TNF-Hemmer-Behandlung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen absetzen?

Original Titel:
Withdrawal of antitumour necrosis factor in inflammatory bowel disease patients in remission: a randomised placebo-controlled clinical trial of GETECCU

Kurz & fundiert

  • TNF-Hemmer-Therapie bei CED in Remission absetzen?
  • Vergleich TNF-Hemmer-Behandlung fortsetzen vs. abbrechen
  • Randomisierte, placebokontrollierte, klinische Studie aus Spanien
  • Wissenschaftler aus der spanischen GETECCU-Gruppe
  • Analyse der Raten klinischer Remission nach 12 Monaten
  • Anhaltende klinische Remission über 1 Jahr vergleichbar
  • Häufiger erhöhter fäkaler Calprotectinwert nach Abbruch

 

MedWiss Eine aktuelle Studie fand, dass Menschen mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn in Remission, die eine TNF-Hemmer-Behandlung abbrachen, nach 12 Monaten vergleichbare Remissionsraten zu Patienten hatten, die die Behandlung fortsetzten. Jedoch waren Marker für die Krankheitsaktivität in der Gruppe mit Behandlungsabbruch höher.


Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) wird häufig mit krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen behandelt. Dazu zählen Biologika, wie beispielsweise Antikörper gegen den Entzündungsmarker TNF-alpha (Tumornekrosefaktor Alpha), auch TNF-Hemmer genannt. Es wird in der Wissenschaft diskutiert, ob das Absetzen einer TNF-Hemmer-Therapie mit einem erhöhten Rückfallrisiko verbunden ist.

Spanische Wissenschaftler haben nun sich mit der Frage beschäftigt, ob Menschen, die eine TNF-Hemmer-Therapie erhalten, unterschiedliche Remissionsraten nach 12 Monaten aufweisen, wenn sie die Anti-TNF-Behandlung abbrechen im Vergleich zu denjenigen, die sie fortsetzen. Sekundäre Ziele der Studie waren die Untersuchung, wie sich das Absetzen der TNF-Hemmer-Behandlung auf die rückfallfreie Zeit, die endoskopische und radiologische Aktivität, die Sicherheit, die Lebensqualität und die Arbeitsproduktivität auswirkt.

Auswirkungen des Absetzens der TNF-Hemmer-Behandlung bei CED?

Im Rahmen einer prospektiven, 4-fach verblindeten, multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie wurden Patienten mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn randomisiert in 2 Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe setzte die TNF-Hemmer-Behandlung fort (Erhaltungsgruppe), während die andere Gruppe die Behandlung absetzte (Entzugsgruppe). Alle Patienten befanden sich seit mehr als 6 Monaten in klinischer Remission und wiesen keine schweren endoskopischen (bei Morbus Crohn auch radiologischen) Läsionen auf. Zudem erhielten alle Patienten Immunmodulatoren. Die Patienten wurden bis zum 12. Monat oder bis zum klinischen Rückfall nachuntersucht.

Vergleich von TNF-Hemmer-Erhaltungs- und Entzugsarm

Es wurden insgesamt 141 Patienten randomisiert: 70 wurden dem Erhaltungsgruppe und 70 der Entzugsgruppe zugeordnet. Der Anteil der Patienten mit anhaltender klinischer Remission nach 12 Monaten war in beiden Gruppen ähnlich.

Anhaltende klinische Remission über 1 Jahr:

  • Erhaltungsgruppe: 59/70 Patienten (84 %); 95 % Konfidenzintervall, KI: 74 – 92 %
  • Entzugsgruppe: 53/70 Patienten (76 %); 95 % KI: 64 – 85 %

Der Anteil der Patienten mit signifikanten endoskopischen Läsionen am Ende der Nachbeobachtung betrug 8,5 % in der Erhaltungsgruppe im Vergleich zu 19 % in der Entzugsgruppe. Der Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant (p = 0,1). Ein signifikant höherer Anteil der Patienten der Entzugsgruppe hatte am Ende der Nachbeobachtung einen fäkalen Calprotectinwert von > 250 µg/g (p = 0,01). Der Anteil an Patienten in beiden Gruppen mit mindestens einem unerwünschten Ereignis unterschied sich jedoch nicht (69 %). Auch der Anteil der Patienten mit schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen war in beiden Gruppen ähnlich (Erhaltungsgruppe: 4 % vs. Entzugsgrupps: 7 %).

Erfolgreicher TNF-Hemmer-Entzug bei Menschen mit CED in Remission

Der TNF-Hemmer-Entzug hatte somit bei ausgewählten CED-Patienten in klinischer, endoskopischer und radiologischer Remission keinen Einfluss auf die anhaltende klinische Remission nach einem Jahr. Allerdings waren die Aktivitätsmarker bei Patienten, welche die TNF-Hemmer-Behandlung abbrachen, höher.

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