Depression

Ebselen: Potenzielle Alternative für Lithium bei der Bipolaren Störung?

Original Titel:
A phase 2a randomised, double-blind, placebo-controlled, parallel-group, add-on clinical trial of ebselen (SPI-1005) as a novel treatment for mania or hypomania

 
Kurz & fundiert
  • Lithium: Wichtiges Medikament bei der Bipolaren Störung, aber komplexe Anwendung
  • Ist Wirkstoff Ebselen mit ähnlichem Wirkprinzip eine mögliche Alternative?
  • Randomisierte Studie mit 68 Patienten: Placebo oder Ebselen über 3 Wochen
  • Ebselen gut verträglich, erste Hinweise auf antimanische Effekte
  • Weitere Forschung notwendig
  MedWiss – Lithium ist eine effektive Phasenprophylaxe und wirkt anti-manisch bei der Bipolaren Störung. Allerdings muss bei der Behandlung mit Lithium genau auf die Dosierung und Konzentration im Blut geachtet werden: zu viel ist toxisch, zu wenig wirkt nicht. Forscher suchen daher nach Wirkstoffen, die ähnlich bei der Bipolaren Störung in den Krankheitsprozess eingreifen, aber leichter und verträglicher einzusetzen sind. Ebselen könnte nach neuen Untersuchungen ein möglicher Kandidat hierfür sein.
Lithium ist eine effektive Phasenprophylaxe und wirkt anti-manisch bei der Bipolaren Störung. Allerdings muss bei der Behandlung mit Lithium genau auf die Dosierung und Konzentration im Blut geachtet werden: zu viel ist toxisch, zu wenig wirkt nicht. Forscher suchen daher nach Wirkstoffen, die ähnlich bei der Bipolaren Störung in den Krankheitsprozess eingreifen, aber leichter und verträglicher einzusetzen sind. Lithium hemmt die körpereigene Substanz Inositol-Monophosphatase (IMPase) – dies wird als der wahrscheinlich wesentliche therapeutische Mechanismus des Wirkstoffs angesehen. Der Wirkstoff Ebselen, der auch anti-inflammatorisch wirkt, hemmt ebenfalls IMPase und ist in bisherigen Untersuchungen gut verträglich und sicher. Daher wurde nun untersucht, ob Ebselen positive Effekte auf Symptome der Bipolaren Störung hat.

Lithium: Wichtiges Medikament bei der Bipolaren Störung, aber komplexe Anwendung

Dazu wurde nun die Wirksamkeit von ergänzendem Ebselen mit Blick auf Manien untersucht. Manische Symptome wurden mit der Young Mania Rating Scale (YMRS) und der ASRM-Skala (Altman Self-Rating Mania) ermittelt. Darüber hinaus wurde der allgemeine klinische Eindruck (Clinical Global Impression-Severity Scale, CGI-S) analysiert.

Ist Wirkstoff Ebselen mit ähnlichem Wirkprinzip eine mögliche Alternative?

Die Studie wurde randomisiert, im Doppelblindverfahren und mit Placebo-Kontrolle durchgeführt. Patienten nahmen in parallelen Gruppen zwischen Oktober 2017 und Juni 2019 in Großbritannien teil. Stationäre und ambulante Patienten zwischen 18 und 70 Jahren, die an einer Manie oder Hypomanie litten, wurden für 3 Wochen einer Behandlung mit Ebselen (600 mg zweimal täglich) oder Placebo zugewiesen. Diese Behandlung wurde zusätzlich zur bestehenden Medikation eingenommen.

Randomisierte Studie mit 68 Patienten: Placebo oder Ebselen über 3 Wochen

68 Patienten nahmen an der Studie teil. Davon erhielten 33 Patienten Ebselen, 35 Teilnehmer waren in der Placebo-Gruppe. Ebselen war der Placebo-Gabe numerisch, aber nicht statistisch, überlegen beim Blick auf die Manie-Skala YMRS (Mittelwertdifferenz: -1,71; 95 % Konfidenzintervall: – 5,34 – 1,91; p = 0,35). Auch in der zweiten Manie-Skala waren keine überzeugenden Vorteile der Behandlung zu sehen (ASRM Mittelwertdifferenz: – 1,36; 95 % KI: – 3,75 – 1,17; p = 0,29). Der gesamte klinische Eindruck verbesserte sich jedoch nach 3 Wochen signifikant bei den Patienten mit Ebselen (adjustierte Mittelwertdifferenz: – 0,58; 95 % KI: – 1,14 – – 0,03; p = 0,04). In einer anschließenden (post hoc) Analyse wurden Patienten in Valproat-Therapie ausgeschlossen – bei dieser Analyse verstärkten sich die Unterschiede zwischen Ebselen und Placebo auch bei den Manie-Symptomen. Adverse Ereignisse waren zwischen beiden Gruppen vergleichbar und mild.

Gut verträglich, erste Hinweise auf antimanische Effekte, mehr Forschung geplant

Ebselen verdient demnach weitere Untersuchungen als möglicher Kandidat zur Behandlung manischer Symptome im Sinne der Lithium-Therapie, aber mit besserer Verträglichkeit. Bei weiteren Studien sollte jedoch stärker nach bestehenden Therapien unterschieden werden, um die beste Anwendung für diesen Wirkstoff zu ermitteln.

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