N-Acetylcystein: Potenzial für ergänzende Behandlung des PCO-Syndroms

Original Titel:
The effects of N-acetylcysteine on ovulation and sex hormones profile in women with polycystic ovary syndrome: a systematic review and meta-analysis

Kurz & fundiert

  • N-Acetylcystein (NAC) beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS): Bislang kontrovers diskutiert
  • Systematische Recherche und Metaanalyse über 18 Studien mit 2 185 Patientinnen
  • Testosteronspiegel signifikant reduziert, Follikel-stimulierenden Hormon (FSH) gesteigert
  • Eventuell Einfluss auf Östrogenspiegel
  • Keine Effekte auf Follikelzahl, Endometriumdicke, Progesteron, luteinisierendes Hormon und Geschlechtshormon-bindende Globuline
  • Manche PCOS-Aspekte positiv durch NAC beeinflusst

 

MedWiss – Der veränderte Hormonstatus beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) kann dazu führen, dass die Eierstöcke keine funktionalen und gereiften Follikel freisetzen können. Unfruchtbarkeit ist daher bei PCOS häufig. Eine systematische Recherche und Metaanalyse über 18 Studien und über 2 000 Patientinnen zeigte, dass manche Hormone bei PCOS durch eine Nahrungsergänzung mit N-Acetylcystein (NAC) positiv beeinflusst werden konnten. Die Autoren sehen daher Potenzial für eine ergänzende Behandlung mit NAC bei dem PCO-Syndrom.


Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten endokrinen (Hormonsystem-bezogenen) Erkrankungen. Charakteristisch für PCOS sind veränderte Geschlechtshormon-Spiegel und eine Dysfunktion der Eierstöcke (Ovarien). Der veränderte Hormonstatus kann dazu führen, dass die Ovarien keine funktionalen und gereiften Follikel (Eibläschen, in deren Innerem Eizellen reifen) freisetzen können. Dadurch bedingt ist Unfruchtbarkeit bei PCOS-Patientinnen häufig.

Bisherige klinische Studien zu einer Nahrungsergänzung mit N-Acetylcystein (NAC) und ihren Effekten auf die Ovulation und das Geschlechtshormon-Profil bei Frauen mit PCOS erbrachten widersprüchliche Ergebnisse und wurden kontrovers diskutiert. Daher führten Wissenschaftler nun einen systematischen Review mit Metaanalyse zu möglichen NAC-Effekten bei PCOS durch.

Was bringt N-Acetylcystein (NAC) beim polyzystischen Ovarialsyndrom?

Fokus der systematischen Recherche und Metaanalyse waren der Einfluss einer NAC-Nahrungsergänzung auf die Ovulation und das Geschlechtshormon-Profil bei Frauen mit PCOS. Die Autoren ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Scopus, Embase, Web of Science und Cochrane Central library. Veröffentlichungen bis September 2021 wurden für die Analyse berücksichtigt.

Die Recherche erbrachte 18 Studien mit insgesamt 2 185 Patientinnen. Die Nahrungsergänzung mit NAC reduzierte den Gesamt-Testosteronspiegel signifikant:

  • Standardisierte Mittelwertsdifferenz (SMD): -0,25 ng/ml; 95 % Konfidenzintervall, KI: -0,39 – -0,10; p < 0,001; I2 = 53,9 %; p = 0,034

Darüber hinaus konnte mit der Supplementierung eine Erhöhung des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) festgestellt werden:

  • SMD: 0,39 mg/ml; 95 % KI: 0,07 – 0,71; p = 0,01; I2 = 70,9 %; p = 0,002

Nach Korrektur eines Publikationsbias zeigten sich auch gestiegene Östrogen-Spiegel. Die Zahl der Follikel, die Dicke des Endometriums, Progesteron-Spiegel sowie die Spiegel von luteinisierendem Hormon im Serum und der Geschlechtshormon-bindenden Globuline wurden hingegen nicht durch die Nahrungsergänzung beeinflusst.

Nahrungsergänzung mit NAC bessert manche PCOS-Aspekte

Die Ergebnisse dieser Metaanalyse zeigen somit, dass die Nahrungsergänzung mit NAC Einfluss auf einen Teil der Erkrankungsprozesse bei PCOS ausüben kann. So wurden die Testosteron-Spiegel gesenkt und die FSH-Spiegel erhöht. Die Supplementierung könnte demnach einen ergänzenden Beitrag auf das reproduktive System bei PCOS leisten.

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