Galcanezumab wirkt gleich gut bei jeder Häufigkeit: Ob hoch- oder niederfrequent, jede verhinderte Migränetag ist ein gewonnener Tag

Original Titel:
Galcanezumab in episodic migraine: subgroup analyses of efficacy by high versus low frequency of migraine headaches in phase 3 studies (EVOLVE-1 & EVOLVE-2).

MedWiss – Den meisten Migränepatienten ist dies vermutlich bekannt: chronisch oder episodisch, hoch- oder niederfrequent sind virtuell geschaffene Gruppen nach der Häufigkeit der Migräneanfälle. Aber jede Migräne ist kaum erträglich, und jeder verhinderte Anfall ein Gewinn. Dies fanden auch Forscher in ihrer Gesamtanalyse zweiter Studie mit dem Antikörper Galcanezumab. Das Mittel wirkte offenbar unabhängig von der Häufigkeit der Migräneanfälle und verhalf den Betroffenen gleichermaßen zu geringerer Belastung.


Die neuen Antikörper gegen das Migräneeiweiß CGRP helfen vielen Betroffenen. Ob die Behandlung aber in Abhängigkeit von der Häufigkeit der Migräneattacken unterschiedlich gut wirkt, war bisher nicht klar. Generell wird in Studien und auch in Behandlungsleitlinien zwischen Patienten mit chronischer und solchen mit episodischer Migräne unterschieden. Der Übergang von der einen Gruppe zur anderen ist virtuell und fließend. Menschen mit einer hochfrequenten episodischen Migräne, die also nicht ganz die chronischen Grenzwerte erreicht, sind rein rechnerisch anders betroffen als Menschen, die tatsächlich vergleichsweise selten unter Migräne leiden. Ähnlich wie bei chronischer Migräne müssen Patienten bei der hochfrequenten episodischen Migräne häufig eine schwierige Wahl treffen: die Migräne akut behandeln und einen Übergebrauchskopfschmerz und Chronifizierung riskieren, oder die Migräne unbehandelt lassen und einfach hoffen, dass sie rasch vorbeigeht?

Wirkt der Antikörper Galcanezumab besser oder schlechter je nach Häufigkeit der Migräne?

Forscher untersuchten nun, ob der Antikörper gegen CGRP Galcanezumab bei Patienten mit hoch- und niederfrequenter episodischer Migräne unterschiedliche Wirksamkeit zeigte. Dazu fassten die Experten die Daten von zwei klinischen Studien zusammen und analysierten sie neu. In diesen beiden Studien der Phase 3 waren erwachsene Patienten mit zwischen 4 und 14 monatlichen Migränekopfschmerz-Tagen im vorhergehenden Jahr behandelt worden – zufällig entweder mit Galcanezumab oder mit einem Scheinmedikament. Migräneanfälle und Kopfschmerzen wurden mit einem elektronischen Kopfschmerztagebuch dokumentiert. Betroffene mit 4 bis 7 monatlichen Tagen mit Migränekopfschmerz zählten zur niederfrequenten episodischen Migränegruppe, Patienten mit 8 bis 14 monatlichen Tagen mit Migränekopfschmerz zählten zur hochfrequenten Gruppe.

Episodische Migräne mit bis zu 7 Migränekopfschmerztagen oder mehr pro Monat

Insgesamt konnten die Behandlungsdaten von 1 773 Patienten analysiert werden. Die Betroffenen waren im Mittel 41,3 Jahre alt. 85 % der Teilnehmer waren Frauen. 66 % litten unter häufiger, also hochfrequenter, episodischer Migräne.

In beiden Gruppen konnte die Zahl der Migränetage klar über die gesamte Behandlungsdauer (Monate 1 bis 6) gesenkt werden. Ebenso sank die Zahl der Tage mit Akutbehandlung bei Patienten, die Galcanezumab erhielten im Vergleich zur Placebogruppe. Auch die typischen Begleitsymptome der Migräne wie Übelkeit, Erbrechen, starke Licht- und Geräuschempfindlichkeit nahmen klar bei den behandelten Patienten ab. Die Vorteile der Behandlung waren von der Häufigkeit der Migräneanfälle unabhängig. Dies zeigte sich auch im Vergleich der migränebezogenen Belastung, die mit dem MIDAS-Fragebogen ermittelt wurde, und der alltäglichen Lebensqualität (MSQL-Fragebogen).

Gleich wirksam für jede Häufigkeit: ob hoch- oder niederfrequent, jede verhinderte Migräne ist ein gewonnener Tag

Insgesamt zeigte sich damit, dass Galcanezumab wirksam Migräneattacken vorbeugen kann. Dieser Behandlungserfolg ist offenbar unabhängig von der Häufigkeit der Migräneanfälle. Die Studie unterstreicht damit wieder, was den meisten Migränepatienten klar sein dürfte: chronisch oder episodisch, hoch- oder niederfrequent sind virtuell geschaffene Gruppen. Jede Migräneerkrankung ist kaum erträglich, jeder Migränetag ist ein qualvoll verlorener Tag, der so gut wie möglich verhindert werden sollte.

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