Häufiger Attacken bei menstrueller Migräne

Original Titel:
Clinical differences between menstrual migraine and nonmenstrual migraine: a systematic review and meta-analysis of observational studies

 
Kurz & fundiert
  • Menstruelle Migräne: hormonelle Veränderungen als Trigger
  • Unterscheiden sich menstruelle und nicht-menstruelle Migräne?
  • Systematischer Review und Metaanalyse über 16 Beobachtungsstudien
  • Niedrige bis sehr niedrige Qualität der Evidenz
  • Hinweise auf häufigere und stärkere Migräneattacken bei menstrueller Migräne
  • Häufiger beeinträchtigende Begleitsymptome
  • Familiäre Häufung und jüngeres Alter bei Krankheitsbeginn typischer bei menstrueller Migräne
  MedWiss – Etwa 60 % der Frauen mit Migräne reagieren auf die hormonellen Veränderungen rund um die Menstruation. Ein systematischer Review ermittelte nun über 16 Beobachtungsstudien, ob sich menstruelle Migräne und Migräne in Zusammenhang mit anderen Triggern klinisch unterscheiden. Die Analyse erbrachte Hinweise, dass hormonelle Trigger im Schnitt mit häufigeren Attacken mit beeinträchtigenden Begleitsymptomen assoziiert sind, die Migräne öfter in jüngerem Alter und mit familiärer Häufung auftritt.
Migräne zählt zu den drei neurologischen Erkrankungen, die in Europa zu den meisten durch Krankheit beeinträchtigten Lebensjahren führen. Etwa 60 % der Frauen mit Migräne reagieren auf die hormonellen Veränderungen rund um die Menstruation. Die sogenannte menstruelle Migräne wird im Alltag häufig als weniger bedeutsam empfunden – schließlich ist der Trigger bekannt und kommt nur einmal im Monat zum Tragen. Ob sich menstruelle Migräne und Migräne in Zusammenhang mit anderen Triggern klinisch unterscheiden, ob es Unterschiede in Attackenzahl und Schweregrad gibt, wird allerdings noch diskutiert. Der vorliegende systematische Review mit Metaanalyse ermittelte nun, ob sich anhand der wissenschaftlichen Literatur klinische Unterschiede zwischen menstrueller und nicht-menstrueller Migräne nachweisen lassen.

Hormonelle Trigger bei etwa 60 % der Migräne-Patientinnen

Die Autoren ermittelten Beobachtungsstudien zum Vergleich von Patienten mit menstrueller und nicht-menstrueller Migräne aus medizin-wissenschaftlichen Datenbanken und bestimmten die Qualität der wissenschaftlichen Evidenz. Neben der Zahl monatlicher Migräneattacken betrachteten die Wissenschaftler die Zahl der Kopfschmerztage sowie, ob sich familiäre und individuelle Krankheitsgeschichte zwischen den Gruppen unterschieden.

Unterscheiden sich menstruelle und nicht-menstruelle Migräne?

Insgesamt konnten 16 Studien in die Analyse aufgenommen werden. Die Qualität der wissenschaftlichen Evidenz wurde generell als niedrig oder sehr niedrig eingeschätzt. Patientinnen mit menstrueller Migräne hatten insgesamt mehr Migräneanfälle pro Monat als Patientinnen ohne den hormonellen Trigger (Mittelwertdifferenz, MD: 0,65; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,05 – 1,24), mit einem niedrigen Grad der Evidenz-Qualität. Bei menstrueller Migräne kam es im Schnitt auch zu mehr monatlichen Kopfschmerztagen (MD: 0,86; 95 % KI: 0,12 – 1,60). Frauen mit menstrueller Migräne berichteten 41 % häufiger von weiteren Migränepatienten in ihrer Familie (Odds Ratio, OR: 1,41; 95 % KI: 1,12 – 1,78) und entwickelten erste Symptome in einem jüngeren Alter (MD: -0,99; 95 % KI: -1,78 – -0,19). Migräneanfälle wurden bei menstrueller Migräne häufiger durch körperliche Aktivität verstärkt (OR: 1,60; 95 % KI: 1,35 – 1,89), zudem berichteten Patientinnen mehr als doppelt so oft von Begleitsymptomen, wie beispielsweise Übelkeit und Erbrechen, als Patientinnen mit nicht-menstrueller Migräne (OR: 2,31; 95 % KI: 1,72 – 3,10) und entsprechend stärker ausgeprägter Beeinträchtigung von Alltagsaktivität und Lebensqualität.

Menstruelle Migräne zu Unrecht unterschätzt

Die Autoren schließen, dass es Hinweise auf Unterschiede zwischen menstrueller und nicht-menstrueller Migräne gibt. Demnach ist die Migräne bei hormonellem Trigger im Schnitt schwerer und mit häufigeren Attacken assoziiert und stellt öfter eine in jüngerem Alter auftretende Erkrankung mit familiärer Häufung dar. Die Autoren betonen jedoch, dass die Qualität der Evidenz niedrig sei. Es besteht demnach Bedarf, Unterschiede zwischen den Migräneformen weiter zu untersuchen und gezielt zu evaluieren, welche therapeutischen und prophylaktischen Maßnahmen bei menstrueller Migräne optimal einsetzbar sind.
 

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