Kortikosteroid bei COVID-19: Welche Dosis?

Original Titel:
Long-term outcomes of dexamethasone 12 mg versus 6 mg in patients with COVID-19 and severe hypoxaemia

 
Kurz & fundiert
  • Dosierung von Dexamethason: Macht das einen Unterschied bei COVID-19?
  • Analyse über 1 000 Patienten in 26 Kliniken
  • Patienten mit COVID-19 und starker Hypoxämie
  • 12 mg vs. 6 mg über bis zu 10 Tage
  • Numerischer, aber nicht signifikanter Vorteil der höheren Dosis
  MedWiss – Bei der Behandlung von COVID-19 in der Klinik spielt die antiinflammatorische Therapie mit Kortikosteroiden wie Dexamethason eine wichtige Rolle. Forscher untersuchten nun, ob die Dosierung der Therapie eine kritische Rolle spielen könnte. Bei Patienten mit COVID-19 und schwerer Hypoxämie ließen sich demnach keine signifikanten Unterschiede in Sterblichkeit oder Lebensqualität nach Behandlung mit Dexamethason entweder in der 12 mg-Dosierung oder mit einer Dosis von 6 mg ermitteln. 
Bei der Behandlung von COVID-19 in der Klinik spielt die antiinflammatorische Therapie mit Kortikosteroiden wie Dexamethason eine wichtige Rolle. Forscher untersuchten nun, ob die Dosierung bei der Therapie eine kritische Rolle spielen könnte.

Dosierung von Dexamethason: Macht das einen Unterschied bei COVID-19?

Zwei Dosierungen, 12 mg versus 6 mg, wurden miteinander verglichen. Patienten mit COVID-19 und starker Hypoxämie erhielten das Kortikosteroid für bis zu 10 Tage. Die Forscher analysierten die Sterblichkeit innerhalb von 180 Tagen sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten (visuelle Analogskala, EQ VAS, sowie EQ-5D-5L). In der internationalen, verblindeten Studie wurden 1 000 Erwachsene mit bestätigtem COVID-19 und Sauerstoffzufuhr (mindestens 10 l/min oder mechanische Beatmung) in 26 Kliniken in Europa und Indien behandelt.

Analyse über 1 000 Patienten in 26 Kliniken

Die Forscher konnten Daten über 180 Tage von 963 aus 982 Patienten (98,1 %) analysieren, die eine Behandlung mit Dexamethason erhalten hatten. Daten zur Lebensqualität lagen für 922 – 924 (93,9 – 94,1 %) der Patienten vor. Nach 180 Tagen waren 164 von 486 Patienten (33,7 %) in der 12 mg-Gruppe verstorben. In der 6 mg-Gruppe waren 184 von 477 Patienten (38,6 %) verstorben. Die Risikodifferenz betrug -4,3 % und unterschied sich nicht signifikant (99 % Konfidenzintervall, KI: – 11,7 – 3,0; relatives Risiko: 0,89; p = 0,13). Die adjustierte mittlere Differenz zwischen dem Lebensqualitätsmaß EQ-5D-5L in den Behandlungsgruppen mit 12 bzw. 6 mg betrug 0,06 (99 % KI: -0,01 – 0,12; p = 0,10), im Lebensqualitätsmaß EQ VAS betrug die Differenz 4 (-3 – 10; p = 0,22). Die Behandlungsgruppen unterschieden sich somit auch nicht in der mittleren Lebensqualität.

Numerischer, aber nicht signifikanter Vorteil der höheren Dosis

Bei Patienten mit COVID-19 und schwerer Hypoxämie ließen sich demnach keine signifikanten Unterschiede in Sterblichkeit oder Lebensqualität nach Behandlung mit Dexamethason entweder in der 12 mg-Dosierung oder mit einer Dosis von 6 mg ermitteln. Die Autoren betonen jedoch, dass die Ergebnisse numerisch eher mit einem Vorteil der höheren Dosierung konsistent sind. [DOI: 10.1007/s00134-022-06677-2]

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