Prostatakrebs und HIV: Mehr Komplikationen bei der Prostatakrebs-Operation?

Original Titel:
Clinical characteristics and outcomes of robot-assisted laparoscopic radical prostatectomy in HIV-positive patients: a nationwide population-based analysis

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftlern standen die Daten von 270 319 Prostatakrebs-Patienten, die sich einer robotergestützten, laparoskopischen, radikalen Prostatektomie unterzogen, zur Verfügung – 546 von ihnen litten zusätzlich an HIV
  • Patienten mit HIV hatten ein größeres Risiko für urogenitale Komplikationen
  • Eine zusätzliche Erkrankung an HIV schien sich hingegen nicht auf das Risiko für lebensbedrohliche, postoperative Komplikationen auszuwirken

 

MedWiss – Wissenschaftler aus China untersuchten, ob eine zusätzliche Erkrankung an HIV das Risiko für Komplikationen während und nach der Prostatakrebs-Operation erhöhte. Sie kamen zu dem Schluss, dass Prostatakrebs-Patienten mit HIV ein größeres Risiko für urogenitale Komplikationen hatten. Das Risiko für lebensbedrohliche postoperative Komplikationen war hingegen nicht erhöht.


Eine Erkrankung schließt eine andere nicht aus. Es gibt daher Männer, die sowohl an Prostatakrebs als auch an HIV erkrankt sind. Für diese Patientengruppe interessierten sich Wissenschaftler aus China genauer. Sie wollten herausfinden, ob es für die perioperative Komplikationsrate bei der robotergestützten, laparoskopischen, radikalen Prostatektomie einen Unterschied macht, ob der Patient zusätzlich zu Prostatakrebs an HIV leidet oder nicht.

Prostatakrebs-Patienten mit und ohne HIV unterzogen sich einer Prostatakrebs-Operation

Die Wissenschaftler nutzen eine nationale Datenbank, um an die Daten von Prostatakrebs-Patienten zu gelangen, die sich einer robotergestützten, laparoskopischen, radikalen Prostatektomie (RALRP) unterzogen. Je nachdem, ob die Patienten zusätzlich an HIV erkrankt waren oder nicht, teilten die Wissenschaft diese in zwei verschiedene Gruppen ein und verglichen die intraoperativen und postoperativen Komplikationen zwischen den beiden Gruppen.

Patienten mit HIV hatten ein größeres Risiko für urogenitale Komplikationen

Insgesamt lagen den Wissenschaftlern die Daten von 270 319 Patienten, die sich die Prostata operativ entfernen ließen, vor. Unter diesen Patienten waren 546 Männer (0,2 %), die zusätzlich an HIV erkrankt waren. Der Vergleich zeigte, dass Patienten mit HIV jünger und von mehr Begleiterkrankungen betroffen waren als die Patienten ohne HIV. Eine multivariable Regressionsanalyse zeigten, dass Patienten, die zusätzlich an HIV erkrankt waren, ein signifikant größeres Risiko für urogenitale Komplikationen aufwiesen als Patienten ohne HIV – nämlich ein 3,31-mal so hohes Risiko. Lebensbedrohliche Herz-, Atemwegs- und Gefäßprobleme traten bei Patienten mit zusätzlichem HIV nach der Operation hingegen nicht häufiger auf.

Prostatakrebs-Patienten hatten somit kein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen nach der operativen Entfernung der Prostata, wenn sie zusätzlich an HIV erkrankt waren. Das Risiko für urogenitale Komplikationen war jedoch erhöht.

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