Entzündungswerte erlauben Vorhersage des Behandlungserfolgs bei bipolarer Depression (Typ 1) mit atypischem Neuroleptikum

Original Titel:
C-reactive protein and response to lurasidone in patients with bipolar depression

MedWiss– Zusammenfassend fand die Untersuchung also, dass vor Behandlungsbeginn erhöhte CRP-Werte im Blut, als Anzeichen für entzündliche Prozesse, einen Behandlungserfolg mit Lurasidon wahrscheinlicher machen. Patienten mit einer bipolaren Depression (Typ 1) könnten also je nach dem individuellen Entzündungswert eher für eine Behandlung mit Lurasidon in Frage kommen. Unklar ist bisher, ob solche Zusammenhänge auch für andere atypische Neuroleptika gelten.

Die Studie stützt damit frühere Berichte über den CRP-Wert als wertvollen Marker zur Einschätzung des Erfolgs antidepressiver Therapien. Damit entwickelt sich auch die Behandlung affektiver Störungen wie der unipolaren und bipolaren Depression mehr und mehr hin zur individuell planbaren Therapie, die damit hoffentlich auch besser als bisher Betroffenen helfen wird.


Inzwischen gibt es immer wieder Berichte über bestimmte Blutwerte und Begleiterkrankungen, die es erlauben, eine Wirksamkeit von Medikamenten bei einer affektiven Störung vorherzusagen. So wirken beispielsweise klassische Antidepressiva oft weniger gut gegen Depressionen, wenn stärkere Anzeichen für entzündliche Prozesse im Körper, also erhöhte Entzündungsmarker, gefunden werden.

Speziell das C-reaktive Protein (abgekürzt CRP) scheint besonders interessant für die Vorhersage eines Behandlungserfolgs bei unipolaren Depressionen zu sein. Ziel einer neuen Untersuchung war nun, die Bedeutung des CRP-Wertes bei Patienten mit der Bipolaren Störung (Typ 1) zu ermitteln. Speziell wurde die Wirksamkeit von Lurasidon im Vergleich zu den Entzündungswerten der Patienten untersucht. Lurasidon ist eines der neueren Neuroleptika, ein sogenanntes atypisches Antipsychotikum, das in Europa bisher nur zur Behandlung von Schizophrenie zugelassen ist, aber international auch bei der Bipolaren Störung angewendet wird.

Wirkt das Neuroleptikum Lurasidon unterschiedlich bei niedrigen und höheren Entzündungswerten im Blut?

US-amerikanische Forscher ermittelten nun vor und anschließend an eine Behandlung über 6 Wochen die CRP-Konzentration im Blut von 485 Patienten mit bipolarer Depression, also einer depressiven Episode im Verlauf einer Typ 1 Bipolaren Störung. Den Patienten wurde zufällig entweder eine Behandlung mit Lurasidon (entweder 20–60 mg/Tag, 161 Patienten, oder 80–120 mg/Tag, 162 Patienten) oder eine Scheinbehandlung mit einem Placebo (162 Patienten) zugewiesen. Die Wirksamkeit der Therapie wurde mit Hilfe der Montgomery-Åsberg Depressionsbewertungsskala (MADRS) nach 6 Wochen im Vergleich zum Wert vor der Behandlung ermittelt.

Die Forscher fanden, dass Patienten mit höheren CRP-Werten, also größeren Entzündungsmarkermengen im Blut, vor Beginn der Behandlung, besser auf die Behandlung mit Lurasidon ansprachen als Patienten mit niedrigeren CRP-Werten. Dies zeigte sich sowohl im gesamten MADRS-Wert als auch in der Anzahl der verbesserten Depressionssymptome. Auch nachdem weitere erschwerende Faktoren (beispielsweise Gewicht oder Gewichtsveränderungen im Verlauf der Behandlung) berücksichtigt wurden, blieb der Effekt bestehen. Die Behandlung mit dem atypischen Neuroleptikum war demnach erfolgreicher, wenn die Patienten zu Beginn der Behandlung erhöhte CRP-Werte hatten. Interessanterweise wirkte sich die Therapie allerdings nicht auf diese Werte aus – die Behandlung (im Vergleich zum Placebo) senkte also nicht die Entzündungswerte.

Höhere Entzündungswerte können Behandlungserfolg vorhersagen

Zusammenfassend fand die Untersuchung also, dass vor Behandlungsbeginn erhöhte CRP-Werte im Blut, als Anzeichen für entzündliche Prozesse, einen Behandlungserfolg mit Lurasidon wahrscheinlicher machen. Patienten mit einer bipolaren Depression (Typ 1) könnten also je nach dem individuellen Entzündungswert eher für eine Behandlung mit Lurasidon in Frage kommen. Unklar ist bisher, ob solche Zusammenhänge auch für andere atypische Neuroleptika gelten.

Die Studie stützt damit frühere Berichte über den CRP-Wert als wertvollen Marker zur Einschätzung des Erfolgs antidepressiver Therapien. Damit entwickelt sich auch die Behandlung affektiver Störungen wie der unipolaren und bipolaren Depression mehr und mehr hin zur individuell planbaren Therapie, die damit hoffentlich auch besser als bisher Betroffenen helfen wird.

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