Multiple Sklerose

Arbeitsproduktivität und aktives Leben – Vergleich von MS-Patienten mit Ocrelizumab und anderen Therapien

Original Titel:
Work Productivity Outcomes Associated with Ocrelizumab Compared with Other Disease-Modifying Therapies for Multiple Sclerosis

Kurz & fundiert

  • Multiple Sklerose schränkt häufig Arbeit und Aktivitäten ein
  • Patientenbefragung: Wie produktiv sind sie bei der Arbeit?
  • 630 Patienten (Ocrelizumab: n = 90, injizierbare: n = 224, orale krankheitsmodifizierende Medikamente: n = 316)
  • Häufiger höhere EDSS-Werte bei Patienten unter Ocrelizumab zu Beginn ihrer Therapie
  • Häufigere Anstellung und geringere Beeinträchtigung in Beruf und Produktivität mit Ocrelizumab

 

MedWiss – Die vorliegende Studie untersuchte Einschränkungen von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) bei ihrer Arbeit und sonstigen Aktivitäten. Dabei verglichen sie Patienten, die eine Ocrelizumab-Therapie erhielten, mit Patienten unter anderen, krankheitsmodifizierenden Therapien. Die untersuchten Ocrelizumab-Patienten hatten stärkere Behinderungen, fühlten sich allerdings in Arbeit und Aktivität weniger beeinträchtigt als Patienten in sonstigen Therapiezweigen. Weitere Forschung muss zeigen, ob dies durch die Therapie oder die Patientenauswahl bedingt ist.


Die vorliegende Studie untersuchte Einschränkungen von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) bei ihrer Arbeit und sonstigen Aktivitäten. Dabei verglichen sie Patienten, die eine Ocrelizumab-Therapie erhielten, mit Patienten mit anderen krankheitsmodifizierenden Therapien.

Die Forscher nutzten dazu Daten eines MS-Programms (Adelphi Real World Disease Specific Programme for Multiple Sclerosis). Patienten mit schubförmiger (relapsing-remitting) oder sekundär-progressiver MS, die an Befragungen des Forschungsprogramms in 2018 und 2019 teilgenommen hatten und seit mindestens 6 Monaten eine krankheitsmodifizierende Therapie erhielten, wurden in der Analyse berücksichtigt. Der Fokus lag dabei auf einem speziellen Fragebogen zu Patienten-berichteten Einschränkungen ihrer Arbeitsproduktivität und Aktivität. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden mit Bezug zur jeweiligen Behandlung analysiert, wobei auch klinische (z. B. Erkrankungsdauer und Behinderungsgrad) und demographische (z. B. Alter und Geschlecht) Faktoren berücksichtigt wurden.

Patientenbefragung: Wie produktiv sind sie bei der Arbeit?

Die Studie umfasste 630 Patienten. 90 davon erhielten Ocrelizumab, 224 Patienten erhielten injizierbare, krankheitsmodifizierende Medikamente und 316 Patienten nahmen oral Medikamente gegen die MS ein. Die Patienten waren im Schnitt 42 (/- 11) Jahre alt. Ein größerer Anteil der mit Ocrelizumab behandelten Patienten hatte einen Behindungerungsgrad (EDSS, expanded disability status scale) von mindestens 3 zu Beginn der Behandlung (51 %) als dies bei Patienten mit oralen oder injizierten Medikamenten der Fall war (jeweils 15 %). Dagegen erhielt ein kleinerer Teil der Ocrelizumab-Patienten die Behandlung seit mindestens einem Jahr (43 %) als mit oralen (90 %) und injizierten (92 %) krankheitsmodifizierenden Medikamenten.

Patienten unter Ocrelizumab hatten allerdings in Bezug zu ihrer Arbeit offenbar eine bessere Situation:

Häufiger im Anstellungsverhältnis mit Ocrelizumab:

  • vs. orale Therapie; Odds Ratio, OR: 3,4; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,5 – 7,7
  • vs. injizierbare Therapie; OR: 5,6; 95 % KI: 2,6 – 12,0

Geringerer Verlust der Arbeitsproduktivität:

  • vs. orale Therapie; Differenz: -10,0 %; 95 % KI: -6,1 – -15,0 %
  • vs. injizierbare Therapie; Differenz: -13,0 %; 95 % KI: -8,5 – -17,0 %

Geringere Beeinträchtigung der Aktivität:

  • vs. orale Therapie; Differenz: -11 %; 95 % KI: -7,1 – -16,0 %
  • vs. injizierbare Therapie; Differenz: -9,7 %; 95 % KI: -5,0 – -14,0 %

Stabilere Arbeitssituation und Aktivität unter Ocrelizumab

Die Forscher schließen aus diesen Daten aus der echten Welt, also der Praxis-Realität, dass MS-Patienten mit Ocrelizumab eine häufig geringere Einschränkung in ihrem Arbeitsleben und bei sonstigen Aktivitäten berichten, als dies bei Patienten mit anderen Therapien der Fall ist. Da die untersuchten Ocrelizumab-Patienten stärkere Behinderungen aufwiesen, könnte hierbei allerdings auch die Auswahl der Patienten eine Rolle bei ihrer Einschätzung spielen. Weitere Forschung wird dazu noch nötig sein.

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