Depression

Die verbleibende Zeit bestmöglich nutzen: ein spezialisiertes Depressionsprogamm für krebskranke Menschen fördert die Lebensqualität

Original Titel:
Does depression treatment improve the survival of depressed patients with cancer? A long-term follow-up of participants in the SMaRT Oncology-2 and 3 trials

Ein spezialisiertes Depressionsprogramm für Patienten mit Krebserkrankungen kann zwar wirkungsvoll gegen Depressionen helfen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern – eine Hilfe gegen die Krebserkrankung ist eine solche Behandlung aber wohl leider nicht. Trotzdem: selbst wenn antidepressive Programme nicht lebensverlängernd wirken, so können sie doch einen Beitrag leisten, die verbleibende Zeit so gut wie möglich zu nutzen.


Depressionen schaden Patienten, die an Krebs erkrankt sind, besonders. Frühere Studien fanden, dass krebskranke Menschen schlechtere Überlebenschancen haben, wenn sie auch unter diagnostizierter Depression leiden. Es liegt also nahe, anzunehmen, dass eine erfolgreiche Behandlung der Depressionen das Überleben der Patienten verlängern könnte. Aber ist das auch wirklich so? In zwei großen Studien zu Krebserkrankungen mit eher guter (SMaRT Oncology-2) oder eher weniger positiver Prognose (SMaRT Oncology-3) zeigte sich, dass ein spezialisiertes Depressionsprogramm für krebskranke Menschen effektiv die Begleiterkrankung Depression lindern konnte. Nun analysierten Wissenschaftler rund um Prof. Sharpe, Psychologe und Medizinforscher von der University of Oxford in Großbritannien, ob diese Behandlung auch das Überleben der Patienten beeinflusste.

Kann eine antidepressive Behandlung das Leben krebskranker Menschen verlängern?

Die Studien wurden in drei Krebszentren und den damit verbundenen Kliniken in Schottland durchgeführt. In beiden Studien konnten Patienten teilnehmen, die unter einer Krebserkrankung und begleitend unter unipolarer Depression litten. Patienten, die unter der Bipolaren Störung litten, konnten also nicht teilnehmen. Die Teilnehmer wurden zufällig entweder einer Teilnahme am Depressionsprogramm oder der Standardbehandlung zugewiesen. Bei der Zuordnung wurde allerdings darauf geachtet, dass Altersgruppen, Männer und Frauen sowie unterschiedliche Krebsarten ähnlich häufig in beiden Behandlungsgruppen vertreten waren. Die Patienten waren nicht darüber im Klaren, ob sie der Behandlungsgruppe oder einer Standardbehandlung zugewiesen waren. Die Wissenschaftler erfassten im Juli 2015 alle bis dahin erfolgten Todesfälle (unabhängig von einer Todesursache) in der Teilnehmergruppe. Die Depressionsbehandlung wurde dann mit Blick auf das Überleben der Patienten analysiert. Daraus berechneten die Forscher das jeweilige Risiko zu sterben für die Patienten im Depressionsprogramm und in der Standardbehandlung.

Depressionsprogramm oder Standardbehandlung für Patienten mit unterschiedlicher Prognose

642 Patienten nahmen zwischen Mai 2008 und Mai 2011 an der Untersuchung teil. Davon litten 500 Teilnehmer unter einer Krebserkrankung mit eher guter Prognose (SMaRT Oncology-2-Studie). 142 Teilnehmer aus der SMaRT Oncology-3-Studie litten dagegen unter aggressiverem Lungenkrebs. Die Beobachtung der Patienten und die Berechnung der Überlebensrate fand entsprechend in unterschiedlichen Zeiträumen statt: über 5 Jahre für die 500 Teilnehmer mit guter Prognose, und über 1 Jahr für die Teilnehmer mit schlechterer Prognose. 135 (27 %) der 500 Patienten mit guter Prognose und 114 (80 %) der 142 Teilnehmer mit schlechter Prognose starben in dem beobachteten Zeitraum. Machte das Depressionsprogramm dabei einen Unterschied? Leider nein: es gab keinen messbaren Effekt der antidepressiven Behandlung auf das Überleben. Dabei waren die Ergebnisse in beiden Patientengruppen, ob mit aggressivem oder besser behandelbarem Krebs, vergleichbar. Allerdings besserte sich die Lebensqualität der Patienten im Depressionsprogramm deutlich, wie bereits in früheren Studien gezeigt (Sharpe und Kollegen bzw. Walker und Kollegen, beide 2014 im medizinwissenschaftlichen Fachjournal The Lancet veröffentlicht). Die Patienten litten nach dem Depressionsprogamm auch messbar weniger unter Depressionen und Ängsten.

Depressionen behandeln verlängerte nicht das Überleben bei Krebserkrankungen, besserte aber die Lebensqualität

Ein spezialisiertes Depressionsprogramm für Patienten mit Krebserkrankungen kann also zwar wirkungsvoll gegen Depressionen helfen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern – eine Hilfe gegen die Krebserkrankung ist eine solche Behandlung aber wohl leider nicht. Trotzdem: selbst wenn antidepressive Programme nicht lebensverlängernd wirken, so können sie doch einen Beitrag leisten, die verbleibende Zeit so gut wie möglich zu nutzen.

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