Lokal fortgeschrittener Darmkrebs – Wie lange kann nach einer Radiochemotherapie mit der Operation gewartet werden?

Original Titel:
Waiting Time following Neoadjuvant Chemoradiotherapy for Rectal Cancer: Does It Really Matter

MedWiss – Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Enddarmkrebs wird empfohlen, vor der Operation eine Radiochemotherapie oder Kurzzeitstrahlentherapie durchführen zu lassen. Mit diesen Behandlungen ist es möglich, den Tumor zu verkleinern und so die Operation zu erleichtern. Wissenschaftler untersuchten in der vorliegenden Studie, wann die Operation im Anschluss an eine Radiochemotherapie erfolgen sollte. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass nicht unbedingt sofort operiert werden muss, sondern dass auch wenige Monate abgewartet werden kann.


Eine Operation bildet in den allermeisten Fällen den Grundstein der Darmkrebs-Behandlung. Je nach Risikoeinschätzung kann es sinnvoll sein, sich vor oder nach der Operation einer weiteren Behandlung zu unterziehen. Patienten, bei denen der Enddarmkrebs bereits weiter fortgeschritten, jedoch noch lokal begrenzt ist (lokal fortgeschrittener Darmkrebs), wird eine Kurzzeitstrahlentherapie oder eine Radiochemotherapie vor der Operation empfohlen. Bei der Radiochemotherapie handelt es sich um eine Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie. Es konnte bereits gezeigt werden, dass eine vorangegangene Radiochemotherapie das Risiko für einen Krankheitsrückfall nach einer Operation bei dieser Patientengruppe reduzieren kann. Doch wann nach einer Radiochemotherapie am besten operiert werden sollte, ist noch in Diskussion. Die Leitlinie empfiehlt eine Operation 6 bis 8 Wochen nach Abschluss der Strahlentherapie.

Darmkrebs-Patienten unterzogen sich nach einer Radiochemotherapie einer Operation

Ein Forscherteam aus London (England) hat sich dieser Thematik gewidmet. Die Wissenschaftler untersuchten 65 Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Enddarmkrebs, die sich vor der Operation einer Radiochemotherapie unterzogen hatten. Die Patientendaten von den Patienten, die nicht auf die Radiochemotherapie ansprachen, wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Die restlichen Patienten wurden je nach Zeitpunkt der Operation in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt: Patienten, die sich innerhalb von 6 Wochen nach der Radiochemotherapie operieren ließen (28 Patienten), und Patienten, bei denen die Operation erst später (also erst nach 6 oder mehr Wochen) erfolgte (27 Patienten). Zusätzlich zu den Gruppen wurden noch zwei weitere gebildet: Patienten, die innerhalb von 3 Monaten operiert wurden (39 Patienten), und Patienten, bei denen dies erst später der Fall war (16 Patienten).

Der Zeitpunkt der Operation schien keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf zu haben

Interessanterweise gab es zwischen den Gruppen im Hinblick auf verschiedene Parameter keinen nennenswerten Unterschied. So schien die Wartezeit bis zur Operation keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf zu haben, da Krankheitsrückfälle, Todesfälle, die auf den Krebs zurückzuführen waren, der Befall von Lymphknoten und der Befall von Gewebe, das Nerven umgibt (perineurale Invasion), bei den Patientengruppen, die bis zu drei Monate warteten, gleichhäufig auftraten.

Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Enddarmkrebs können sich somit vermutlich nach einer Radiochemotherapie etwas Zeit bis zur Operation lassen. Diese Zeit kann sinnvoll sein, um für die Operation Kraft zu sammeln und fit zu werden. Bei einer Kurzzeitstrahlentherapie schien das anders zu sein. In einer erst kleinen, erst kürzlich erschienenen Studie machte es den Anschein, dass Patienten mit Enddarmkrebs, die sich vor einer Operation einer Kurzzeitstrahlentherapie unterzogen, im Hinblick auf Komplikationen nach der Operation davon profitieren, wenn sie möglichst früh (in weniger als 4 Tagen) nach der Strahlentherapie operiert werden (Studie von Neely und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift The Ulster medical journal veröffentlicht). Es ist zu beachten, dass es sich bei einer Krebserkrankung um eine fortschreitende Erkrankung handelt, weshalb eine Operation nicht länger als nötig hinausgezögert werden sollte. Außerdem handelt es sich hier um eine kleine Studie, in der nur wenige Patientendaten einflossen. Daher sollten dieser Ergebnisse in einer größeren Studie bestätigt werden.

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