Multiple Sklerose

Dauerhafte Antibiotika-Therapie bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten

Original Titel:
Continuous low-dose antibiotic prophylaxis for adults with repeated urinary tract infections (AnTIC): a randomised, open-label trial.

MedWiss – Bei Harnentleerungsstörungen kommt es bei gut einem Viertel der katheterisierenden Patienten zu wiederkehrenden Harnwegsinfekten. Eine dauerhafte niedrig dosierte Antibiotika-Therapie kann hier helfen, zeigen britische Wissenschaftler. Es besteht jedoch das Risiko einer Resistenzbildung.


Werden durch die Multiple Sklerose (MS) die Nervenbahnen zur Steuerung der Blase angegriffen, kann es zu Blasenstörungen kommen. Dies kann zum einen eine Reizblase sein, bei der der Harndrang schon früh sehr groß wird. Zum anderen treten aber auch Blasenentleerungsstörungen auf. Hierbei entleert sich die Blase nicht vollständig, der zurückbleibende Harn kann ein Nährboden für Bakterien sein, die Blasenentzündungen verursachen.

Patienten können mit Kathetern selbst Abhilfe schaffen

Eine Möglichkeit für Patienten, um bei einer Blasenentleerungsstörung den Harn abzuführen, ist die Selbstkatheterisierung. Dabei führt der Betroffene selbst einen sterilen Katheter, also ein dafür gemachtes Röhrchen oder Schlauch, durch die Harnröhre bis in die Blase. Durch den Katheter kann dann der Urin abfließen und die Blase kann mit der richtigen Technik so vollständig entleert werden.

Wiederkehrende Harnwegsinfekte bei Menschen, die katheterisieren, sind nicht unüblich

Trotzdem kommt es bei etwa einem Viertel der Menschen, die sich selbst katheterisieren, zu wiederkehrenden Harnwegsinfekten. Britische Forscher haben daher untersucht, ob eine dauerhafte Therapie mit niedrig dosierten Antibiotika helfen kann, diesen Harnwegsinfekten vorzubeugen.

Kann Antibiotika-Therapie Harnwegsinfekte vorbeugen?

Insgesamt nahmen an der Studie 404 Patienten teil, die sich selbst katheterisierten. Sie wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt ein niedrig dosiertes Antibiotikum einmal täglich als Prophylaxe, die andere Gruppe erhielt keine Prophylaxe. Patienten, die Kontrolluntersuchungstermine nicht einhielten, wurden aus der Auswertung der Studie ausgeschlossen.

Harnwegsinfektionen nur noch halb so häufig

Die Auswertung der Häufigkeit von Harnwegsinfekten in den beiden Gruppen zeigte, dass die vorbeugende Behandlung mit einem niedrig dosiertem Antibiotikum die Anzahl der Harnwegsinfekte um etwa die Hälfte reduzierte. Die Behandlung mit dem Antibiotikum wurde von den Studienteilnehmern gut vertragen, es wurden insgesamt 22 Fälle von leichten unerwünschten Ereignissen durch die Antibiotika-Therapie aufgezeichnet. Dabei handelte es sich vor allem um Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlag und Hefepilzinfektionen.

Resistenzbildung droht bei Dauertherapie

Die Forscher betonen jedoch, dass in der Antibiotika-Therapie-Gruppe nach neun bis zwölf Monaten nach Therapiebeginn häufiger Resistenzen der Bakterien gegen das verwendete Antibiotika auftraten als in der Kontrollgruppe.

Antibiotikatherapie hilft – Kontrolle auf Resistenzen wichtig

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse kommen die Forscher zu dem Schluss, dass eine dauerhafte Antibiotika-Prophylaxe die Häufigkeit von wiederkehrenden Harnwegsinfekten bei selbstkatheterisierenden Patienten deutlich reduzieren kann und gut vertragen wird. Jedoch steigt das Risiko für Resistenzen und die Patienten sollten dahingehend regelmäßig kontrolliert werden.

 

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