Systematische Literaturübersicht zu Cariprazin: Welche Wirkung, welche Nebenwirkung wäre möglich?

Original Titel:
Use of cariprazine in psychiatric disorders: A systematic review.

MedWiss – Cariprazin, im Mai 2019 in den USA zur Behandlung bipolarer Depression zugelassen, unterscheidet sich von anderen Antipsychotika: es bindet an andere Arten von Rezeptoren im Nervensystem und scheint dadurch ein anderes Wirkspektrum hervorzubringen. Eine systematische Literaturübersicht zeigt auf, dass Cariprazin wirksam und gut verträglich zur Behandlung von Patienten mit Psychosen, Manien und Depression eingesetzt werden kann.


Cariprazin ist in Europa bereits zugelassen zur Behandlung von Schizophrenie. Aktuell wird es auch bei der Bipolaren Störung untersucht, war in den USA bereits für manische Phasen und gemischte Episoden zugelassen und wurde dort im Mai 2019 zusätzlich zur Behandlung Bipolarer Depression zugelassen. Die Substanz unterscheidet sich von anderen Antipsychotika: es bindet an andere Arten von Rezeptoren im Nervensystem und scheint dadurch ein anderes Wirkspektrum hervorzubringen (Mazza et al., 2018 im Fachjournal CNS & Neurological Disorders – Drug Targets erschienen).

Welche Wirkung, welche Nebenwirkung wäre möglich mit Cariprazin?

Da auch zukünftig eventuell auch in Europa die Behandlung einer Bipolaren Störung mit Cariprazin möglich sein wird, stellt sich die Frage für Betroffene: Was sagt die aktuelle Forschung insgesamt zu der Substanz Cariprazin, welche Wirkung, welche Nebenwirkung wäre möglich? Dazu führten Forscher nun eine systematische Literaturrecherche und Übersicht durch.

Dazu durchsuchten sie die medizinwissenschaftlichen Datenbanken PubMed, MEDLINE, PsycINFO, EMBASE und Cochrane collaboration nach Veröffentlichungen in englischer Sprache bis Ende 2016.

Systematische Literaturübersicht zur Wirkung von Cariprazin

Die Experten ermittelten 11 Veröffentlichungen zur Behandlung psychiatrischer Erkrankungen mit Cariprazin. Vier dieser Untersuchungen ermittelten Sicherheit und Wirksamkeit der Substanz bei der Bipolaren Störung. Eine Studie untersuchte seinen Einsatz als ergänzende Behandlung zu Antidepressiva bei der unipolaren Depression. Drei Studien ermittelten den Nutzen von Cariprazin bei akuten Schüben der Schizophrenie.

In den Untersuchungen wurden unterschiedliche Vergleichsmittel genutzt. Zwei Studien verglichen die Wirkung von Cariprazin mit Risperidon oder Aripiprazol. In anderen Untersuchungen wurde das Mittel mit einem Placebo (Scheinbehandlung) verglichen.

Im Studienvergleich zeigte sich Cariprazin wirksamer als Placebo bei der Behandlung akuter Manien, gemischter Episoden und akuter Psychosen. Außerdem deuteten die Ergebnisse auch auf die Wirksamkeit als Ergänzung zu einem Antidepressivum bei Depressionen.

Das Nebenwirkungsprofil untersuchten Ketter und Kollegen (Ketter et al., 2018 in der Fachzeitschrift Journal of affective disorders erschienen): In einer offenen Studie erhielten Patienten Cariprazin in Dosierungen zwischen 3 mg und 12 mg pro Tag für bis zu 16 Wochen. Weniger als 10 % der Patienten berichteten sedierende Effekte (Benommenheit oder Schläfrigkeit) und etwa 7 % der Patienten nahmen an Gewicht zu. Häufiger trat die Sitzunruhe (Akathisie) auf: immerhin bei jedem dritten Patienten. Diese Nebenwirkung führte aber nur bei weniger als 5 % der Teilnehmer zum Abbruch der Behandlung.

Wirksam und verträglich bei einem breiten Spektrum typischer Symptome der Bipolaren Störung

Im Überblick der bisherigen Forschung erscheint Cariprazin damit wirksam und gut verträglich zur Behandlung von Patienten mit Psychosen, Manien und Depression.

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