Metaanalyse: PPI erhöhen Risiko für entzündliche Darmerkrankungen

Original Titel:
Proton pump inhibitors use and risk of inflammatory bowel diseases: a meta-analysis of observational studies

 
Kurz & fundiert
  • Erhöhen Protonenpumpeninhibitoren (PPI) das Risiko für Darmentzündungen?
  • Metaanalyse von Beobachtungsstudien
  • 8 Studien, 157 758 Teilnehmer
  • Signifikant höheres CED-Risiko bei PPI-Einnahme, gilt nur für manche CED-Formen
  • Widersprüchliche Ergebnisse aus unterschiedlichen Ländern
  MedWiss – Eine aktuelle Metaanalyse konnte zeigen, dass Protonenpumpeninhibitoren das Risiko für chronisch entzündliche Darmerkrankungen erhöhen können. Einzeln betrachtete Erkrankungen und Daten aus unterschiedlichen Weltregionen zeigten jedoch widersprüchliche Ergebnisse.
Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) reduzieren die Produktion von Magensäure und werden bei vielen Magen-Darm-Erkrankungen angewendet. Die längere Anwendung von PPI wurde mit dem Risiko für entzündliche Darmerkrankungen (CED) in Verbindung gebracht. Die Datenlage ist aber bisher noch unzureichend. Das Ziel einer systematischen Überprüfung und Metaanalyse aus Indien war es, das Risiko des Auftretens von CED bei der Anwendung von PPI abzuschätzen.

Umfassende Metaanalyse in wissenschaftlichen Datenbanken

Es wurde eine Recherche in den Datenbanken PubMed, Scopus und Cochrane Library durchgeführt. Nach zusätzlichen Quellen wurde in Google, Google Scholar und ResearchGate gesucht. Zur Abschätzung des CED-Risikos nach Anwendung von PPI wurden Beobachtungsstudien herangezogen.

Unterschiedliche Risikoerhöhung bei verschiedenen CED-Formen

In die Metaanalyse wurden 8 von 2 038 Studien mit insgesamt 157 758 Teilnehmern eingeschlossen. Bei Teilnehmern, die PPI einnahmen, wurde ein signifikant höheres CED-Risiko beobachtet (angepasste Odds Ratio, aOR: 2,43; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,18 – 5,02; p = 0,02; n = 6). Zudem wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen der PPI-Exposition und Colitis ulcerosa/Morbus Crohn (aOR: 3,60; 95 % KI: 1,10 – 11,74), kollagener Colitis (OR: 4,73; 95 % KI: 1,99 – 11,22) und lymphozytärer Colitis (OR: 3,77; 95 % KI: 2,91 – 4,87) gefunden. Kein Zusammenhang bestand zwischen PPI-Einnahme und den einzeln betrachteten Erkrankungen Colitis ulcerosa (p = 0,47) oder mikroskopischer Colitis (p = 0,07). Eine signifikante Assoziation wurde in europäischen Studien (aOR: 3,98; 95 % KI: 2,36 – 6,71), aber nicht in nordamerikanischen Studien gefunden (aOR: 0,48; 95 % KI: 0,01 – 26,71). Die Studienqualität war nach Einschätzung der Autoren insgesamt gut.

PPIs scheinen CED-Risiko zu erhöhen

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die längere Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) signifikant mit einem erhöhten CED-Risiko assoziiert ist. Um widersprüchliche Ergebnisse in verschiedenen Ländern aufklären zu können, sind jedoch weitere fundierte Studien aus verschiedenen Teilen der Welt erforderlich, so das Fazit der Wissenschaftler.

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