Systematischer Vergleich und Metaanalyse von traditioneller chinesischer Medizin Chuanxiong: vielversprechend für die Migränebehandlung und -erforschung

Original Titel:
Chuanxiong Formulae for Migraine: A Systematic Review and Meta-Analysis of High-Quality Randomized Controlled Trials

MedWiss – Zusammenfassend zeigte diese systematische Übersichtsstudie und Metaanalyse aus ausschließlich qualitativ guten Studien, dass die traditionell-chinesische Kräuterzubereitung Chuanxiong messbar Migränepatienten Linderung verschaffen kann. Die Wirksamkeit konnte im Vergleich zu Placebo und in einigen Studien auch im Vergleich zur Behandlung mit Flunarizin gefunden werden. Die Behandlung war zudem generell gut verträglich. Wie genau die Mischung wirken könnte, ist derzeit noch weitgehend unbekannt und sollte in weiteren Studien für die Entwicklung neuer Migränemedikamente genauer erforscht werden.


Die Behandlung von Migräne ist bisher bei weitem noch nicht ideal. Dies ist nicht nur Patienten klar, sondern auch behandelnden Ärzten und Forschern. Daher sind auch weiterhin alternative Methoden der Behandlung von Interesse: einerseits greifen Betroffene nach jeder Chance auf Besserung, andererseits könnten manche alternative Ansätze innovative Behandlungswege aufzeigen. Chinesische Neurologen von der Wenzhou Medical University analysierten nun, wie vielversprechend die traditionell chinesische Kräuterzubereitung Chuanxiong (auf Basis der getrockneten Wurzel der Ligusticum chuanxiong hortorum) für die Migränetherapie ist.

Systematische Untersuchung der Wirksamkeit traditioneller chinesischer Medizin gegen Migräne

Dazu führten sie eine systematische Übersichtsstudie und eine Metaanalyse mit ausschließlich qualitativ hochwertigen randomisierten kontrollierten Studien durch. In den analysierten Untersuchungen wurden also Effekte der Kräuterzubereitung mit einer Kontrollbehandlung verglichen, und Patienten wurden einer von beiden, Behandlung oder Kontrolle, zufällig zugeordnet. Die Qualität der Untersuchungsmethoden wurde mit einem speziellen Werkzeug zur Bestimmung des Risikos der Voreingenommenheit (risk of bias tool der renommierten Cochrane Collaboration) ermittelt.

Die Forscher durchsuchten dazu englische und chinesische medizinwissenschaftliche Datenbanken nach Studien, die bis März 2017 veröffentlicht worden waren. Nur Studien mit einem Mindestwert von 4 in der Qualitätseinschätzung (Cochrane risk of bias) wurden in der Analyse berücksichtigt. Zusätzlich ermittelten die Forscher auch, ob ein sogenannter Publikations-Bias vorlag: eine solche Verzerrung kann dadurch entstehen, dass vorwiegend ‚positive‘ Ergebnisse veröffentlicht werden.

Aus anfänglich 7106 Studien aus den Datenbanken konnten 1898 Arbeiten identifiziert werden, die grundlegend thematisch relevant waren. Nach den Kriterien der Migräneerkrankung, der Behandlung mit Chuanxiong, dem Vergleich mit Kontrollbehandlungen und einer Mindestqualität wurden schließlich 19 Studien mit zufällig zugeordneter Behandlung mit dem Kräutermittel oder einem Kontrollmittel mit insgesamt 1832 Teilnehmern identifiziert. Fünf dieser Untersuchungen verglichen die Chuanxiong-Zubereitung mit einem Placebo, 13 Untersuchungen verglichen die TCM-Methode mit konventioneller medikamentöser Therapie (Flunarizin). Eine Studie verglich eine medikamentöse Therapie mit und ohne Chuanxiong-Behandlung. Insgesamt wurden in den 19 Studien 21 Vergleiche zwischen Chuanxiong und einer aktiven (Behandlung) oder passiven (Placebo) Kontrolle durchgeführt. Die Behandlungsdauer lag zwischen einer Woche und 4 Monaten.

Vergleich von 19 Untersuchungen guter Qualität

In der Metaanalyse der gesamten Studienergebnisse deutete sich an, dass die Chuanxiong-Zubereitung die Häufigkeit und Dauer von Migräneattacken reduzieren konnte. In dreizehn der Studien beispielsweise litten die Patienten im Mittel unter 0,65 Migränen weniger pro Monat mit der Kräuterzubereitung als mit einem Placebo, mit Flunarizin sank die Häufigkeit um etwa eine Attacke pro Monat (-1,05). Auch die Schmerzintensität war mit der Behandlung messbar verbessert. Die monatliche Zahl der Migränetage sank ebenfalls um durchschnittlich 0,74 Tage im Vergleich mit einem Placebo (Ergebnis aus zwei Multizentrenstudien), und um 0,5 Tage im Vergleich zur Behandlung mit Flunarizin (Ergebnis aus zwei Studien). Eine Verzerrung durch eher ‚positive‘ Veröffentlichungen (Publikations-Bias) schien für Migränehäufigkeit, -dauer und Schmerzintensität eher nicht vorzuliegen.

Wirksame Linderung in der Gesamtanalyse

Unerwünschte Effekte wurden in 16 der 19 Studien berichtet, waren aber selten. 61 von 742 Patienten (8,22 %) in den Behandlungsgruppen und 56 von 623 Patienten (8,99 %) in den Kontrollgruppen litten unter unerwünschten Effekten. Besonders häufig handelte es sich dabei um Beschwerden des Verdauungstrakts, die allerdings gleich häufig in Behandlung (40 Fälle) und Kontrolle (38 Fälle) auftraten. Außerdem wurden neurologische Symptome (Schläfrigkeit, Schlafstörung, Schwindel) berichtet, die auch in beiden Gruppen ähnlich oft auftraten. In zehn der Untersuchungen wurde angegeben, dass es keine solchen Effekte gab.

Seltene unerwünschte Effekte in gleichem Ausmaß in Behandlungs- und Kontrollgruppe

Kräuterzubereitungen in der traditionell chinesischen Medizin (TCM) sind typischerweise Mischungen aus verschiedenen Bestandteilen. Die Analyse der verwendeten Kräuter zeigte, dass insgesamt 64 verschiedene Kräuter zum Einsatz kamen. Die häufigsten waren aber die Chuanxiong-Wurzel (Bestandteil in allen 21 Vergleichen) sowie 11 weitere Pflanzen, die jeweils mindestens in vier Untersuchungen vorkamen. Die chinesische Engelwurzwurzel (Radix Angelicae dahuricae) war in 16 der Vergleiche Bestandteil der Mischung.

Zusammenfassend zeigte diese systematische Übersichtsstudie und Metaanalyse aus ausschließlich qualitativ guten Studien, dass die traditionell-chinesische Kräuterzubereitung Chuanxiong messbar Migränepatienten Linderung verschaffen kann. Die Wirksamkeit konnte im Vergleich zu Placebo und in einigen Studien auch im Vergleich zur Behandlung mit Flunarizin gefunden werden. Die Behandlung war zudem generell gut verträglich. Wie genau die Mischung wirken könnte, ist derzeit noch weitgehend unbekannt und sollte in weiteren Studien für die Entwicklung neuer Migränemedikamente genauer erforscht werden.

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