Multiple Sklerose

Depressionen und chronische Schmerzen bei Multipler Sklerose: Neue Studie soll Vorteile von kollaborativer Versorgung testen

Original Titel:
Improving the quality of depression and pain care in multiple sclerosis using collaborative care: The MS-care trial protocol

Bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) sind Depressionen oder chronische Schmerzen nicht unüblich. Sie nehmen dadurch mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch, profitieren weniger von Behandlungen und ihre Lebensqualität ist durch die Depression und/oder Schmerzen beeinträchtigt.

Für die Behandlung von Depressionen und Schmerzen gibt es bereits seit einigen Jahren einen neuen Ansatz, die sogenannte kollaborative Versorgung. Darunter versteht man die Zusammenarbeit mehrerer Gesundheitsfachleute (z. B. ein Arzt, ein geschulter Fallmanager sowie ein Experte für psychische Gesundheit) und dem Patienten. Ein Fallmanager kann zum Beispiel ein Mitarbeiter des Pflegepersonals sein, der von Ärzten, Psychiatern und Psychologen unterstützt und kontrolliert wird. Der Fallmanager hat regelmäßig Kontakt zum Betroffenen. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt und dem eingebundenen Spezialisten organisiert der Fallmanager die Versorgung des Betroffenen. Dabei sorgt der Fallmanager dafür, dass der Fokus der Behandlungen auf die Ziele und Prioritäten des Patienten abgestimmt ist. Die kollaborative Versorgung von Depressionen oder chronischen Schmerzen wird MS-Patienten aber oftmals nicht angeboten oder ist für sie nicht zugänglich. Darüber hinaus wurde die kollaborative Versorgung zwar bereits erfolgreich bei Patienten mit verschiedenen Erkrankungen angewandt, bisher aber noch nicht bei der Versorgung von MS-Patienten.

Das wollen Mediziner aus Washington nun ändern und haben eine Studie entworfen, mit der sie testen wollen, welche Vorteile die kollaborative Versorgung von Menschen mit MS, die an Depressionen und/oder Schmerzen leiden, hat und ob dieser Versorgungsansatz die Lebensqualität der Patienten, die Zufriedenheit der Patienten mit der Versorgung, die Einhaltung der Therapien (Therapietreue) und die Qualität der Versorgung verbessert.

Die Studie soll über 16 Wochen in einem ambulanten MS-Zentrum durchgeführt werden. Die Teilnehmer werden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe soll die übliche Standardversorgung erhalten, die andere Gruppe eine MS-spezialisierte kollaborative Versorgung. Teilnehmer, die die MS-spezialisierte kollaborative Versorgung erhalten, werden durch einen Fallmanager betreut, der die Umsetzung und Koordination einer richtlinienbasierten medizinischen Behandlung und verhaltenstherapeutischer Maßnahmen mit dem Patienten, Kliniken und Experten übernimmt. Der Kontakt zum Fallmanager soll regelmäßig telefonisch oder persönlich erfolgen, je nach Vorliebe des Patienten. Dabei bespricht der Fallmanager mit dem Patienten auch Strategien zum besseren Management der Symptome.

Die Mediziner wollen die Ergebnisse der kollaborativen Versorgung dann am Ende der 16 Wochen sowie in Nachuntersuchungen im folgenden halben Jahr mit den Ergebnissen der Standardversorgung vergleichen. Sie erhoffen sich, dass die Patienten, die die MS-spezialisierte kollaborative Versorgung erhalten, nach den 16 Wochen eine deutlich größere Kontrolle über Schmerzen und Depression haben, als die Vergleichsgruppe. Die Mediziner sind sicher, dass die weiterführenden Ergebnisse aus der Studie Klinikärzten, Führungspersönlichkeiten des Gesundheitswesens und politischer Entscheidungsträgern – aber auch Patienten selbst – dabei helfen werden, Entscheidungen über effektive Versorgung von Schmerzen und Depressionen bei Multipler Sklerose zu treffen.

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