Lungenkrebs

Necitumumab auch als Erstlinientherapie geeignet?

Original Titel:
Necitumumab: a new option for first-line treatment of squamous cell lung cancer.

MedWiss – Antikörper sind spezielle Eiweiße. Sie können sehr gezielt an bestimmte molekulare Strukturen binden. Das wird im Bereich der Immuntherapie genutzt. Necitumumab ist ein neuerer Antikörper bei der Immuntherapie, der auch Patienten mit Plattenepithelkarzinom helfen kann. Manche Forscher würden ihn daher gerne als Erstlinientherapie einsetzen.


Antikörper sind spezielle Eiweiße, die unser Immunsystem herstellt. Sie können sehr gezielt an bestimmte molekulare Strukturen binden, und so z. B. Krankheitserreger unschädlich machen oder für die Zellen des Immunsystems besser sichtbar machen. Auch in der Immuntherapie bei fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs kommen sie daher zum Einsatz.

Neue Option für Patienten, die bisher von Kinase-Hemmern nicht profitieren

Necitumumab ist ein neuer Antikörper in diesem Bereich. Er ist so aufgebaut, dass er an den EGF-Rezeptor binden kann. Dieser Rezeptor sitzt auf den Zellen. Wenn bestimmte Wachstumsfaktoren daran binden, leitet der Rezeptor das als Signal ins Zellinnere weiter. So wird eine Reihe von Prozessen in Gang gesetzt, die zum Zellwachstum und zur Zellteilung beitragen. Normalerweise ist der Rezeptor nicht dauerhaft aktiv, doch bei Krebszellen kann das durch Veränderungen im Erbgut der Zellen (Mutation) anders sein. Daher kommt Necitumumab bei bestimmten Veränderungen des EGF-Rezeptors zum Einsatz. Bindet Necitumumab an den EGF-Rezeptor, wird dieser blockiert. Bei den Krebszellen können so die dauerhaft aktiven EGF-Rezeptoren keine Wachstumssignale empfangen. So kann durch den Einsatz von Necitumumab das Wachstum, die Teilung und Wanderung von Lungenkrebszellen verhindert werden. Alle anderen zielgerichteten Therapien, die an Veränderungen des EGF-Rezeptors ansetzen, wirken, indem sie die Weiterleitung des Wachstumssignals in den Krebszellen unterbinden. Sie blockieren dazu bestimmte Enzyme, die Kinasen. Daher werden diese Wirkstoffe auch Kinase-Hemmer genannt. Patienten mit einer häufigen Form des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses, dem Plattenepithelkarzinom, haben bisher von den verfügbaren Kinase-Hemmern meist nicht profitiert. Für sie ist Necitumumab eine neue Option, bisher wird es aber erst eingesetzt, wenn andere Therapien nicht den erhofften Erfolg brachten.

Höheres Gesamtüberleben in Kombination mit Chemotherapie

In einer Phase-III-Studie zeigten spanische Forscher, dass eine Erstlinientherapie mit einer Kombination aus Chemotherapie mit Gemcitabin-Cisplatin und zielgerichteter Therapie mit Necitumumab der Chemotherapie alleine bei der Behandlung von fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen überlegen war. Die Forscher sahen ein höheres Gesamtüberleben und eine verbesserte Krankheitsbekämpfung, wenn zusätzlich der Antikörper zum Einsatz kam.

Necitumumab sehen nicht alle Forscher zur Erstlinientherapie geeignet

Sie schließen aus den Studiendaten, dass Necitumumab in Kombination mit Chemotherapie eine geeignete Erstlinienbehandlung für Patienten mit dieser Lungenkrebsart im fortgeschrittenen Stadium ist. Die Toxizität der Behandlung sei überschaubar, berichten die Forscher. Necitumumab kann so zum Erhalt der Lebensqualität beitragen.

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