Multiple Sklerose

Autoimmunerkrankungen treten in Familien mit mehreren MS-Fällen nicht häufiger auf

Original Titel:
No excess of autoimmune diseases in multiple sclerosis families from the Netherlands.

MedWiss – Autoimmunerkrankungen haben meist eine genetische Komponente. Daher kommen bestimme Autoimmunerkrankungen in manchen Familien häufiger vor, als in anderen. Doch wie häufig sind Autoimmunerkrankungen in Familien mit Familienmitgliedern mit Multipler Sklerose?


Von Autoimmunerkrankungen sprechen Ärzte, wenn sich das Immunsystem unseres Körpers gegen körpereigene Strukturen richtet. Durch die Angriffe entstehen Entzündungen, die letztlich zur Zerstörung von Organen, Nerven oder Gelenken führen. Zu den Autoimmunerkrankungen gehören z. B. Rheuma, Diabetes Typ-1, Schuppenflechte und eben Multiple Sklerose (MS).

In manchen Familien treten Autoimmunerkrankungen öfters auf

An der Entstehung einer Autoimmunerkrankung sind oft die Gene eines Menschen beteiligt. Manche Gene begünstigen die Entstehung einer Autoimmunerkrankung unter bestimmten Autoimmunerkrankungen. Da die Gene innerhalb der eigenen Familie vererbt werden können, könnten sie ein Grund sein, wieso in manchen Familien Autoimmunerkrankungen gehäuft auftreten.

Niederländische Forscher untersuchten MS-Multiplex-Familien

Niederländische Forscher haben nun untersucht, ob Autoimmunerkrankungen in Familien häufiger vorkommen, in denen zwei nah verwandte Menschen (ersten oder zweiten Grades) an MS erkrankt sind. Diese Familien werden als Multiplex-Familien bezeichnet, da bei ihnen mehrere (multiple) Fälle einer komplexen Erkrankung vorliegen. Die Forscher befragten 155 Multiplex-Familien mittels eines Fragebogens. Darin wurde das Vorkommen von elf verschiedenen Autoimmunerkrankungen in der Familie abgefragt. Insgesamt nahmen neben den 155 MS-Patienten 959 Verwandte ersten Grades und 212 Partner teil. Als Verwandte ersten Grades zählen alle Verwandten, die direkt mit einem Menschen verwandt sind, also Eltern und Kinder.

Statistische Auswertung zeigt keine Häufung von Autoimmunerkrankungen

In knapp 43 % der untersuchten Familien gab es mindestens einen Verwandten ersten Grades mit einer Autoimmunerkrankung. Insgesamt traten Autoimmunerkrankungen bei MS-Patienten (11 %), ihren Verwandten ersten Grades (11 %) und Kontrollen (5,2 %) nicht nachweislich unterschiedlich oft auf. Bezogen die Forscher Alter und Geschlecht mit ein, war das Risiko für eine Autoimmunerkrankung bei MS-Patienten nicht größer als das ihrer Verwandten ersten Grades, wenn man sie mit den nicht blutsverwandten Partnern verglich. Die Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen bei Müttern unterschied sich nicht von der bei Vätern, nachdem die Forscher in ihrer Berechnung Verzerrungen durch das Geschlecht der Teilnehmer berücksichtigt hatten. Das Vorkommen von Autoimmunerkrankungen wurde öfter bei Verwandten zweiten Grades mütterlicherseits als väterlicherseits berichtet.

Die Forscher fassen zusammen, dass obwohl in fast der Hälfte der untersuchten Multiplex-Familien eine weitere Autoimmunerkrankung vorkam, Autoimmunerkrankungen nicht häufiger bei MS-Patienten aus diesen Familien oder bei ihren Angehörigen ersten Grades im Vergleich zu den Partnern vorkamen.

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