Update: Erhöht eine Vasektomie das Prostatakrebsrisiko?

Original Titel:
Vasectomy and prostate cancer risk: a meta-analysis of prospective studies

 
Kurz & fundiert
  • Meta-Analyse von prospektiven Studien, um die Kenntnisse über den Zusammenhang von Prostatakrebs und Vasektomie zu aktualisieren
  • Mögliche Verzerrung (Detection bias) der Ergebnisse in vorherigen Studien
  • Signifikant höheres Risiko für Prostatakrebs und für fortgeschrittenen Prostatakrebs bei Männern, die sich einer Vasektomie unterzogen haben
  MedWiss – Ein möglicher Zusammenhang zwischen einer Vasektomie und einem erhöhte Prostatakrebsrisiko wird schon lange diskutiert. In einer neueren Meta-Analyse aus dem Jahr 2017 wurde zwar eine geringe Erhöhung des Prostatakrebsrisikos im Zusammenhang mit einer Vasektomie festgestellt, jedoch keine Erhöhung des Risikos von fortgeschrittenem oder aggressiverem Prostatakrebs. In dieser aktuellen Meta-Analyse wurden neue Kenntnisse aus aktuellen Studien inkludiert und eine Erhöhung des Risikos von Prostatakrebs und von fortgeschritten Prostatakrebs festgestellt.
Studien, die den Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Vasektomie untersuchen, haben bisher widersprüchliche Ergebnisse geliefert. In einer Meta-Analyse haben Wissenschaftler unter Einbeziehung der drei neusten prospektiven Studien versucht, die Kenntnisse über den Zusammenhang zu aktualisieren. Hierfür wurden aktuelle Studien im Dezember 2019 aus der medizinisch-wissenschaftlichen Datenbank Pubmed ermittelt. Insgesamt wurden 15 Kohortenstudien mit mehr als vier Millionen Teilnehmern in Meta-Analyse aufgenommen.

Mögliche Verzerrung der Ergebnisse in vorherigen Studien

In einer neueren Meta-Analyse aus dem Jahr 2017 wurde eine geringe Erhöhung des Prostatakrebsrisikos, jedoch keine Erhöhung des Risikos für fortgeschrittenen oder aggressiveren Prostatakrebs festgestellt. Bei bisherigen Analysen könnte aber eine Verzerrung (Detection bias) der Ergebnisse vorgelegen haben. Ursächlich für eine Verzerrung ist vor allem, dass Männer, die sich einer Vasektomie unterzogen haben, vermutlich eher dazu neigen, einen Urologen zur Vorsorgeuntersuchung aufzusuchen. Dies führt zu mehr Screenings und mehr erkannten Fällen von Prostatakrebs im Frühstadium. Für diese Meta-Analyse wurde daher, unter Einbeziehung der entsprechenden Daten aus neuen Studien, ein besonderes Augenmerk auf fortgeschrittenen Prostatakrebs gelegt. Dieser wird nur in klinischen Untersuchungen und nicht im Screening erkannt. Außerdem wurden keine Fall-Kontroll-Studien, sondern nur Kohortenstudien einbezogen, bei der nur Personen eingeschlossen werden, bei denen die Erkrankung noch nicht aufgetreten ist. Diese Maßnahmen könnten dazu geeignet sein, einer Verzerrung der Ergebnisse entgegenzuwirken.

Risiko für Prostatakrebs und fortgeschrittenen Prostatakrebs signifikant erhöht

Die Ergebnisse der Analyse legen nahe, dass eine Vasektomie mit einem 9 % höheren Risiko für Prostatakrebs (RR: 1,09; 95 % KI: 1,04 – 1,13) und einem 7 % höheren Risiko für fortgeschrittenen Prostatakrebs (RR: 1,07; 95 % KI: 1,02 – 1,13) verbunden ist. Die Autoren schlussfolgerten, dass umfassende prospektive Studien mit langen Nachbeobachtungszeiten nötig seien, um die Ergebnisse zu bestätigen. Zudem müssten die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen in weiteren Studien erforscht werden.

© Alle Rechte: HealthCom