Übergewicht bei COPD: Echter Schutz oder falsche Rückschlüsse?

Original Titel:
Body weight and mortality in COPD: focus on the obesity paradox.

Übergewicht und Adipositas werden mit einer besseren Lebenserwartung bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in Zusammenhang gebracht. Manche Forscher zweifeln, ob das wirklich so stimmt. Sie vermuten, dass bestimmte Faktoren den Zusammenhang verzerren könnten.


Starkes Übergewicht macht krank. Menschen mit Adipositas haben ein deutlich erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken. Das erhöht auch das Risiko früher zu versterben, z. B. durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Forscher vermuten Effekt des „Adipositas-Paradoxon“ bei COPD

Bei COPD-Patienten haben jedoch einige Studien gezeigt, dass es sich anscheinend ein wenig anders verhält. In statistischen Auswertungen hatten übergewichtige und adipöse COPD-Patienten eine bessere Prognose als normalgewichtige COPD-Patienten. Dieser Effekt ist auch von anderen chronischen Erkrankungen bekannt und wird als „Adipositas-Paradoxon“ bezeichnet. Damit wird verdeutlicht, dass ein normalerweise schädlicher Einfluss hier laut den Auswertungen das Gegenteil bewirkt, nämlich eine schützende Funktion hat.

Bei milder bis moderater COPD nützt Übergewicht laut Statistik nicht

Aber wie kann das sein? Manche Forscher vermuten, dass der Zusammenhang komplexer ist als bisher angenommen. Ein Hinweis darauf könnte sein, dass der „Schutzeffekt“ von Übergewicht und Adipositas eher bei Patienten zu beobachten ist, die an einer stärkeren Verengung der Atemwege leiden, wohingegen es sich bei Patienten mit milden bis moderaten Beschwerden eher wie bei der allgemeinen Bevölkerung verhält und das Übergewicht mehr schadet als schützt.

Körpermasse kann Lungenfunktion und Ausdehnung von Emphysemen beeinflussen

Manche Forscher vermuten daher, dass die geringere Lungenfunktion, die bei adipösen Menschen mit COPD festgestellt wurde, vielleicht eher mit weniger Platz für Zwerchfell und Lunge durch mehr Körpermasse zusammenhängen könnte, als mit einer stärkeren Verengung der Atemwege. Gleichzeitig könnte dieses „Zusammendrücken“ der Lunge durch mehr Fettgewebe bei adipösen COPD-Patienten dazu beitragen, dass es zu weniger Lungenüberblähung kommt, die wiederum mit einer höheren Sterblichkeit in Verbindung gebracht wird. Adipositas könnte sich so auch auf die Abschätzung des Ausmaßes von Emphysemen auswirken, wodurch ebenfalls die Beziehung zwischen Gewicht und Überleben verfälscht würde.

Forscher warnen davor, falsche Rückschlüsse zu ziehen

Auch dass die meisten Studien zu dem Thema nur den Body Mass Index (BMI) berücksichtigen statt der Körperzusammensetzung, die besser geeignet ist, um die Sterblichkeit einzuschätzen, sehen manche Forscher kritisch. Es sei möglich, dass aus den Ergebnissen die falschen Rückschlüsse gezogen werden. Sie formulieren stattdessen die Vermutung, dass vielleicht eher ein ungewollter Gewichtsverlust bei COPD ein schädlicher Faktor ist, der sich auf die Lebenserwartung auswirkt, statt davon auszugehen, dass Adipositas ein schützender Faktor ist. Weitere Studien mit einem entsprechenden Aufbau seien daher nötig, um der Komplexität dieses Themas gerecht zu werden.

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