Bekommen Kinder mit allergischem Asthma öfter ADHS?

Original Titel:
Association between allergic diseases, allergic sensitization and attention-deficit/hyperactivity disorder in children: A large-scale, population-based study.

MedWissKinder mit allergischem Asthma und Neurodermitis könnten öfter ADHS bekommen als Kinder ohne diese allergischen Erkrankungen. Darauf deuten die Ergebnisse von Forschern aus Taiwan hin.


Immer mehr Kinder leiden unter allergischen Erkrankungen. Dazu gehören auch allergisches Asthma und Neurodermitis (atopische Dermatitis). Bei der Diagnose der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS genannt, sind die Zahlen ebenfalls steigend. ADHS ist die häufigste Verhaltensveränderung bei Kindern, auch in Taiwan, berichten Forscher von dort.

Zusammenhang zwischen ADHS und allergischen Erkrankungen

Sie haben untersucht, ob es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen der Zunahme von allergischen Erkrankungen und ADHS gibt. Denn die Ursache für die Zunahme von ADHS ist bisher noch nicht geklärt, so die Wissenschaftler. Ein möglicher Zusammenhang wurde bereits in wissenschaftlichen Studien untersucht, jedoch waren die bisherigen Ergebnisse dazu nicht eindeutig.

Forscher bezogen auch Sensibilisierung mit ein

Die Forscher aus Taiwan wollten daher einen weiteren Punkt mit einbeziehen, die Sensibilisierung des Immunsystems gegen bestimmte allergieauslösende Stoffe. Menschen können erst allergisch auf z. B. Pollen von Pflanzen reagieren, wenn sie damit in Kontakt gekommen sind. Wieso das Immunsystem auf die Umweltreize reagiert und beginnt, Antikörper dagegen zu produzieren, ist bislang noch immer nicht wissenschaftlich verstanden. Kommt es erneut zu einem Kontakt nach der Sensibilisierung, stellen sich die typischen Allergiesymptome ein.

Untersuchung von Kindern zwischen drei und sechs Jahren

Die Wissenschaftler untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen allergischen Erkrankungen, allergischer Sensibilisierung und ADHS bei Kindern gibt. Dazu werteten sie Daten von 2772 Kindern aus. Die Kinder zwischen drei und sechs Jahren wurden auf Allergien untersucht und Informationen zu allergischen Erkrankungen, Umweltfaktoren und ärztlich diagnostiziertes ADHS wurden abgefragt. Von den Kindern litten 411 unter Neurodermitis (atopische Dermatitis), 954 hatten einen allergischen Schnupfen, 451 Kinder hatten Asthma und bei 28 Kindern wurde eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung festgestellt.

Zusammenhang mit Asthma mit allergischer Sensibilisierung und Neurodermitis

Die statistische Auswertung der Daten ergab, dass bei Kindern mit Neurodermitis und Asthma mit allergischer Sensibilisierung die Chancen höher waren, dass die Kinder ADHS entwickelten. Hinweise auf einen Zusammenhang gab es auch für allergischen Schnupfen und allergische Bindehautentzündungen sowie Lebensmittelallergien – dieser war in der Untersuchung aber nicht statistisch nachweisbar.

Allergien vermeiden, ADHS vorbeugen?

Die Wissenschaftler aus Taiwan fassen zusammen, dass ihre Untersuchungsergebnisse darauf hindeuten, dass Neurodermitis (atopische Dermatitis) und Asthma mit allergischer Sensibilisierung im Zusammenhang mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung bei Kindern stehen. Die Forscher hoffen, dass eine frühzeitige Kontrolle der Umwelt- und Allergenbelastung die Entstehung von allergischen Erkrankungen und damit das Auftreten von ADHS zu verringern könnte. Weitere Untersuchungen sind jedoch nötig, um weitere Belege für diesen möglichen Zusammenhang zu finden und die Wirksamkeit solcher Maßnahmen zu überprüfen.

© Alle Rechte: HealthCom