Multiple Sklerose

Schmerz lass nach: Bei Multipler Sklerose treten verschiedene Schmerztypen auf

Original Titel:
Identifying neuropathic pain in patients with multiple sclerosis: a cross-sectional multicenter study using highly specific criteria.

Schmerzen als Komplikation einer Multiplen Sklerose sind nicht selten, belegt eine aktuelle italienische Studie. Die Forscher untersuchten auch, an welchen Schmerzen die Patienten leiden. Das ist für die Behandlung wichtig, auch neuropathische Schmerzen können gelindert werden.


Nicht nur die Multiple Sklerose hat viele Gesichter. Auch Erkrankungen und Beschwerden, die sie begleiten, sind vielfältig und von Mensch zu Mensch verschieden. Eine Beschwerde, die häufiger bei Menschen mit MS festgestellt wird, sind Schmerzen. Eine aktuelle Studie italienischer Forscher hat sich einmal genauer angesehen, wie häufig Schmerzen bei MS-Patienten sind und untersucht, um welche Art von Schmerz es sich handelt. Denn Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Verschiedene Schmerzarten können unterschiedliche Behandlungen erfordern.

Die Forscher führten strukturierte Interviews mit 1249 Studienteilnehmern, untersuchten sie und ließen sie einen Fragebogen ausfüllen. Anhand der Ergebnisse dieses speziellen Fragebogens lässt sich beurteilen, ob die Person an neuropathischen Schmerzen oder nozizeptiven Schmerzen leidet.

Schmerzrezeptoren sind für „normale“ Schmerzen verantwortlich

Die Nozirezeptoren sind die Schmerzrezeptoren unseres Körpers. Sie nehmen Schmerzreize wahr und geben diese an das Gehirn weiter. Solche Schmerzreize sind z. B. Verletzungen, Verbrennungen, Entzündungen aber auch Darmkrämpfe. Nozizeptiver Schmerz ist sozusagen unser „normaler Schmerz“, den wir empfinden, wenn wir uns verletzt haben, Rücken- oder Bauchschmerzen haben.

Geschädigte Nervenfasern können neuropathische Schmerzen verursachen

Neuropathische Schmerzen werden durch Schäden oder Erkrankungen der Nervenfasern hervorgerufen. Die Ursachen sind daher ganz unterschiedlich. Es können Schäden durch eine Unterversorgung der Nerven sein, wie sie bei Menschen mit Diabetes vorkommen kann, Verletzungen durch Unfälle und Operationen oder auch durch neurologische Erkrankungen wie MS. Neuropathische Schmerzen bleiben oft auch nach einer akuten Schädigung der Nerven stehen, sie können chronisch werden.

Ein Drittel der Teilnehmer hatte Schmerzen

Von den 1249 untersuchten Teilnehmern stellten die Forscher bei gut einem drittel Schmerzen im Zusammenhang mit der MS fest (429 Patienten). Davon hatten 286 Menschen nozizeptive Schmerzen, 184 Menschen litten an neuropathischen Schmerzen. Die statistische Auswertung der gesammelten Daten ergab Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Schmerzen bei MS-Patienten und ihrem Alter, Geschlecht und der Schwere der Erkrankung. Die neuropathischen Schmerzen hingen nachweislich mit dem Grad der Behinderung (EDS-Wert) zusammen.

Schwerer Krankheitsverlauf erhöht Risiko für neuropathische Schmerzen

Die Studie belegte, dass Schmerzen öfters die Multiple Sklerose begleiten. In der Studie hatte etwa jeder dritte untersuche Studienteilnehmer Schmerzen. Die Forscher stellen außerdem fest, dass ein schwerer Krankheitsverlauf ein höheres Risiko für neuropathische Schmerzen birgt. Dies könne, so die Forscher, die Grundlage für eine Verbesserung der medizinischen Versorgung dieser bei MS auftretenden Komplikation sein.

Medikamente, Bewegung, Capsaicin: neuropathische Schmerzen lassen sich behandeln

Die Unterscheidung von „normalen“ Schmerzen und neuropathischen Schmerzen ist nicht immer ganz einfach, hier kann ein Spezialist weiterhelfen. Sie als solche zu erkennen ist aber wichtig für die Behandlung. Denn „normale“ Schmerzmittel helfen hier oft nicht weiter. Es gibt aber Medikamente, die speziell bei neuropathischen Schmerzen helfen. So können die Schmerzen in den meisten Fällen zumindest gemildert werden. Auch Behandlungen mit örtlicher Betäubung und Capsaicin, dem Scharfstoff aus der Chilischote, werden eingesetzt. Auch wenn eine Therapie mit dem Wirkstoff der Chili erst mal harmlos klingt – auch sie sollte nur von einem Arzt durchgeführt werden. Je nach Art des neuropathischen Schmerzes können auch Ergo- und Physiotherapie helfen. Eine Psychotherapie kann dabei helfen, besser mit chronischen Schmerzen umzugehen.

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