Asthma

Kinder mit Asthma werden häufig unnötig mit Antibiotika behandelt

Original Titel:
Antibiotic use in children with asthma

Die meisten Infektionen der Atemwege wie Erkältungen und Bronchitis werden von Viren hervorgerufen. Hier ist ein Antibiotikum wirkungslos, denn es hilft nur bei Infektionen mit Bakterien. Manchmal nutzen Bakterien aber auch die Schwächung der Schleimhäute der Atemwege aus, die eine vorausgegangene virale Infektion verursacht. So gesellt sich zu der viralen Erkältung gerne eine von Bakterien verursachte eitrige Nebenhöhlenentzündung oder aus der durch Viren hervorgerufenen Bronchitis wird eine bakterielle Lungenentzündung. In diesem Fall spricht man von sogenannten Sekundärinfektionen, also solche, die auf die erste Infektion folgen. Eine direkte Infektion mit Bakterien ist aber auch möglich.

Verschlechterung des Asthmas oder bakterielle Infektion?

Bei Asthma-Patienten ist es aber für den Hausarzt manchmal schwer zu unterscheiden, ob es sich um eine Verschlechterung von Asthmasymptomen handelt oder ob eine bakterielle Infektion der Atemwege vorliegt. Kinder mit Asthma bekommen Berichten zu folge häufiger Antibiotika verschrieben als Kinder ohne Asthma. Das haben sich Forscher anhand von Patientendaten aus den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich genauer angesehen. Sie analysierten die Daten von 1,5 Millionen Kindern aus dem Vereinigten Königreich und 375 000 Kindern aus den Niederlanden, von denen jeweils 150 000 bzw. 30 000 wegen Asthma behandelt wurden. Beide Länder folgen der gleichen internationalen Richtlinie zur Behandlung von Asthma. Sie verglichen die Daten von Kindern mit Asthma und Kindern ohne Asthma hinsichtlich wie oft sie ein Antibiotikum verordnet bekamen. Außerdem verglichen sie die Ergebnisse der Länder miteinander.

Unnötiger Antibiotikaeinsatz trägt zur Entwicklung von Resistenzen bei

Die Auswertung ergab, dass in beiden Ländern Kinder mit Asthma häufiger ein Antibiotikum verschrieben bekamen als Kinder ohne Asthma. Häufig wurde Amoxicillin verordnet. Bei Kindern mit Asthma wurden Antibiotika häufiger im Zusammenhang mit Infektionen der unteren Atemwege verordnet, als bei Kindern ohne Asthma. Dabei war die Bronchitis die häufigste Erkrankung, diese wird aber oft von Viren verursacht. Viele Kinder erhielten Antibiotika zur Behandlung einer Verschlechterung ihrer Asthmasymptome. In den Niederlanden war das bei 38 %, im Vereinigten Königreich bei 14 % der Antibiotika-Verschreibungen bei Kindern mit Asthma der Fall. Dabei sind bakterielle Infektionen selten die Ursache. Hier könnte es sich um Verschreibungen handeln, die vorbeugend wirken sollen. Die Behandlung von Asthma-Verschlimmerungen mit Antibiotika sieht aber die internationale Richtlinie für die Behandlung von Asthma nicht vor, nach denen sich die beiden Länder richten.

Und das hat einen Grund: Der unnötige Einsatz von Antibiotika trägt zur Entwicklung von Wirkstoff-Resistenzen bei. Das bedeutet, dass die Bakterien Mechanismen entwickeln, die sie unempfindlich gegenüber den Antibiotika machen. Das kann dazu führen, dass sich bakterielle Infektionen nur noch schlecht oder gar nicht mehr mit verfügbaren Medikamenten behandeln lassen. Infektionen der Atemwege, die sonst einfach mit einem Antibiotikum behandelt werden konnten, könnten so in Zukunft wieder öfter tödlich enden.

Kinder mit Asthma erhalten öfter unnötige Antibiotika

In den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich zeichnete sich das gleiche Muster ab, was Antibiotika-Verschreibungen bei Kindern mit Asthma angeht. Daher gehen die Forscher davon aus, dass auch in anderen Ländern Kinder mit Asthma unnötige Antibiotika erhalten. Die Niederlande sind sogar eigentlich eines der Länder weltweit mit dem geringsten Antibiotikaverbrauch. In Ländern wie Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland, wo Antibiotika recht häufig verordnet werden, befürchten die Forscher, steht es sogar noch schlimmer. Sie glauben, internationale Aufsicht könnte für mehr Bewusstsein sorgen und vielleicht dabei helfen, Resistenzen zu vermeiden.

Antibiotika retten leben – das steht außer Frage. Und wenn sie nötig sind, sollten sie gewissenhaft eingenommen werden. Ein unnötiger Einsatz kann aber langfristig mehr Schaden als Nutzen – durch Nebenwirkungen und da immer mehr Erreger resistent werden. Bei viralen Infektionen und zur Behandlung von sich verschlechternden Asthmasymptomen sollte daher auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet werden, gerade bei Kindern. Im Gespräch mit dem behandelnden Arzt kann man klären, ob eine antibiotische Therapie notwendig ist.

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