Corona-Medikament: Darum wird Paxlovid selten verschrieben

Stiftung Gesundheitswissen informiert in neuem Studiencheck über Paxlovid

Das Medikament Paxlovid kann dabei helfen, einen schweren Verlauf der Erkrankung COVID-19 zu verhindern. So soll Bundeskanzler Olaf Scholz seine Corona-Infektion damit innerhalb weniger Tage in den Griff bekommen haben. Doch das Medikament kommt in Deutschland selten zum Einsatz. Woran liegt das? Die Stiftung Gesundheitswissen informiert in einem neuen Studiencheck über Wirkung und Nutzen von Paxlovid und klärt über mögliche Nebenwirkungen auf.

Zwar sind die Corona-Fall-Zahlen im Moment leicht rückläufig. Doch das Robert-Koch-Institut rechnet nach wie vor mit einem Anstieg der Infektionen. Neben den Impfstoffen gegen COVID-19 verhindert auch das Medikament Paxlovid schwere Verläufe und Todesfälle von Infizierten. Seit Februar 2022 ist das Arzneimittel in Deutschland zugelassen. Für viele schien mit der Zulassung ein Meilenstein zur Bekämpfung des Coronavirus erreicht. Doch Ärztinnen und Ärzte sind sehr zurückhaltend bei der Vergabe von Paxlovid, denn bei der Einnahme gibt es einiges zu beachten:

  • Paxlovid kommt erst dann zum Einsatz, wenn sich jemand bereits mit dem Coronavirus infiziert hat, also Symptome auftreten oder ein Corona-Test positiv war.
  • Das Medikament muss innerhalb der ersten 5 Tage, nachdem die Infektion festgestellt wurde, eingenommen werden. Ansonsten wirkt es nicht mehr.
  • Es wird für Patientinnen und Patienten empfohlen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben, die also zu bestimmten Risikogruppen gehören, wie z.B. ältere Menschen, Menschen mit einer Immunschwäche, Adipositas oder Herz- und Lungenerkrankungen.
  • In der Zulassungsstudie wurde nicht untersucht, wie sich Paxlovid zu anderen Medikamenten verhält. Es ist aber bekannt, dass es die Wirkung von anderen Medikamenten abschwächen oder aufheben kann.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten – was bedeutet das konkret?

Obwohl Paxlovid in der Zulassungsstudie einen hohen Nutzen gegen die Erkrankung Covid-19 aufweist – Personen, die das Medikament einnahmen, hatten ein um 88 Prozent geringeres Risiko eines schweren Verlaufs – zögern Hausärztinnen und Hausärzte die Tabletten zu verschreiben. Das liegt an möglichen Wechselwirkungen, die mit anderen Medikamenten auftreten könnten.

Paxlovid besteht aus zwei Wirkstoffen: Nirmatrelvir verhindert, dass sich die Coronaviren im Körper weiter vermehren können. Ritonavir, ein Hilfs-Wirkstoff, sorgt dafür, dass Nirmatrelvir nicht so schnell wieder abgebaut wird und länger im Körper bleibt. Das kann die Wirkung von anderen Medikamenten schwächen oder gar verhindern. Im Beipackzettel findet sich eine lange Liste von Arzneimitteln, die nicht zusammen mit Paxlovid eingenommen werden sollten. Darunter sind beispielsweise Blutverdünner, Arzneimittel zur Behandlung von Herzerkrankungen, von Allergien, zur Rauchentwöhnung, von Depressionen oder der Schilddrüse.

In der Zulassungsstudie wurden mögliche Wechselwirkungen von Paxlovid mit anderen Medikamenten nicht untersucht. Das ist problematisch, weil Personen, die für eine Behandlung mit Paxlovid in Betracht kommen, häufig weitere Medikamente einnehmen. Bevor ein Arzt oder eine Ärztin das Corona-Medikament verschreibt, sollte daher genau geprüft werden, welche anderen Medikamente die Patientin oder der Patient einnimmt.

Mehr über die Zulassungsstudie erfahren:

In ihrem neuen Studiencheck hat die Stiftung Gesundheitswissen die Ergebnisse der Zulassungsstudie des COVID-19-Medikaments zusammengefasst. Lesen Sie hier: