COVID-19 / Erkrankung

Hilft Vitamin D-Gabe schwer erkrankten COVID-19-Patienten?

Original Titel:
Effect of a Single High Dose of Vitamin D3 on Hospital Length of Stay in Patients With Moderate to Severe COVID-19

Kurz & fundiert

  • Hilft Vitamin D-Gabe schwer erkrankten COVID-19-Patienten?
  • Randomisierte kontrollierte Multizentrenstudie mit hochdosiertem Vitamin D3
  • Keine signifikante Verkürzung der Krankenhausbehandlung

 

MedWiss – Vitamin D wird seit Beginn der Coronavirus-Pandemie als möglicher hilfreicher Faktor diskutiert. Ob eine einzelne hochdosierte Gabe von Vitamin D3 die Dauer einer Krankenhausbehandlung bei Patienten mit moderatem bis schwerem COVID-19 verkürzen könnte, untersuchte eine randomisierte klinische Studie. Demnach reduzierte hochdosiertes Vitamin D3 den Krankenhausaufenthalt der Patienten nicht signifikant im Vergleich zu einem Placebo.


Vitamin D wird seit Beginn der Coronavirus-Pandemie als möglicher hilfreicher Faktor diskutiert. Dies kommt besonders aus frühen Untersuchungen, die zeigten, dass besonders schwer erkrankte Patienten häufig auch Vitamin-D-Mangel aufwiesen. Ob Vitamin D allerdings auch zur Behandlung bei COVID-19 eine Rolle spielen könnte, ist unklar. Welchen Effekt hat eine einzelne hochdosierte Gabe von Vitamin D3 auf die Dauer einer Krankenhausbehandlung bei Patienten mit moderatem bis schwerem COVID-19? Dies untersuchten Forscher nun in einer randomisierten klinischen Studie.

Hilft Vitamin D-Gabe schwer erkrankten COVID-19-Patienten?

In der Studie in zwei brasilianischen Kliniken wurde im Doppelblind-Verfahren hochdosiertes Vitamin D3 (200 000 IU) mit einem Placebo verglichen. Patienten mit moderatem bis schwerem COVID-19 wurden zwischen 2. Juni 2020 und 27. August 2020 in die Studie aufgenommen. Die abschließende Nachbeobachtung erfolgte am 7. Oktober 2020. Vorrangig wurde die Dauer des Krankenhausaufenthalts analysiert. Diese wurde ab Randomisierung bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus definiert. Ebenfalls wurden die Sterblichkeit im Krankenhaus, die Zahl der intensivpflichtig gewordenen Patienten, die Zahl der mechanisch beatmeten Patienten und die Beatmungsdauer sowie Blutwerte wie 25-Hydroxyvitamin D, Gesamt-Kalzium, Creatinin und C-reaktives Protein bestimmt.

Randomisierte kontrollierte Multizentrenstudie mit hochdosiertem Vitamin D3

240 Patienten in Krankenhausbehandlung wegen moderatem bis schwerem COVID-19 erhielten zufällig entweder eine einzelne Dosis von 200 000 IU Vitamin D3 (n = 120) oder Placebo (n = 120).

Von diesen Patienten wurden 237 in der primären Analyse berücksichtigt. Die Patienten waren im Mittel 56,2 (+/- 14,4) Jahre alt, 104 (43,9 %) waren Frauen. Der Vitamin D-Spiegel der Patienten lag zu Beginn im Schnitt bei 20,9 (Standardabweichung 9,2) ng/ml (25-Hydroxyvitamin D).

Die mediane Aufenthaltsdauer im Krankenhaus unterschied sich nicht signifikant zwischen Patienten in der Vitamin D3-Gruppe und in der Placebo-Gruppe.

  • Vitamin D3: 7,0 Tage; Interquartiler Bereich: 4,0 – 10,0 Tage
  • Placebo: 7,0 Tage; Interquartiler Bereich: 5,0 – 13,0 Tage

Die Differenz zwischen Vitamin D3-Gruppe und Placebo-Gruppe war nicht signifikant mit Blick auf

  • Versterben im Krankenhaus: Vit D: 7,6 % vs. Placebo: 5,1 %; Differenz: –2,5; 95 % Konfidenzintervall, CI: –4,1 % – 9,2 %; p = 0,43
  • Intensivpflicht: Vit D: 16,0 % vs. Placebo: 21,2 %; Differenz: –5,2 %; 95 % CI: –15,1 % – 4,7 %; p = 0,30
  • Mechanische Beatmung: Vit D: 7,6 % vs. Placebo: 14,4 %; Differenz: –6,8 %; 95 % CI: –15,1 % –1,2 %; p = 0,09

Die durchschnittliche Menge an Vitamin D im Blut der Patienten (25-Hydroxyvitamin D) erhöhte sich dagegen signifikant mit der Einzeldosis Vitamin D3 (44,4 ng/ml) vs. Placebo (19,8 ng/ml). (Differenz: 24,1 ng/ml; 95 % CI: 19,5 – 28,7; p < 0,001). Es traten keine unerwünschten Ereignisse auf bis auf einen Fall von Erbrechen mit der Intervention.

Keine signifikante Verkürzung der Krankenhausbehandlung

Demnach reduzierte hochdosiertes Vitamin D3 den Krankenhausaufenthalt der Patienten nicht signifikant im Vergleich zu einem Placebo. Die Studie bietet somit keine Unterstützung für die Idee, dass hochdosiertes Vitamin D3 zur Behandlung von moderatem bis schwerem COVID-19 bei Patienten in Krankenhausbehandlung hilfreich sein könnte.

[DOI: 10.1001/jama.2020.26848]

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