Prostatakrebs: Einfluss fokaler Therapien auf sexuelle Funktionen

Original Titel:
Erectile function after focal therapy for localized prostate cancer: a systematic review

 
Kurz & fundiert
  • Systematische Literaturanalyse zur Untersuchung von erektiler Funktion nach fokaler Therapie bei lokalisiertem Prostatakrebs
  • Fünf fokale Therapieansätze in Analyse einbezogen
  • Insgesamt gute Ergebnisse bei sexuellen Funktionen für alle Therapiearten, bei Folgeuntersuchung nach einem Jahr häufig vollständige Wiederstellung
  MedWiss – In einer systematischen Literaturanalyse haben Wissenschaftler den Einfluss von fokalen Therapien bei lokalem Niedrig-Risiko-Prostatakrebs auf die sexuellen Funktionen untersucht. Die analysierten Behandlungsmethoden zeigten positive Ergebnisse, häufig mit einer vollständigen Herstellung der sexuellen Funktionen.
Da kein signifikanter Vorteil von Behandlung gegenüber aktiver Überwachung nachgewiesen wurde, bleibt die Wahl des richtigen Verfahrens bei lokalem Niedrig-Risiko-Prostatakrebs schwierig. Um den Erhalt sexueller Funktionsfähigkeit im Fall einer Behandlung zu gewährleisten, könnte die Anwendung einer fokalen Behandlung eine Alternative darstellen. Diese zielt darauf ab, nicht-tumorales Prostatagewebe zu erhalten, indem nur Krebsherde angegriffen werden. Für die Analyse wurden 26 Studien aus den medizinisch-wissenschaftlichen Datenbanken MEDLINE, EMBASE und Web of Science ermittelt, die bis Juni 2020 publiziert wurden.

Fünf fokale Therapieansätze analysiert

In der Analyse wurden die folgenden Therapien untersucht: Kryotherapie, hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU), photodynamische Therapie (PDT), irreversible Elektroporation (IRE) und Brachytherapie. Bei der HIFU werden durch einen Schallkopf fokussierte Ultraschallwellen erzeugt, die das angepeilte Krebsgewebe zerstören. Es handelt sich um eine der am besten in Studien erforschten und am häufigsten angewandten fokalen Therapiearten. Die mögliche Energieabgabe des Systems kann jedoch limitierend auf die Anwendbarkeit wirken, die z. B. bei großen Prostatavolumina nicht ausreichen kann. Die PDT funktioniert über die Aktivierung photosensibler Medikamente in der Prostata. Die Aktivierung erfolgt durch Laserlicht, das die Prostata durch eine spezielle Nadel erreicht. Die Medikamente rufen eine lokale Gewebsnekrose aus und wirken so auf die Tumorzellen. Es wurden bereits Verfahren in einer randomisierten Phase-III-Studie untersucht, weitere Studien werden jedoch empfohlen. Bei der Kryotherapie wird durch das Einführen spezieller Kryo-Nadeln in die Prostata eine Dehydrierung des Gewebes und Denaturierung von Proteinen durch sehr niedrige Temperaturen erreicht. Der Vorteil der Therapie besteht darin, dass der Tumor an jeder Stelle in der Prostata erreicht werden kann. Es kann jedoch zur Beschädigung des umliegenden Gewebes kommen. Bei der IRE werden elektrische Impulse mit einer Frequenz im Mikrosekundenbereich zwischen zwei oder mehreren Elektroden übertragen, wodurch Poren in der Zellmembran entstehen, die zum Zelltod führen. Die Therapie gilt laut den Autoren noch als experimentell, aber sehr vielversprechend. Die Brachytherapie kann als fokale Strahlentherapie angewandt werden. Die Literaturrecherche ergab jedoch einen mangelnden Konsens bezüglich Behandlungsschemata, Dosierung und Durchführung.

Gute Ergebnisse bei allen untersuchten Behandlungsarten

Insgesamt wurden in der Analyse gute Ergebnisse bezüglich sexueller Funktionen für alle Behandlungsarten festgestellt, wobei häufig eine vollständige Wiederherstellung bei der Folgeuntersuchung nach einem Jahr berichtet wurde. Die Autoren bemängeln jedoch, dass die Bewertbarkeit der Ergebnisse unter erheblicher Heterogenität in Bezug auf Studiendesign, Studienpopulation und Modalitäten zur Bewertung der Sexualfunktion leide.

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