Erhöht eine künstliche Befruchtung das Krebsrisiko?

Original Titel:
Risks of ovarian, breast, and corpus uteri cancer in women treated with assisted reproductive technology in Great Britain, 1991-2010: data linkage study including 2.2 million person years of observation

MedWiss – Die Studie konnte ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs feststellen, die Wissenschaftler führen dies aber vermutlich nicht auf die künstliche Befruchtung zurück. Auch das Risiko für in situ Brustkrebs war erhöht, aber gering (1,7 Fälle pro 100 000 Personenjahre). Die Studie kann daher nicht vollständig klären, ob die gesehenen Effekte auf die Behandlung zurückzuführen sind.


In den letzten Jahren gab es immer mal wieder Studien, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs nach einer künstlichen Befruchtung untersuchten. Eine Studie aus Großbritannien ging dieser Frage jetzt erneut nach.

Hormone können das Wachstum von Tumoren beeinflussen

Bei einer künstlichen Befruchtung werden die Eizellreifung und der Eisprung hormonell stimuliert. Diese Hormone könnten auch Einfluss auf Brust-, Gebärmutter- oder Eierstockkrebs haben, die hormonabhängig sein können. Hormonabhängige Tumore werden vor allem durch weibliche Geschlechtshormone angeregt und zum Wachstum animiert.

Kein erhöhtes Risiko für invasiven Brustkrebs nach einer künstlichen Befruchtung

Die Wissenschaftler untersuchten jetzt über 250 000 Frauen, die zwischen 1991 und 2010 eine künstliche Befruchtung erhalten hatten. Im Durchschnitt wurden sie anschließend 8,8 Jahre beobachtet. Ein erhöhtes Risiko für Krebs des Gebärmutterkörpers konnte nicht festgestellt werden. Auch für Brustkrebs allgemein und für invasiven Brustkrebs konnte kein erhöhtes Risiko festgestellt werden, wohl aber für in situ Brustkrebs. In situ Brustkrebs ist oberflächlicher Brustkrebs, der nicht metastasiert, also keine Tochtergeschwulste bildet. Er kann jedoch eine Vorstufe zu invasivem Brustkrebs darstellen. Bei den untersuchten Frauen war das Risiko für in situ Brustkrebs mit der Anzahl der Behandlungszyklen während der künstlichen Befruchtung verknüpft.

Vor allem Frauen mit Endometriose und wenigen Schwangerschaften hatten ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs

Auch das Risiko für Eierstockkrebs war erhöht. Hier kam es zu 5 Fällen auf 100 000 Personenjahre (als Beispiel: werden 10 Patienten für 10 Jahre beobachtet, spricht man von 100 Personenjahren). Dies schloss sowohl invasive als auch Borderline-Tumore, also Tumore, bei denen Zellen zwar bösartig verändert, aber nicht invasiv sind, ein. Sie sind daher weniger bösartig. Das erhöhte Risiko für Eierstockkrebs war allerdings limitiert auf Frauen mit Endometriose, Frauen mit wenigen Schwangerschaften oder Frauen, bei denen beide dieser Konstellationen vorlagen. Kein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs konnte bei Frauen mit ungeklärter Fruchtbarkeit oder bei Frauen, bei denen der Partner an Unfruchtbarkeit litt, festgestellt werden.

Unklar bleibt, ob das erhöhte Risiko aus einer künstlichen Befruchtung resultiert

Die Studie konnte daher zwar ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs feststellen, die Wissenschaftler führen dies aber vermutlich nicht auf die künstliche Befruchtung zurück. Auch das Risiko für in situ Brustkrebs war erhöht, aber gering (1,7 Fälle pro 100 000 Personenjahre). Die Studie kann daher nicht vollständig klären, ob die gesehenen Effekte auf die Behandlung zurückzuführen sind. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind aber ohne Frage sinnvoll.

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