Depression

Häufig schwache Leistung von Antidepressiva – geht das besser mit ergänzender Akupunktur?

Original Titel:
Manual or electroacupuncture as an add-on therapy to SSRIs for depression: A randomized controlled trial.

Kurz & schlüssig

  • Antidepressiva wie SSRI wirken häufig nicht ausreichend
  • Ergänzende Akupunktur in randomisierter Studie
  • Untersuchung von fast 500 Patienten zeigte bessere antidepressive Wirkung mit Akupunktur

MedWiss – Viele depressive Patienten erreichen keine ausreichende Verbesserung ihrer Symptome mit typischen Antidepressiva wie etwa SSRI. Ob die SSRI-Wirkung mit begleitender Akupunktur verbessert werden kann, war bisher aber nicht ausreichend belegt. Chinesische Forscher zeigten nun in einer randomisierten kontrollierten Studie bessere SSRI-Wirkung und häufigere Remission (Symptomfreiheit) mit ergänzender Akupunktur.


Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, nach dem englischen Begriff abgekürzt als SSRI (selective serotonin reuptake inhibitors) bekannt, sind Antidepressiva, die häufig als erste Mittel bei ausgeprägter Depression verschrieben werden. Allerdings erreichen mit diesen Mitteln etwa 60 % der Patienten keine ausreichende Verbesserung ihrer Symptome. Bisherige Hinweise auf eine Verbesserung dieser Wirkung und bessere Verträglichkeit der Medikamente durch Akupunktur sind bislang nicht ausreichend durch wissenschaftliche Daten belegt.

Häufig schwache Leistung von Antidepressiva – geht das besser mit Akupunktur?

Chinesische Forscher führten daher nun eine randomisierte kontrollierte Studie durch, in der die Behandlung von Depression mit SSRI untersucht wurde. Um die ergänzende Wirkung von Akupunktur zu ermitteln, wurden stark depressive Patienten zufällig entweder der Therapie mit SSRI allein, ergänzt mit manueller Akupunktur, oder ergänzt mit Elektroakupunktur zugeordnet. Diese Behandlungen wurden jeweils über 6 Wochen hinweg durchgeführt. Eine Nachbeobachtung erfolgte anschließend für weitere 4 Wochen. Der Schweregrad der Depression wurde jeweils mit der Depressionsbewertungsskala HAM-D zu Beginn der Untersuchung und nach 6 Wochen bestimmt. Dabei wurde eingeschätzt, wie viele Patienten eine Linderung der depressiven Symptome erlebten (Ansprechrate), wie viele Patienten nach der Behandlung symptomfrei waren (Remissionsrate), wie stark die Patienten selbst ihre Depression einschätzten, und wie stark sie der behandelnde Arzt einschätzte. Außerdem wurden eventuelle Nebenwirkungen bewertet und die Dosierungen der Medikamente verglichen.

Behandlungsstudie mit fast 500 depressiven Patienten in drei Vergleichsgruppen

Insgesamt nahmen 477 Patienten an der Studie teil. 161 der Betroffenen erhielten die manuelle Akupunktur ergänzend zu den Medikamenten, 160 Patienten erhielten die Elektroakupunktur zusätzlich zu den SSRI, und 156 Patienten nahmen ausschließlich SSRI ein. Die Ansprechrate (verbesserte Depression in der HAM-D-Skala nach 6 Wochen) war bei beiden Gruppen mit ergänzender Akupunktur besser als nur mit den Medikamenten. Mit der zusätzlichen Akupunkturbehandlung schätzten die Patienten auch ihre eigene Depression nach 6 Wochen als milder ein als zuvor und wurden auch vom begutachtenden Arzt als gesünder eingestuft. Die Remissionsrate unterschied sich zwischen Elektroakupunktur und SSRI allein – die Art der Akupunktur schien also auch relevant zu sein. Für die Höhe der notwendigen SSRI-Dosierungen schien die Methode der Akupunktur dagegen unerheblich zu sein: sowohl manuell als auch elektronisch zeigte sich ein verstärkender Effekt der antidepressiven Behandlung, der eine geringere Dosis der Medikamente im Vergleich zur ausschließlichen SSRI-Behandlung ermöglichte. Die SSRI-Wirkung mit begleitender Akupunktur war also durchweg besser also ohne begleitende Akupunktur. Ernste Nebenwirkungen der Akupunktur wurden nicht gefunden.

Bessere SSRI-Wirkung mit begleitender Akupunktur

Damit zeigte die Untersuchung einen messbaren Vorteil der ergänzenden Akupunktur bei der antidepressiven Behandlung mit SSRI-Medikamenten. Sowohl manuelle als auch Elektroakupunktur können demnach die notwendige Dosis der Medikamente senken und die Wirksamkeit steigern. Die Behandlung ist nach diesen Ergebnissen gut verträglich und stellt somit eine risikoarme Option zur Verbesserung der Therapie dar.

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