Rheumatoide Arthritis: Vorhersage langanhaltender Fatigue früh möglich

Original Titel:
Fatigue in patients with early rheumatoid arthritis undergoing treat-to-target therapy: predictors and response to treatment

Kurz & fundiert

  • Häufig Fatigue bei rheumatoider Arthritis
  • Gibt es Prädiktoren für anhaltende Fatigue trotz Treat-to-target-Therapie?
  • 205 frühe RA-Patienten, Behandlung über 24 Monate
  • Anfangs Fatigue bei 69 %, nach 24 Monaten Therapie bei 38 %
  • Niedrige objektive Krankheitsaktivität zu Beginn begünstigte anhaltende Fatigue

 

MedWiss – Eine Fatigue kann trotz moderner Treat-to-target-Therapie der rheumatoiden Arthritis lange bestehen bleiben. Welche Faktoren schon früh in der Erkrankung für einen solchen Verlauf sprechen, ermittelte ein norwegische Studie mit 205 frühen RA-Patienten. Wenn zu Beginn der Behandlung Fatigue, aber eine niedrige objektive Krankheitsaktivität vorliegen, könnte demnach eine ergänzende, nicht-pharmakologische Behandlung der Fatigue sinnvoll sein.


Fatigue ist ein häufiges Symptom bei rheumatoider Arthritis (RA), das die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Wissenschaftler untersuchten nun den Zusammenhang zwischen Krankheitsaktivität und Fatigue bei Patienten mit einer frühen RA und ermittelten die Entwicklung der Fatigue im Lauf einer modernen Treat-to-target-Therapie gemäß den EULAR-Behandlungsempfehlungen.

Anhaltende Fatigue trotz Treat-to-target-Therapie – wer ist betroffen?

Ziel der Untersuchung war es, Faktoren zu ermitteln, die zu Beginn der Behandlung auf die spätere Ausprägung der Fatigue schließen ließen. Dazu wurden mögliche Prädiktoren zu Beginn und nach 24 Monaten der Treat-to-target-Therapie analysiert. Die Daten stammten aus einer randomisierten Studie in Norwegen zu den Vorteilen von Ultraschall-Untersuchungen in einem treat-to-target-Regime, in dem eng kontrolliert auf Remission (Symptomfreiheit) der Patienten abgezielt wurde (ARCTIC-Studie). Die Fatigue wurde mit Hilfe einer visuellen Analogskala (VAS) erfasst, auf der die Patienten den Schweregrad ihrer Erschöpfung mit Werten zwischen 0 und 100 mm einschätzten. Die Fatigue galt als klinisch relevant, wenn der VAS-Wert mindestens bei 20 mm lag.

Fatigue-begünstigende Faktoren bei 205 RA-Patienten

Insgesamt 205 RA-Patienten mit Fatigue-Daten zu Beginn und nach 24 Monaten wurden in die Analyse aufgenommen. Im Durchschnitt (Median, mit 25- und 75-Perzentilen) betrug die Symptomdauer 5,4 Monate (2,8 – 10,4). Die Fatigue zu Beginn der Studie wurde mit einem VAS-Wert von durchschnittlich 37,0 mm (13,0 – 62,0) eingeschätzt. Die mittlere Krankheitsaktivität (Disease Activity Score, DAS) lag zu Beginn bei 3,4 (Standardabweichung +/-1,1).

Die Prävalenz klinisch relevanter Fatigue nahm von 69 % zu Beginn auf 38 % nach 24 Monaten ab. Ein höheres Risiko klinisch relevanter Fatigue nach 24 Monaten konnte mit folgenden anfänglichen Faktoren vorhergesagt werden:

  • Weniger geschwollene Gelenke: Odds Ratio, OR: 0,92; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,87 – 0,98; p = 0,006
  • Niedrigerer Doppler-Ultraschall-Score: OR: 0,95; 95 % KI: 0,90 – 0,99; p = 0,027
  • Höherer PGA (patient global assessment): OR: 1,03; 95 % KI: 1,01 – 1,04; p < 0,001

Darüber hinaus hatten die Patienten, die nicht nach 6 Monaten in Remission waren, ein höheres Risiko für Fatigue nach 24 Monaten.

Niedrige objektive Krankheitsaktivität zu Beginn begünstigt anhaltende Fatigue

Fatigue lag demnach bei Patienten mit früher RA bereits früh in der Erkrankung vor, wurde jedoch im Laufe der Behandlung rasch und anhaltend reduziert. Lag zu Beginn der Behandlung eine niedrige objektive Krankheitsaktivität und ein hoher PGA-Wert vor, war dies jedoch prädiktiv für klinisch relevante Fatigue nach 24 Monaten. Die Ergebnisse können somit helfen, frühzeitig diejenigen Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für langanhaltende Fatigue haben und die für gezieltere, ergänzende non-pharmakologische Behandlungen in Frage kommen könnten.

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