Multiple Sklerose

Diagnosekriterien für Multiple Sklerose erneut überarbeitet

Original Titel:
Diagnosis of multiple sclerosis: 2017 revisions of the McDonald criteria

Eine so vielgesichtige Krankheit wie Multiple Sklerose zu diagnostizieren ist gar nicht so einfach. Abhängig davon, wo im zentralen Nervensystem Entzündungen auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind beeinflusst erheblich, mit welchen Symptomen Betroffene sich bei einem Arzt vorstellen. Auch müssen andere Erkrankungen sicher ausgeschlossen werden. Daher ist es wichtig, dass es Diagnosekriterien gibt, die genaue Anhaltspunkte liefern, wann die Diagnose MS feststeht.

Erste Kriterien waren die nach Schumacher (1965) und Rose (1976), die sich hauptsächlich auf die Befragung der Patienten (Anamnese) und eine neurologische Untersuchung der Patienten beschränkten. Folgend wurden die Diagnosekriterien immer wieder dem aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst und überarbeitet. Im Jahr 1983 kamen dann in den Poser-Kriterien zusätzliche Befunde hinzu, die auf der Untersuchung des Hirnwassers basieren. Auch heute noch wird mittels Lumbalpunktion Hirnwasser aus dem Rückenmarkskanal entnommen, wenn nötig.

Seit den 1980er Jahren gewann die Magnetresonanztomographie immer mehr Bedeutung in der Diagnostik und fand dann auch 2001 Eingang in die neuen Diagnosekriterien für Multiple Sklerose, wo die Bedeutung betont wurde. Seit 2001 heißen diese neuen, von einem internationalen Expertengremium erarbeiteten Diagnosekriterien McDonald-Kriterien. Auch diese wurden entsprechend des wissenschaftlichen Fortschritts 2005, 2010 und nun nochmals 2017 überarbeitet. Die überarbeiteten Diagnosekriterien wurden bereits Ende Dezember im renommierten Fachmagazin The Lancet Neurology veröffentlicht. Damit soll dafür gesorgt werden, dass die Kriterien immer auf dem neusten Stand sind und sich auf Beweise stützen. Durch die ständige Verbesserung der Kriterien soll eine MS-Diagnose nach Möglichkeit schneller gestellt werden können und die Häufigkeit von Fehldiagnosen verringert werden.

In den überarbeiten McDonald-Kriterien von 2017 ist eine wichtige Änderung, das bei Patienten mit typischem klinisch isolierten Syndrom (CIS), einer Art Vorstufe der MS, eine MS diagnostiziert werden kann, wenn sich durch die neurologische Untersuchung oder eine MRT-Untersuchung Entzündungen in bestimmten unterschiedlichen Bereichen des zentralen Nervensystems nachweisen lassen und der Befund einer Hirnwasseruntersuchung ebenfalls für eine MS spricht. Die MRT-Bilder des Gehirns sollten idealerweise bereits während des Diagnoseprozesses angefertigt werden, empfiehlt das Expertengremium. Wenn weitere Daten zur Bestätigung der Diagnose nötig sind, sollen ebenfalls MRT-Aufnahmen der Wirbelsäule angefertigt werden. Auch bei der Hirnwasseruntersuchung gab es außerdem eine wichtige Änderung. Wenn diese vorgenommen wird, sollen auch Blutproben mit einbezogen werden, um ganz sicher zu sein, dass die nachgewiesenen Antikörper auch wirklich aus dem Hirnwasser stammen.

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