Langzeitblutzuckerwert wird bei Typ-2-Diabetes zu selten bestimmt

Original Titel:
Low annual frequency of HbA1c testing in people with Type 2 diabetes in primary care practices in Germany

MedWiss – Der Langzeitblutzuckerwert spielt für die Verlaufskontrolle von Typ-2-Diabetes eine wichtige Rolle. Dennoch wird er bei den Patienten zu selten bestimmt, wie die folgende Analyse deutscher Forscher zeigte.


Für die Verlaufskontrolle der Blutzuckereinstellung wird bei Patienten mit Diabetes routinemäßig der sogenannte Langzeitblutzuckerwert (bekannt als HbA1c-Wert) bestimmt. Der HbA1c Wert bildet ab, wie hoch der Blutzucker der Patienten in den letzten drei Monaten im Durchschnitt war und kann herangezogen werden, um zu bestimmen, ob die bestehende Behandlung ausreichend gut funktioniert hat oder geändert werden sollte.

Deutsche Forscher analysierten nun, wie es um die jährliche Bestimmung des HbA1c-Wertes in Hausarztpraxen und bei Fachärzten für Diabetes in Deutschland bestellt ist. Die Forscher betrachteten in ihrer Analyse nur Patienten mit Typ-2-Diabetes. Neben der Anzahl an jährlichen Untersuchungen interessierte die Forscher die Faktoren, die mit einer höheren oder einer niedrigeren Anzahl an HbA1c-Messungen im Zusammenhang standen.

Nur 3/4 der Patienten erhalten mindestens 2 Messungen des Langzeitblutzuckerwerts im Jahr

Die Forscher konnten für ihre Analyse 43509 Patienten mit Typ-2-Diabetes einschließen. Im dem Jahr 2016 wurden durchschnittlich 2,7 Messungen des HbA1c-Wertes vorgenommen. Allerdings wiesen nur 74 % der Patienten mindestens 2 Messungen pro Jahr auf. Patienten, die einen Schlaganfall erlitten hatten, die weniger lange an Diabetes erkrankt waren und die einen durchschnittlich höheren HbA1c-Wert hatten, erhielten weniger häufig mehr als 2 HbA1c-Messungen im Jahr. Hingegen erhielten Patienten eher mehr als 2 HbA1c-Messungen im Jahr, wenn sie bei einem Facharzt für Diabetes in Behandlung waren, wenn sie unter Bluthochdruck, schlechten Blutfettwerten oder Nierenkomplikationen litten oder wenn bei ihnen eine Störung des Nervensystems oder der Netzhaut vorlag.

In den ärztlichen Leitlinien zur Behandlung von Typ-2-Diabetes sind mindestens 2 Messungen des HbA1c-Wertes pro Jahr vorgesehen. Wie diese Studie zeigte, erhalten allerdings nur 3 von 4 Patienten mit Typ-2-Diabetes jährlich mindestens 2 Messungen des HbA1c-Wertes. Hier besteht Nachholbedarf. Patienten mit Typ-2-Diabetes sollten ihr Recht auf eine regelmäßige Verlaufskontrolle ihrer Diabeteserkrankung bei den Ärzten einfordern.

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