Nach Studie bei Gesichtsfeldausfall

Kinder können wieder Tennis und Bowling spielen

Mediziner des Universitätsklinikums Tübingen veröffentlichen eine Studie mit Kindern, die unter Gesichtsfeldausfällen leiden. Durch ein Training lernen sie eine Strategie kennen, die es ihnen ermöglicht, ihr gesamtes Blickfeld zu erweitern, um somit besser zu sehen. Die Studie wurde im Fachmagazin PLOS ONE publiziert.

Bei Kindern, die eine Schädigung der Sehbahn, zum Beispiel aufgrund von Tumorerkrankungen oder epilepsiechirurgischen Eingriffen, erlitten haben, kommt es zu seitengleichen Gesichtsfeldausfällen (homonyme Hemianopsie). Vor beiden Augen fehlt dieselbe Hälfte des Gesichtsfelds. Die Folge: Auf der Seite des Ausfalls können die betroffenen Kindern Gegenstände oder Personen nicht wahrnehmen; ihr Sehvermögen ist massiv eingeschränkt. Unfälle und eine Einschränkung der Lebensqualität sind die Folgen. „Schätzungsweise sind in Deutschland jährlich mehrere hundert Kinder neu betroffen, weltweit sind es einige tausend“, sagt Stephan Küster von der Forschungseinheit für Visuelle Rehabilitation am Department für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Tübingen.

Die Tübinger Forscher führten nun erstmals eine Studie mit Kindern durch, die unter seitengleichen Gesichtsfeldausfällen leiden. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen nahmen sie an einem speziell konzipierten Computertraining für zuhause zur Rehabilitation ihres Gesichtsfeldausfalles teil. Hierbei lernten sie spielerisch ihre Augenbewegungen im gesamten Blickfeld einzusetzen und damit den Gesichtsfeldausfall auszugleichen. Die visuelle Rehabilitation verfolgt das Ziel, das Restsehvermögen zu optimieren.

22 Kinder mit Gesichtsfeldausfall trainierten mit dem Programm sechs Wochen, zweimal täglich 15 Minuten, an fünf Tagen in der Woche. Um Vergleichswerte für die Messungen zu erhalten, wurden ebenfalls 16 gesunde Kinder untersucht.

21 der 22 erkrankten Kinder zeigten eine Verbesserung der Suchzeiten während des Trainings. Die Untersuchung der Augenbewegungen in der Klinik zeigte, dass die Kinder nach der Therapie deutlich öfter in ihre blinde Seite schauen als vor dem Training und dies mit größeren und effizienteren Augensuchbewegungen tun. Die Kinder erlernten eine Strategie, wie sie schneller und effizienter suchen können.

„Wir haben gezeigt, dass die Strategie, die während des computergestützten Trainings entwickelt wurde, auch bei alltäglichen Aufgaben angewendet werden kann“, sagt Küster. Einige Kinder berichteten, dass sie im Alltag nun viel besser zurechtkommen. Ein Kind berichtete, dass es wieder Tennis spielen konnte, ein anderes Bowling.

Der Artikel im Fachmagazin PLOS ONE ist hier abrufbar.