Diabetes

Exenatid und Liraglutid senken erfolgreich den Langzeitblutzuckerwert, ohne dass es zu Unterzuckerungen kommt

Original Titel:
A real-world, observational study of weekly exenatide added to basal insulin in patients with type 2 diabetes mellitus

Für die Wissenschaft sind insbesondere zwei Typen von Studien interessant: Interventionsstudien und Beobachtungsstudien. Bei einer Interventionsstudie werden die Studienteilnehmer meistens auf zwei Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 ist über einen definierten Zeitraum einer Intervention ausgesetzt, z. B. einem Programm zur Ernährungsumstellung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion. Gruppe 2 dient als Kontrollgruppe und erhält keine Art der Intervention. Nach Ablauf der Studie kann so durch Vergleich der Ergebnisse analysiert werden, ob und wenn ja, welchen Effekt die Ernährungsumstellung auf die Entwicklung des Gewichtes der Teilnehmer hatte. Bei einer Beobachtungsstudie erhalten die Teilnehmer der Studie keine Intervention. Sie werden auf mindestens zwei Gruppen aufgeteilt. Die Gruppen werden dann beispielweise zu ihren Ernährungsgewohnheiten, im Speziellen zu ihrem Verzehr von Vollkornprodukten befragt. Ziel kann es sein, herauszufinden, ob der Vollkornverzehr einen Einfluss auf die Entstehung einer Diabeteserkrankung hat. Diejenigen mit dem hohen Vollkornverzehr gehören zur Gruppe 1 und diejenigen mit wenig Vollkornprodukten auf dem Speiseplan gehören zu Gruppe 2. Nach einer festgelegten Zeit wird dann die Entstehung von Diabetes zwischen den beiden Gruppen verglichen und geschaut, ob der Verzehr von Vollkornprodukten einen Einfluss auf die Diabetesentstehung genommen hat.

Bei beiden Studien, sowohl bei den Interventionsstudien als auch bei den Beobachtungsstudien, ist es wichtig, dass die Teilnehmergruppen in wesentlichen Punkten übereinstimmen, insbesondere in jenen, die für den untersuchten Endpunkt relevant sind (in den hier erwähnten Beispielen sind dies die Gewichtsabnahme und die Diabetesentstehung), damit Unterschiede zwischen den Gruppen am Ende der Studie auch auf das untersuchte Merkmal (hier: Programm zur Ernährungsumstellung, Vollkornverzehr) zurückgeführt werden können.

Neben Interventionsstudien und Beobachtungsstudien gibt es auch Studien, bei denen Personen fernab von wissenschaftlichen Studien in ihrem realen Leben beobachtet werden. Solche Studien geben wertvolle Kenntnisse darüber, ob Ergebnisse aus wissenschaftlichen Studien auch in der echten Welt gesehen werden können.

Ergebnisse einer neuen Studie aus der realen Welt wurden nun in der Fachzeitschrift Endocrinology, Diabetes & Metabolism vorgestellt. Teilnehmer dieser Studie waren Patienten mit Typ-2-Diabetes, die an einem ambulanten Betreuungssystem teilnahmen. In dieser Studie wurden Personen, die 1-mal wöchentlich den Wirkstoff Exenatid plus Basalinsulin (durch das Basalinsulin wird der Grundbedarf des Körpers mit Insulin abgedeckt) einnahmen, mit solchen Personen verglichen, die täglich den Wirkstoff Liraglutid plus Basalinsulin zuführten. Exenatid und Liraglutid gehören zu den GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP steht für Glucagon-like peptide-1), welches blutzuckersenkende Wirkstoffe zur Behandlung von Patienten mit Diabetes sind.

Insgesamt wurden 150 Personen mit Typ-2-Diabetes für diese Studie in ihrem realen Leben beobachtet. Nach 1 Jahr der Therapie mit entweder Exenatid plus Basalinsulin oder Liraglutid plus Basalinsulin konnte bei allen Personen eine Reduktion des Langzeitblutzuckerwertes gesehen werden (-0,7 % in der Exenatid-Gruppe, -0,8 % in der Liraglutid-Gruppe). Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bestanden nicht. Mehr Patienten in der Exenatid-Gruppe erreichten einen Langzeitblutzuckerwert von < 7 %, allerdings wiesen die Personen in der Exenatid-Gruppe bereits bei Studienbeginn mit 7,9 % einen niedrigeren Langzeitblutzuckerwert auf als die Personen in der Liraglutid-Gruppe mit 8,4 %. Personen aus beiden Gruppen erreichten ähnlich häufig einen Langzeitblutzuckerwert von < 6,5 %. Nach 1 Jahr konnten keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der Entwicklung des Körpergewichts, des Blutdrucks und der Blutfette beobachtet werden. Die Anzahl an Unterzuckerungen änderte sich ebenfalls nicht durch die Einnahme von entweder Exenatid oder Liraglutid.

Diese Studie, bei der Patienten mit Typ-2-Diabetes in ihrem realen Leben beobachtet wurden, zeigte, dass Exenatid ebenso wie Liraglutid zu einer guten Reduktion des Langzeitblutzuckerwertes beitragen, ohne das Risiko für Unterzuckerungen zu erhöhen. Damit bestätigt sich die Wirksamkeit von Exenatid und Liraglutid auch im realen Leben.

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