Gemeinsam spazieren gegen Depression? Viel zu sitzen ist ein Risiko für die Psyche im Alter

Original Titel:
Sedentary behavior and depression among community-dwelling adults aged ≥50 years: Results from the irish longitudinal study on Ageing

MedWiss – Der Zusammenhang zwischen viel Sitzen und Depression wurde in einer größeren irischen Bevölkerungsgruppe mit Menschen ab 50 Jahren über einen längeren Zeitraum ermittelt. Viel zu sitzen ist demnach ein Risiko für die Psyche – ist aber oft begleitet von weiteren Problemen wie sozialer Isolation, chronischen Erkrankungen und Schmerzen, bei denen Hilfe möglich ist. 


Viel zu sitzen kann womöglich ein Risikofaktor für Depressionen bei Erwachsenen mittleren oder höheren Alters sein. Ziel dieser Studie war es, diesen Zusammenhang in einer größeren Bevölkerungsgruppe von Menschen ab 50 Jahren über einen längeren Zeitraum zu untersuchen. Dabei sollten möglichst viele als relevant bekannte Faktoren mitberücksichtigt werden.

Bewegung und Depression: welche Rolle spielt es, viel zu sitzen?

Dazu wurden Daten einer irischen Langzeitstudie zum Altern analysiert, mit Zeiträumen von 2009–2011 und 2012–2013. Depressionen wurden mithilfe einer standardisierten Skala erfasst, die gesamte Sitzdauer pro Wochentag und weitere Faktoren berichteten die Studienteilnehmer selbst. Die Daten wurden zudem im Querschnitt betrachtet, um zu erfassen, ob Menschen, die viel sitzen, häufiger unter Depressionen leiden.

Daten von 6 903 Menschen, davon die Hälfte Frauen (52,1 %), im durchschnittlichen Alter von 63,6 Jahren konnten analysiert werden. Folgende Faktoren wurden berücksichtigt: Alter, Geschlecht, Herkunft, Rauchen, körperliche Aktivität und Mobilität, Schmerzen, Denkleistung, chronische Erkrankungen, Behinderungen, Ängste, Einsamkeit und soziale Vernetzung. Wurde dies alles mitbedacht in der Analyse, war der Zusammenhang zwischen Sitzverhalten und Depression nicht statistisch überzeugend. Die Menschen entwickelten also nicht Depressionen, weil sie viel saßen. Bei genauerer Betrachtung schienen dabei vor allem die soziale Vernetzung und die allgemeine körperliche Aktivität wichtig zu sein und den Effekt des Sitzens auf Depressionen zu begleiten. Hinzu kamen Einsamkeit, chronische Erkrankungen und Behinderungen, die eine Rolle zu spielen schienen. In der Querschnittsanalyse waren aber Menschen, die viel saßen, tatsächlich häufiger depressiv.

Vielsitzer waren häufiger depressiv, aber oft auch weitgehender belastet

Offenbar muss beim Einfluss von häufigem Sitzen auf Depressionen auch der Effekt weiterer Faktoren wie Einsamkeit oder chronischer Erkrankungen, die womöglich Menschen zum Vielsitzer machen, berücksichtigt werden. In mittlerem oder höherem Alter sollte also verstärkt auf die soziale Isolation, körperliche Inaktivität und Behinderungen geachtet werden, die eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung einer Depression spielen können. Viel zu sitzen ist demnach ein Risiko für die Psyche – ist aber oft begleitet von weiteren Problemen, bei denen Hilfe möglich ist. Leichte Angebote wie kurze Spaziergänge mit Freunden könnte so eventuell kleine Lichtblicke im Alltag sein, die womöglich größeren Problemen vorbeugen könnten.

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