Ärzte des UKSH an hochrangig publizierter Studie zu Defibrillatoren beteiligt

Ein kleines Gerät im Brustkorb kann Menschen mit einem hohen Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen im Notfall retten. Ein sogenannter implantierbarer Defibrillator misst den Herzschlag und normalisiert ihn, wenn er gefährlich aus dem Takt geraten ist. In einer weltweit bislang größten Studie dazu sind nun zwei dieser Defibrillatoren-Systeme verglichen worden. Als eines der führenden Studienzentren beteiligt ist die Abteilung für Elektrophysiologie und Rhythmologie der Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. Norbert Frey) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel. Die Publikation wurde im hochrangigen Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Prof. Dr. Hendrik Bonnemeier, Leiter der Abteilung für Elektrophysiologie und Rhythmologie und Professor der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, ist Co-Autor der sogenannten PRAETORIAN-Studie. Dabei wird der Einsatz von neuartigen Defibrillatoren (S-ICD), die unter die Haut implantiert und nicht mit dem Herzen verbunden werden, mit konventionellen Defibrillatoren verglichen. 849 Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten nahmen an der Studie teil. Ein maßgeblicher Teil von ihnen bekam die Defibrillatoren am Campus Kiel implantiert. In der vierjährigen Beobachtungszeit zeigte sich, dass das neuartige System genauso zuverlässig lebensrettende elektrische Impulse abgibt wie die konventionellen Geräte.

Prof. Bonnemeier ist einer der Pioniere der Implantation der neuartigen Defibrillatoren. Vor fast genau zehn Jahren hat er einen der europaweit ersten Patienten mit einem derartigen System versorgt. Mittlerweile ist das System als Therapieoption am UKSH etabliert. Im Gegensatz zu konventionellen Defibrillatoren, bei der die Spitze der Elektrode direkt in die Herzkammer vorgeschoben werden muss, werden die Elektroden des neuen Systems unter der Haut in einer Region neben dem Brustbein platziert. „Die PRAETORIAN-Studie ist ein Meilenstein für die optimale und innovative Versorgung unserer Patienten mit einem Risiko für den plötzlichen Herztod. Bei vergleichbarer Sicherheit sind bei dieser Therapie keine Elektroden-Komplikationen und keine Infektionen aufgetreten, weder sich im gesamten Körper ausweitende noch Infektionen in den Gefäßen,“ sagt Prof. Bonnemeier. Die Therapie sei deshalb besonders geeignet für Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Infektionsrisiko, Diabetes oder einem schwierigen Venenzugang zum Herzen.

Prof. Bonnemeier und sein Team am Campus Kiel sind noch an weiteren Fragestellungen des industrieunabhängigen PRAETORIAN-Studienprogramms beteiligt, das vom renommierten Universitären Medizinischen Zentrum Amsterdam geleitet wird. „Elektroden-bedingte Komplikationen treten häufig erst einige Jahre nach Implantation von konventionellen Defibrillatoren-Systemen auf. Um Aufschluss über die relative Sicherheit beider Systeme auf längere Sicht zu gewinnen, werden wir unsere Patienten, die der Teilnahme an der Studie zugestimmt haben, weitere vier Jahre nachbeobachten.“

Die Originalarbeit ist unter dem Titel „Subcutaneous or Transvenous Defibrillator Therapy“ im New England Journal of Medicine publiziert worden.