Long Covid: Neue epidemiologische Studie startet

Gemeinsames Projekt der baden-württembergischen Universitätskliniken

Das Universitätsklinikum Tübingen ist startklar für den Beginn der vom Land geförderten EPILOC-Studie. Sie untersucht mögliche verzögerte Heilung und bleibende Beschwerden Monate nach akuter SARS-CoV-2-Infektion, auch Long Covid genannt. Im Rahmen dieser Studie werden in den Landkreisen Tübingen, Reutlingen, Zollernalbkreis sowie in den Regionen Heidelberg, Ulm und Freiburg Fragebögen an ehemalige Covid-19-Erkrankte verschickt. Mithilfe einer möglichst regen Teilnahme der befragten Patientinnen und Patienten – insbesondere auch derer ohne bleibende Beschwerden – hoffen die an der Studie teilnehmenden Zentren, dieses noch schlecht verstandene Krankheitsbild besser einordnen und behandeln zu können. Die Universitätskliniken Baden-Württemberg spielen hier eine Pilotrolle, da eine solcherart umfassende Studie bisher einzigartig ist.

Einige Patientinnen und Patienten berichten über eine verzögerte Heilung und bleibende Beschwerden Wochen bis Monate nach akuter SARS-CoV-2-Infektion. Neben Brustschmerzen und Luftnot bzw. Erschöpfung bei Belastung stehen dabei auch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Dieses Krankheitsbild – vielfach Long Covid genannt – und seine Behandlung sind bisher noch nicht ausreichend erforscht. Die Universitätskliniken in Baden-Württemberg haben daher spezielle Ambulanzen für die Versorgung der Betroffenen, aber auch zur besseren Erforschung von Long Covid eingerichtet. Die Landesregierung fördert diese sogenannte EPILOC-Studie, in welcher Art und Häufigkeit von langanhaltenden Beschwerden nach Covid-19 genauer ermittelt werden sollen, mit dem Ziel, wirksame Therapien zu entwickeln.

In der ersten Studien-Phase werden von ausgesuchten Gesundheitsämtern im Einzugsbereich der Universitätskliniken die Fragebögen an ehemals Covid-19-Erkrankte verschickt. Diese sollen bereits im September ausgewertet und ausgewählte Betroffene zu einer ambulanten Untersuchung in das jeweilige Universitätsklinikum eingeladen werden. Die diagnostischen Tests, mit denen die Beschwerden näher untersucht werden können, sollen auch ehemaligen SARS-CoV-2-Patienten und -Patientinnen ohne solche Beschwerden angeboten werden. Welche Faktoren bei den Long Covid-Patientinnen und -Patienten für die langanhaltenden Beschwerden und fehlende Erholung verantwortlich sind, soll über den Vergleich der Ergebnisse in diesen beiden Gruppen erforscht werden.

Zum Studienablauf

Im Rahmen des Projekts erhalten in den nächsten Tagen rund 4.000 der im letzten Winter mit dem Coronavirus Infizierten des Landkreises Tübingen einen Brief mit einem Fragebogen. Dieses Schreiben wird in den kommenden Wochen auch im Zollernalbkreis an circa 3.000 weitere Patientinnen und Patienten, im Kreis Reutlingen an circa 6.000 Patientinnen und Patienten sowie an Patientinnen und Patienten in den Regionen um Heidelberg, Freiburg und Ulm verschickt. Der Fragebogen beinhaltet Angaben zur damaligen SARS-CoV-2-Infektion, zur Entwicklung der Beschwerden bis heute sowie zur aktuellen Gesundheitssituation und Lebensqualität. Das Ausfüllen des Fragebogens beansprucht circa 15 Minuten. Die Rücksendung ist gebührenfrei, die Kosten werden vom Empfänger getragen. Auch ehemals Infizierte mit mildem Krankheitsverlauf oder ohne langanhaltende Beschwerden werden gebeten, den Fragebogen auszufüllen.

Der Forschungsbedarf sei sehr hoch, teilte die mit dem Projekt beauftragte Ärztin Dr. Siri Göpel vom Universitätsklinikum Tübingen mit. Man könne mit dieser großen bevölkerungsbezogenen Studie in Baden-Württemberg auf besondere Weise rasch zu einem besseren Verständnis des Krankheitsbildes und zur Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten beitragen. Das Gesundheitsamt unterstützt die Studie und bittet um rege Teilnahme.

Die Teilnahme an der Erhebung und späteren Untersuchung ist freiwillig. Für die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse ist eine zahlreiche Teilnahme wichtig – auch wenn keine Beschwerden vorhanden waren oder sind. Ansprechpartner für die Erhebung sind die in den jeweiligen Universitätskliniken für die Long Covid-Ambulanz verantwortlichen Ärztinnen und Ärzte oder die Projektleiter Prof. Winfried Kern (Uniklinikum Freiburg) und Prof. Hans.-Georg Kräusslich (Uniklinikum Heidelberg).

Auskunft erhalten Interessenten auch über EPILOC@uniklinik-freiburg.de.