Vielversprechende Ergebnisse für Entrectinib bei ROS1-positivem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs

Original Titel:
Promising phase 1/2 results for entrectinib against ROS1+ non-small cell lung cancer

MedWiss – Auf der 19. Weltkonferenz zu Lungenkrebs im September 2018 in Toronto, Kanada, berichteten Forscher aus Colorado über erste vielversprechende Ergebnisse aus Untersuchungen zu Entrectinib. Der Wirkstoff soll auch bei Gehirnmetastasen von ROS1-positiven Lungenkrebs helfen.


Der neue Wirkstoff ist ein Tyrosinkinase-Hemmer. Tyrosinkinasen sind Enzyme, die für wichtige Prozesse in Zellen verantwortlich sind. Bei manchen Krebserkrankungen sind bestimmte Tyrosinkinasen übermäßig aktiv und fördern so die Entstehung von Krebszellen sowie das Überleben und Ausbreiten von Tumoren. Bei solchen Krebszellen liegt dann eine Veränderung bestimmter Gene, die die Erbinformation für diese Tyrosinkinasen enthalten, vor. Entrectinib blockiert gezielt diese Tyrosinkinasen und kann so das Wachstum und Überleben von Krebszellen bekämpfen.

Krebserkrankung ließ sich gut zwei Jahre kontrollieren

Die auf der Weltkonferenz vorgestellten Daten stammen aus Phase-1/2-Studien ALKA, STARTRK-1, STARTRK-2 (ClinicalTrials.gov Nummern NCT02097810 und NCT02568267). Von den behandelten Patienten konnten die Daten von 53 Personen hinsichtlich des Ansprechens auf die Therapie ausgewertet werden. Hier zeigte sich eine Ansprechrate von über 77 %. Die Patienten profitierten im Schnitt fast 25 Monate von der Behandlung.

Auch auf Hirnmetastasen wirkte Entrectinib bei mehr als der Hälfte der Patienten

An einer Studie nahmen auch 20 Patienten mit Gehirnmetastasen teil. Bei mehr als der Hälfte der Patienten (55 %) sprachen die Gehirnmetastasen auf die Behandlung an. Bei Patienten, die ohne Gehirnmetastasen die Studie begannen, konnte die Erkrankung so für durchschnittlich etwa 26 Monate kontrolliert werden, bei Patienten mit Gehirnmetastasen waren es knapp 14 Monate.

Wirkung auf Gehirnmetastasen wäre Vorteil gegenüber aktuell eingesetzten Wirkstoffen

Die Forscher hoffen, dass Entrectinib den Wirkstoff Crizotinib als Erstlinientherapie bei ROS1-positiven nicht-kleinzelligen Lungenkrebs ersetzen könnte. Crizotinib kann die Blut-Hirn-Schranke zum Gehirn und zentralen Nervensystem nicht überwinden und daher auch nicht gegen Metastasen im Gehirn wirken. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse lassen hoffen, dass Entrectinib hier zukünftig helfen könnte. Bevor aber klar ist, ob Entrectinib besser wirkt als Crizotinib, müssen erst noch weitere Daten gesammelt werden. Auch müssen weitere Studien die Wirksamkeit für die Beantragung einer Zulassung belegen.

Weniger als ein Drittel der Teilnehmer hatten starke Nebenwirkungen

Entrectinib wurde in den Studien nicht nur an Lungenkrebspatienten untersucht, auch weitere Patientengruppen mit sogenannten soliden Tumoren nahmen an den Studien teil. Insgesamt wurden die Daten von 355 Patienten hinsichtlich der Nebenwirkungen ausgewertet. Die Ergebnisse dazu sind, dass vor allem leichte Nebenwirkungen (Grad 1 oder 2) vorkamen. Dazu gehörten Erschöpfung, Schwindel, Gewichtszunahme, Übelkeit, Verstopfung und Durchfall. Stärke Nebenwirkungen (Grad 3) traten bei 31 % der Teilnehmer auf, etwa 4 % der Patienten mussten die Behandlung aufgrund schwerer Nebenwirkungen abbrechen. Die Forscher bezeichnen Entrectinib anhand dieser Ergebnisse als „tolerierbar mit einem überschaubaren Sicherheitsprofil“.

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