Stuhltransplantation gegen chronische Darmentzündungen – Eine Übersicht über die derzeitige Datenlage

Original Titel:
Protocol for Fecal Microbiota Transplantation in Inflammatory Bowel Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis

MedWiss – Die Darmflora eines gesunden Spenders auf den Patienten mit einer chronischen Darmentzündung übertragen – darum geht es bei der Stuhltransplantation. Wissenschaftler untersuchten in der vorliegenden Übersichtsarbeit die Wirksamkeit dieser innovativen Behandlungsmethode. Sie stellten fest, dass eine Stuhltransplantation Patienten zu einer Ruhephase verhelfen konnte – und zwar sowohl Patienten mit Morbus Crohn als auch Patienten mit Colitis ulcerosa und sowohl Kindern als auch Erwachsenen. Weitere Forschung (besonders zu Langzeitfolgen) ist jedoch nötig.


Die Stuhltransplantation besitzt das Potenzial, Patienten mit einer chronischen Darmentzündung in eine Ruhephase zu versetzen. Das zeigten bereits mehrere kleinere Studien, von denen wir berichteten (u. a. die Studie von Paramsothy und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht oder die Studie von Goyal und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Inflammatory bowel diseases veröffentlicht). Das Prinzip hinter der Stuhltransplantation ist, dass die Darmflora eines gesunden Spenders auf den Patienten übertragen wird. Dies kann auf verschiedene Wege geschehen, z. B. kann der Stuhl des Spenders aufbereitet und in den Patienten eingebracht werden. Aber auch Kapseln zum Einnehmen sind im Gespräch. Ziel ist in jedem Fall, dass sich die Mikroorganismen des Spenders im Darm des Patienten ansiedeln und dafür sorgen, dass die Darmflora des Patienten wieder ins Gelichgewicht gerät. Wissenschaftler aus Hefei (China) untersuchten, wie wirksam diese Methode bei der Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist. Zu diesem Zweck sichteten sie die derzeitige Datenlage zu dieser Thematik und fassten die Ergebnisse zusammen.

Wissenschaftler fassten die Ergebnisse mehrerer Studien zusammen

Die Wissenschaftler suchten für ihre Übersichtsarbeit nach Studien, die bis Februar 2018 zum Thema Stuhltransplantation bei chronischer Darmentzündung veröffentlicht wurden. Auf diesem Weg gelangten sie zu den Daten von 596 Patienten (Kinder und Erwachsene) mit einer chronischen Darmentzündung, von denen sich 459 Patienten einer Stuhltransplantation unterzogen (Daten aus 27 verschiedenen Studien). Die Wissenschaftler fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und werteten sie neu aus. Sie interessierten sich vor allem dafür, wie gut sich diese Methode dazu eignete, bei den Betroffenen eine Ruhephase einzuleiten.

Mehr als jeder vierte Patient erreichte mit der Stuhltransplantation eine Ruhephase

Etwa die Hälfte (53 %) der Patienten sprachen auf die Stuhltransplantation an (241 der 459 Patienten). Bei 28,8 % der Patienten mit der Stuhltransplantation war das Ansprechen sogar so gut, dass sie während der Beobachtungszeit eine Ruhephase der Erkrankung erreichten (132 der 459 Patienten). Wurden die Studien betrachtet, die die Stuhltransplantation mit einer Scheinbehandlung verglichen hatten (mit Colitis ulcerosa-Patienten), fiel auf, dass die Stuhltransplantation häufiger eine Ruhephase einleiten konnte als die Scheinbehandlung (28 % vs. 9 %).

Welche Patienten profitierten besonders von der Stuhltransplantation?

Die Wissenschaftler betrachteten die Wirksamkeit der Methode bei bestimmte Patientengruppen genauer. Sie stellten fest, dass von den Kindern mit Colitis ulcerosa 10 %, von den Erwachsenen mit Colitis ulcerosa 26 %, von den Kindern mit Morbus Crohn 45 % und von den Erwachsenen mit Morbus Crohn 22 % mit der Stuhltransplantation eine Ruhephase erreichten. Des Weiteren schienen Patienten mit einer moderaten bis schweren Erkrankung stärker von der Stuhltransplantation zu profitieren als Patienten mit einer milden bis moderaten Erkrankung.

Wie sollte die Stuhltransplantation erfolgen?

Die Art, wie die Darmflora des Spenders auf den Empfänger übertragen wurde, schien keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Methode zu haben – weder bei Patienten mit Morbus Crohn noch bei Patienten mit Colitis ulcerosa. Die Wissenschaftler beobachteten jedoch den Trend, dass gefrorener Stuhl im Hinblick auf das Einleiten einer Ruhephase wirksamer war als frischer Stuhl. Dieser Unterschied konnte jedoch nur bei Patienten mit Colitis ulcerosa und nicht bei Patienten mit Morbus Crohn beobachtet werden. Welche Eigenschaften der Stuhl des Spenders optimalerweise aufweisen sollte, ist den Wissenschaftlern zufolge jedoch noch immer unklar.

Die Stuhltransplantation verhalf somit einigen Patienten mit einer chronischen Darmentzündung zu einer Ruhephase – und zwar sowohl Patienten mit Morbus Crohn als auch Patienten mit Colitis ulcerosa und sowohl Kindern als auch Erwachsenen. Der Weg der Verabreichung schien keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Behandlungsmethode zu haben. Es gab jedoch einen Trend zur besseren Wirksamkeit durch gefrorenen Stuhl, der jedoch in weiteren Studien noch bestätigt werden muss. Die Wissenschaftler merkten an, dass derzeit nur wenige Langzeitdaten zur Wirksamkeit und Sicherheit der Methode existieren und dass diesbezüglich noch weitere Forschung nötig ist.

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