Brustkrebs

Chemotherapie bei jungen Patientinnen – was hilft am besten, um ein frühzeitiges Einsetzten der Wechseljahre zu verhindern und weiterhin schwanger werden zu können?

Original Titel:
Fertility Preservation in Breast Cancer: Should Gonadotropin-Releasing Hormone Agonist be administered to All Premenopausal Patients Receiving Chemotherapy?

MedWiss Internationale Wissenschaftler bewerteten, wie gut sich GnRH-Agonisten bei jungen Brustkrebspatientinnen, die eine Chemotherapie erhalten, eignen, um ein frühzeitiges Einsetzen der Wechseljahre zu verhindern und die Fruchtbarkeit zu erhalten. Sie zeigten, dass GnRH-Agonisten wirksam vor verfrühten Wechseljahren schützten und möglicherweise auch zum Erhalt der Fruchtbarkeit beitragen. Brustkrebspatientinnen mit Kinderwunsch sollten für eine spätere Schwangerschaft sicherheitshalber aber Eizellen einfrieren lassen, da dies die derzeit beste Chance für eine spätere Familiengründung ist.


Bei Brustkrebspatientinnen kann eine Chemotherapie zu einer frühzeitigen Ovarialinsuffizienz und einer eingeschränkten Fruchtbarkeit führen. Im Normalfall tritt eine Ovarialinsuffizienz erst nach den Wechseljahren auf. Zu diesem Zeitpunkt sind die Eibläschen im Eierstock (= Ovar) verbraucht und es werden keine weiblichen Geschlechtshormone mehr produziert. Leiden Brustkrebspatientinnen durch die Chemotherapie an einer frühzeitigen Ovarialinsuffizienz, bedeutet dies, dass sie vorzeitig die Wechseljahre erreichen.

Vor einer Chemotherapie: Schutz der Eierstöcke ist wichtig

Um die Eierstöcke von Brustkrebspatientinnen, die noch nicht die Wechseljahre erreicht haben, bei einer Chemotherapie zu schützen, können Medikamente eingesetzt werden, die GnRH-Agonisten genannt werden. Sie verhindern vorübergehend die Ausschüttung von Hormonen, die die Reifung der Eizellen in den Eierstöcken und die Hormonbildung der Eierstöcke anregen. Auf diesem Wege soll die Empfindlichkeit des Eierstocks gegenüber einer Chemotherapie reduziert werden.

In den letzten Jahren häufen sich Forschungsergebnisse, die zeigen, dass GnRH-Agonisten auch für Brustkrebspatientinnen vorteilhaft sein könnten, die keine Kinder bekommen möchten oder die in näherer Zukunft ihre Wechseljahre erreichen.

Was ist die derzeit beste Therapie für prämenopausale Brustkrebspatientinnen, die eine Chemotherapie erhalten, um ein frühzeitiges Einsetzen der Wechseljahre zu verhindern und die Fruchtbarkeit der Frauen zu erhalten?

Internationale Wissenschaftler haben sich nun einmal die Datenlage zu den GnRH-Agonisten angeschaut, um bewerten zu können, ob diese effektiv eine frühzeitige Ovarialinsuffizienz verhindern und die Fruchtbarkeit von Brustkrebspatientinnen erhalten können.

GnRH-Agonisten verhindern wirksam ein vorzeitiges Einsetzen der Wechseljahre

Nach intensiver Analyse der Literatur kommen die Wissenschaftler zu der Schlussfolgerung, dass große Studien der letzten Jahre die schützende Rolle der GnRH-Agonisten bestätigen. Die Autoren empfehlen, dass alle Brustkrebspatientinnen, die eine Chemotherapie erhalten, zum Schutz vor einer frühzeitigen Ovarialinsuffizienz GnRH-Agonisten nutzen. Denn durch die GnRH-Agonisten können Wechseljahresbeschwerden und der Abbau von Knochendichte gemindert werden. Deshalb sind die GnRH-Agonisten nicht nur für Brustkrebspatientinnen, die Kinder bekommen möchten, sondern auch für die Patientinnen, die keinen Kinderwunsch haben oder bald ihre Wechseljahre erreichen, zu empfehlen.

Brustkrebspatientinnen mit Kinderwunsch sollten ihre Eizellen einfrieren lassen

Die Wissenschaftler kommen auch zu dem Schluss, dass die Forschung der letzten Jahre zeigt, dass nicht ausreichend sicher belegt ist, dass GnRH-Agonisten die Fruchtbarkeit der Frauen aufrechterhalten können. Studien zeigen positive Effekte der GnRH-Agonisten auf die Fruchtbarkeit, diese sind aber nicht eindeutig genug. Patientinnen, die Kinderwunsch haben, sollten daher auf die derzeit beste Möglichkeit für eine spätere Schwangerschaft, die Kryokonservierung von Eizellen, zurückgreifen. Bei der Kryokonservierung werden die Eizellen tiefgefroren, sodass sie zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden können. Zusätzlich zu der Kryokonservierung der Eizellen kann den Frauen die Nutzung der GnRH-Agonisten empfohlen werden. Und Frauen, die sich gegen eine Kryokonservierung entscheiden, die keine Möglichkeiten dafür haben oder bei denen medizinische Gründe dagegensprechen, sollten die GnRH-Agonisten empfohlen werden, da die Wissenschaftler diese als zweitbeste Möglichkeit zum Erhalt der Fruchtbarkeit einstufen.

Schlussfolgernd zeigt diese Literaturanalyse von internationalen Wissenschaftlern, dass GnRH-Agonisten das erste Mittel der Wahl sind, um bei Brustkrebspatientinnen, die die Wechseljahre noch nicht erreicht haben und die eine Chemotherapie erhalten, eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz zu verhindern. Um die Möglichkeit auf eine Schwangerschaft trotz Chemotherapie beizubehalten, empfehlen die Wissenschaftlern den Frauen, ihre Eizellen einfrieren zu lassen und zusätzlich GnRH-Agonisten zu verwenden. Sprechen Gründe gegen ein Einfrieren der Eizellen, sollte mit GnRH-Agonisten therapiert werden, da diese vermutlich auch dazu beitragen können, die Fruchtbarkeit der Frauen zu erhalten.

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