit Apixaban kann zudem eine patientenfreundlichere Alternative für die Patienten sein.

Weitere Informationen finden Sie in den Fachinformationen (https://www.pfizerpro.de/product/eliquis)

Referenzen:

  1. Agnelli G et al. 2020 N Engl J Med. 382(17):1599-1607.
  2. Fuentes et al. 2016 Dis Mon. 62(5):121-58
  3. Timp JF et al. 2013 Blood. 122(10):1712 – 23
  4. Khorana AA et al. 2007 J Thromb Haemost. 5(3):632 – 4
  5. Prandoni P et al. Blood 2002;100:3484-3488.
  6. Konstantinides SV et al. 2020 Eur Heart J. 21;41(4):543-603
  7. Raskob G et al. N Engl J Med. 2018;378:615–624
  8. Young AM et al. J Clin Oncol. 2018;36(18):2017–2023

[i] Bei Patienten mit Tumorerkrankung werden die Wirksamkeit und Sicherheit von Apixaban in der TVT/LE-Behandlung, Primär- und Rezidivprophylaxe aktuell in klinischen Studien untersucht. Die Ergebnisse der CARAVAGGIO-Studie sind noch nicht in die aktuelle Fachinformation aufgenommen. Apixaban ist bei malignen Neoplasien mit hohem Blutungsrisiko kontraindiziert.

[ii] Diagnose innerhalb der letzten 2 Jahre

PP-ELI-DEU-5279