Vier Preise in drei Kategorien: Herausragende Berichterstattung zum Thema Hormone

Rostock – Der Medienpreis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat in diesem Jahr erstmals vier Gewinnerinnen und Gewinner. Ausgelobt waren drei mit je 2000 Euro dotierte Auszeichnungen in den Kategorien Print, Hörfunk, Online und TV. Angesichts der Vielzahl qualitativ hochwertiger Bewerbungen entschloss sich die Jury jedoch dazu, vier Beiträge auszuzeichnen – die 2000 Euro Preisgeld in der Kategorie Hörfunk teilen sich Nina Kunze für einen Beitrag in der Sendung SWR2 Impuls und Dr. Max Rauner, der einen Beitrag aus SWR2 Wissen eingereicht hatte. Siegerin in der Kategorie Online ist Lara Malberger (perspective-daily.de), der Preis für den besten Printbeitrag geht an Sabine Hoffmann (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung FAS). Verliehen wurde der DGE-Medienpreis 2023/2024 am Mittwoch, dem 6. März 2024, im Rahmen des 67. Kongresses für Endokrinologie in Rostock.

„Die thematische Vielfalt der eingereichten Beiträge spiegelt eindrucksvoll wider, wie groß die Bandbreite unseres endokrinologischen Fachgebiets ist – und welche individuelle und gesellschaftliche Bedeutung den hormonell bedingten Erkrankungen zukommt“, sagt Professor Dr. med. Stephan Petersenn, Mediensprecher der DGE aus Hamburg. Auch die vier Gewinnerbeiträge deckten mit den Themen Bluthochdruck, Schwangerschaftsübelkeit, Schilddrüsenerkrankungen und der Frage nach dem täglichen Kalorienbedarf eine bunte Vielfalt endokrinologisch relevanter Themen ab.

„Die ganz besondere Risikogruppe“ – unter diesen Titel hat Sabine Hoffmann ihren Text zum sogenannten Conn-Syndrom gestellt, der im vergangenen März in der FAS veröffentlicht wurde. Conn-Betroffene entwickeln eine Form des Bluthochdrucks, die hormonell bedingt ist und daher mit den gängigen Medikamenten und Lebensstilumstellungen nicht beherrscht werden kann. Gleichzeitig geht das Syndrom, das seine Ursache in einer gestörten Regulation des Nebennierenhormons Aldosteron hat, mit hohen gesundheitlichen Risiken einher. Selbst nach konservativen Schätzungen sind mindestens eine Million Menschen in Deutschland vom Conn-Syndrom betroffen. Oft wird es jedoch übersehen oder erst sehr spät diagnostiziert. Auf diese „Risikogruppe innerhalb der Risikogruppe“ macht Hoffmann aufmerksam und leiste damit nach Ansicht der Jury wertvolle Aufklärungsarbeit.

Preisträgerin Lara Malberger widmet sich in ihrem online auf der Website perspektive.daily.de erschienenen Beitrag einem ungleich bekannteren endokrinologischen Organ: der Schilddrüse. Ihr gelingt eine umfassende Darstellung von der Funktion und möglichen Störungen des „Schmetterlingsorgans“, das so viele Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst. Gleichzeitig mahnt sie im Einklang mit den Leitlinien davor, bei jedem auffälligen Blutwert mit einer Hormontherapie zu beginnen oder jeden Knoten so rasch wie möglich operativ zu entfernen. „So entsteht ein ausgewogener Text, der auch die Problemthemen Übertherapie, Erwartungshaltung auf der Seite der Patient*innen und Zeitmangel auf ärztlicher Seite mit einbindet“, so Petersenn.

Eine bis zwei von 100 Schwangeren leiden unter einer extremen Form der Schwangerschaftsübelkeit, der Hyperemesis gravidarum, die lange Zeit unterschätzt wurde, obwohl sie für Mutter und Ungeborenes gefährlich werden kann. Diesem bislang nur unzureichend erklärten Phänomen widmet sich Nina Kunze in ihrem Hörfunkbeitrag, in dem sie aktuelle Forschungserkenntnisse zu den hormonellen Ursachen der Hyperemesis aufgreift und erläutert, wie diese in einigen Jahren zu neuen Therapiemöglichkeiten führen könnten und warum sogar eine Desensibilisierung möglich erscheint.

Als Aufruf gegen das Kalorienzählen lässt sich der zweite ausgezeichnete Radiobeitrag verstehen. In ihm legt Dr. Max Rauner dar, warum der seit Jahrzehnten propagierte Referenzwert von 2000 Kilokalorien, die ein Mensch am Tag angeblich benötigt, deutlich zu niedrig angesetzt ist. Im Gespräch mit namhaften Expert*innen aus dem In- und Ausland arbeitet der Journalist anschließend heraus, warum Kalorienberechnungen generell ungenau und nur von begrenztem Nutzen sind – und warum die Qualität der Lebensmittel eine bedeutend größere Rolle spielt und hochverarbeitete Produkte vermieden werden sollten.

„Wir freuen uns, dass endokrinologische Themen auch in Publikumsmedien eine immer größere Beachtung finden“, zeigt sich Professor Dr. med. Dr. h.c. Helmut Schatz, Mitglied im DGE-Vorstand, zufrieden.

Die Endokrinologie ist der medizinische Fachbereich, der sich mit Störungen des Hormonhaushalts und des Stoffwechsels befasst. Zu den Erkrankungen, die endokrinologische Expertise erfordern, zählen Volkskrankheiten wie der Diabetes mellitus, Osteoporose, Schilddrüsenerkrankungen oder krankhaftes Übergewicht, aber auch seltene Erkrankungen wie hormonell bedingte Wachstumsstörungen. Mit dem Medienpreis würdigt die DGE hervorragende journalistische Beiträge, die das Wissen über endokrinologische Themen in der Allgemeinheit fördern. Die Preisübergabe fand am Mittwoch, dem 6. März 2024 im Rahmen des 67. Kongresses für Endokrinologie in Rostock statt.

Die Online-Version des Print-Beitrags „Die ganz besondere Risikogruppe“ von Sabine Hoffmann finden Sie unter: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/bluthochdruck-conn-syndrom-ist-eine-oft-uebersehene-ursache-18755533.html

Zum Online-Beitrag „Wie wir dieses kleine Organ unnötig strapazieren – und was helfen würde“ von Lara Malberger gelangen Sie hier: https://perspective-daily.de/article/2620-wie-wir-dieses-kleine-organ-unnoetig-strapazieren-und-was-helfen-wuerde/probiere

Die Online-Version des Hörfunk-Beitrags von Dr. Max Rauner unter dem Titel „Die Kalorien-Lüge – Wie viel Energie brauchen wir wirklich?“ finden Sie hier: https://www.swr.de/swr2/wissen/die-kalorien-luege-wie-viel-energie-brauchen-wir-wirklich-swr2-wissen-2023-09-20-102.html

Die Online-Version des Hörfunk-Beitrags von Nina Kunze „Neue Forschung zur Schwangerschaftsübelkeit“ finden Sie unter: https://www.swr.de/wissen/neues-zu-den-gruenden-von-schwangerschaftsuebelkeit-100.html

Mehr Informationen zum DGE-Medienpreis stehen unter: https://www.endokrinologie.net

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen – zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken – „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen wie Speichel- oder Schweißdrüsen ihre Sekrete nach „außen“ ab.